Gina Lisa Lohfink wurde als Lügnerin gebrandmarkt, der Vorwurf der Vergewaltigung fallen gelassen. Was wirklich geschah, wissen nur die Beteiligten. Das Netz ist empört und spaltet sich in Lager: Hat Gina gelogen oder nicht? Der Richter hat keinen Zweifel. Ich schon, weil ich genau weiß, wie es sich anfühlt, wenn dir keiner glaubt…

Recht und Gerechtigkeit gehen nicht immer Hand in Hand. Diese Erfahrungen musste Studentin Bianca* machen, die von ihrem Ex-Freund vergewaltigt worden ist und nun auch noch die Rechnung zu tragen hat. Bianca hat das Vertrauen in den sogenannten Rechtsstaat verloren. Das verstehe ich. Auch ich habe schlechte Erfahrungen mit Missbrauch gemacht und fühlte mich von Vater Staat, der angeblich über uns wachen sollte, im Stich gelassen. Damals war ich gerade Mal 6 Jahre alt. Bianca war zu dem Zeitpunkt 16 – was nicht minder schlimm ist. Beide haben wir keine Gerechtigkeit erfahren. Was uns genommen wurde, wird uns niemand jemals wiedergeben können. Auch kein Geld der Welt, keine Rache, nichts wird uns unsere Unbeschwertheit wieder zurückbringen. Gerechtigkeit jedoch hätte uns ein Stück weit Vertrauen in die Menschen zurückgegeben. Das ist nun für immer verloren… Schlimmer noch: Bianca knabbert nicht nur psychisch daran, sie muss nun auch noch etliche Anwaltskosten tragen, weil sie sich getraut hat zu kämpfen. Nun hat sie neben ihrem Glauben in die Menschen auch viel Geld verloren – Geld, welches sie nicht hat.

Kleines Vorwort zu Bianca

Wie es dazu kam, wird euch Bianca nun selbst erzählen. Sie hat ihre Geschichte aufgeschrieben und sich bereit erklärt, dass ich sie veröffentlichen darf. Vorneweg: Ich habe großen Respekt vor Bianca, die ihre Geschichte bereitwillig erzählt. Aus eigener Erfahrung kann nachempfinden, wie schwierig es sein musste. Daher geht sie auch nicht so sehr in Detail, wenn es um den Missbrauch geht – was ich durchaus angemessen finde. Ich hoffe, ihr habt dafür Verständnis. Und bitte versucht nicht zu hart zu urteilen, weil manch Handlung vielleicht irrational erscheinen mag. Bianca hatte schon vor dem Missbrauch mit Depressionen zu kämpfen, ausgelöst durch schwierige Familienverhältnisse. Was ich meine? Ihr werdet verstehen…

Eine Narbe, die sich niemals schließen wird

Ich wurde darum gebeten meine Geschichte aufzuschreiben. Aber ich weiß nicht ob sie jemand hören will. Es ist eine Geschichte voller Verzweiflung und Wut. Eine, die am deutschen Rechtssystem zweifeln lässt. Eine Geschichte, die mich Tag und Nacht einholt und die ich wohl niemals vergessen werde.

Ich weiß auch nicht wo ich anfangen sollte und was ich alles preisgeben sollte, aber ich fange am besten von Anfang an an… Also: Ich bin 17 Jahre alt und habe mich vor gut 8 Monaten von meinem ‚Freund‘ getrennt. Bis dato war ich zweieinhalb Jahre mit ihm zusammen – und habe die Hölle durchgemacht. Er war eifersüchtig, verbot mir jeglichen Kontakt zu männlichen Personen. Er machte meine Freundinnen mir gegenüber schlecht und sorgte dafür, dass ich keinen Kontakt mehr zu niemandem hatte. Nur in der Schule konnte ich mich einigermaßen normal verhalten und mit meinen „Freunden“ reden. Ich durfte nicht einmal meine Schwester und Nichte besuchen….

Er war ein Kontrollfreak. Er durchsuchte jeden Tag mein Handy und mein Facebook nach irgendwelchen Hinweisen, dass ich ihn betrüge oder sonst irgendwas, nur um sauer sein zu können. Aber das ist nicht alles… Er schlug mich. Oft. Wegen Kleinigkeiten. Und ich habe geschwiegen.

Ich habe niemandem etwas davon erzählt und bedeckte die blauen Flecken vor meiner Familie und in der Schule – ich mache mir immer noch Vorwürfe… Hätte ich etwas gesagt und mich jemandem anvertraut, dann wäre alles andere, was noch kam, nie passiert. Jedes Mal, wenn er zuschlug und ich am Ende weinend und zitternd am Boden lag, kam er zu mir und versuchte mich zu trösten und beteuerte, dass er das nicht wollte. Paradox oder? Ich weiß bei Gott nicht, wie ich so dumm sein konnte. Aber das hatte genau genommen mit Dummheit nichts zu tun: Er schüchterte mich mit seinen Wutanfällen, seiner Kontrolle und seiner Art ein. Ich werde niemals seinen Gesichtsausdruck vergessen, wenn er wütend wurde. Ich werde niemals vergessen was er alles zu mir gesagt hat, wie er mich fertiggemacht hat und mich zerstört hat.

Ich erinnere mich noch haargenau an eine der schlimmsten Situationen: Natürlich war ich wieder der Auslöser für einen Wutausbruch, ich stand an meiner einen Zimmerwand und betete, dass er sich endlich beruhigt. Aber dem war nicht so. Er holte mit seiner Faust aus und zielte auf meinen Kopf. Ich konnte mich noch ducken, denn, wenn ich heutzutage das „Loch“ in meiner Wand betrachte, will ich gar nicht wissen, was mit meinem Kopf passiert wäre…

Vielleicht denken sich jetzt viele, dass ich richtig dumm gewesen sein muss, dass ich doch zu meinen Eltern hätte gehen können (übrigens ist meine Mutter alleinerziehend, ich habe noch zwei kleine Brüder und mein Vater schert sich einen Dreck um uns), aber das ist alles nicht so einfach. Was genau der Grund für mein Schweigen war, erkläre ich später. Jetzt will ich erst einmal erklären, wie das alles zu Ende ging…

Er fing mich auf dem Weg zur Nachhilfe ab

Diese Tage werde ich niemals vergessen: Es war Montag, der 07.12… Ich war gerade mit einer Freundin auf dem Weg zu meinem Nachhilfeschüler. Auf einmal tauchte mein Ex-Freund auf und machte gute Miene zum bösen Spiel – er umarmte und küsste mich und tat so, als wäre alles in bester Ordnung, aber dem war nicht so. Denn als meine Freundin sich verabschiedete und nicht mehr in Sicht war, rastete mein Ex-Freund mal wieder aus. Er habe mich mit einem Typen gesehen. Ja, am selben Tag stand ich mit einem guten Freund vor meiner Schule. Wir redeten über die Schule und rauchten eine (wegen meinem Ex fing ich an zu rauchen) – eigentlich relativ belanglos. Aber mein Ex-Freund glaubte mir das nicht. Er ließ mich nicht in das Mehrfamilienhaus, wo mein Nachhilfeschüler schon wartete. Ich zwängte mich vorbei und das war ein Fehler. Denn er schlug und trat auf mich ein, schmiss mich gegen eine Wand im Treppenhaus. Voller Wut und Verzweiflung sagte ich ihm, dass es vorbei sei und dass ich ihn nie wiedersehen wolle. Und das war Grund genug um nochmal zuzuschlagen. Irgendwie, aber ich ­­weiß nicht wie, schaffte ich es in die Wohnung von meinem Nachhilfeschüler und weinte. Ich schrie und weinte und wusste nicht, was ich tun sollte. Die Mutter von meinem Nachhilfeschüler wusste sofort um was es gi­­­­ng, denn sie kannte meine Geschichte schon. Sie machte nämlich ähnliches durch – war ähnlich gelähmt.Nein heißt Nein - vergewaltigt und im Stich gelassen

Jedenfalls wusste ich einfach nicht mehr weiter und wartete bis beinahe Mitternacht, bis ich mich aus dem Haus traute und mich auf den Heimweg machte. Glücklicherweise war er nirgendwo zu sehen. Aber die folgenden Tage war die Hölle pur. Er kam mit zu meiner Nachhilfe und wollte mit mir reden und mich wieder einschüchtern, aber diesmal blieb ich standhaft. Ich wollte und konnte nicht mehr. Wenn ich länger bei ihm geblieben wäre, dann könnte ich nicht sagen, ob ich jetzt noch am Leben sein würde oder nicht… Traurig und schockierend, wenn ich das Revue passieren lasse – aber wahr.

Am Donnerstag in derselben Woche hatte ich mit ihm vereinbart, dass ich wenn ich endlich zuhause war, seine Sachen zusammenpacken und ihm vor die Tür stellen würde. Aber auf dem Weg nach Hause passte er mich ab. Wir liefen gemeinsam zu mir – ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Bei mir daheim angekommen war ich gerade dabei seine Klamotten und andere Gegenstände zusammen zu suchen, als er meinen kleinen Bruder dazu aufforderte das Zimmer zu verlassen. Was dann folgte hätte ich ihm bis dato niemals zugetraut. Er vergewaltigte mich.

Er schloss die Tür und packte mich an den Schultern. Er drohte mir, dass er mich umbringen würde und ich war wie gelähmt. Weil dazu wäre er ganz sicher in der Lage gewesen. Er befahl mir mich auszuziehen aber ich tat es nicht, also riss er mir die Kleider vom Leib. Er warf mich auf mein Bett und penetrierte mich. Ich versuchte ihn von mir zu werfen und hämmerte gegen seine Brust, aber er hörte nicht auf.

Ich kam mir hilflos vor und versuchte zu schreien, aber es hörte sich nur wie ein wimmern an. Ich weinte und er lachte die ganze Zeit. Er drehte und wendete mich wie es ihm gerade passte und er war grob. Sehr grob. Es fühlte sich an, als würden Jahre vergehen, bis er fertig war (mit der Intuition mich zu schwängern hatte er in mich abgespritzt, wie er mir in einer SMS ein paar Tage später verriet) und verschwand.

Völlig neben mir wusch ich all die Scham von mir ab

Ich stand vollkommen neben mir, hatte nicht die leiseste Ahnung was ich tun sollte… Nachdem ich mich wieder einigermaßen gesammelt hatte und mit der Hoffnung, dass er mich für immer zufriedenlassen würde, ging ich duschen, damit ich seinen Geruch und all das was passiert war irgendwie von mir abwaschen konnte. Natürlich schwieg ich wieder. Ich weinte die ganze Nacht und ließ mich nicht mehr bei meiner Familie blicken. Aber wie gesagt war ich voller Hoffnung, dass er mich nie wieder belästigen würde. Doch wie immer irrte ich mich. Denn bereits am nächsten Abend stand er wieder bei mir in der Wohnung und wollte mich dazu zwingen mit ihm duschen zu gehen. Ich sagte mehrmals nein und schaffte es heimlich meiner Freundin zu schreiben, die eine grobe Ahnung davon hatte, was er mir bereits angetan hatte, und bat sie so schnell wie möglich herzukommen. Als es endlich an der Tür klingelte, rannte ich an die Tür und ging zusammen mit meiner Freundin zu meiner Mutter – und erzählte ihr alles. Mein Ex-Freund verschwand in dieser Zeit aus der Wohnung.

Er war weg und ich war so erleichtert, ich wusste gar nicht ob ich mich freuen oder weinen sollte. Kurz darauf ging ich in Begleitung meiner Mutter und zwei weiteren Freundinnen zur Polizei und erstattete Anzeige. Ich erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen ihn, die er nie einhielt. In den folgenden Monaten schrieb er mir, verfolgte mich auf irgendwelche Veranstaltungen und näherte sich mir. Ich traute mich nicht aus dem Haus zu gehen, vor allem nicht nachts. Doch die Polizei unternahm nichts.

Ich nahm mir eine Anwältin, wandte mich an meine Schulpsychologin und ging zur Therapie. Wenige Tage später zog ich von zuhause aus, da ich nicht in dem Bett schlafen konnte, in dem er mir den letzten Rest von mir genommen hatte. Ich zog zu meiner Freundin und lebte dort, bis ich in eine andere Stadt (wegen meinem Studium) zog.

Nein heißt Nein!

Copyright: Pixabay.com

Und nun zu der Sache „Dummheit“ (dieser Vorwurf kursiert leider immer wieder, wenn Frauen in der Situation nichts sagen): Dass ich geschwiegen habe und alles mit mir habe machen lassen, hat nichts mit Dummheit zu tun. Ich war einfach verliebt und zeitgleich eingeschüchtert. Ich wurde schon früher von meinem Stiefvater misshandelt. Mein Psychiater diagnostizierte schwere Depressionen und PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) bei mir, die mich davon abhielt mich anderen gegenüber zu öffnen. Ich war der Meinung, dass mich niemand ernst nehmen würde. Dass mein Ex-Freund und ich ja so jung waren und dass das alles nur Kleinkinderprobleme waren… Ich hatte Angst davor, dass mir niemand zuhört. Letztendlich hatte ich die Hoffnung, dass mir endlich jemand zuhören würde, nachdem ich ihn angezeigt hatte. Aber niemand unternahm etwas dagegen, dass mein Ex-Freund wiederholt gegen die Verfügung verstieß. Niemand interessierte sich dafür. Und genau davor hatte ich immer Angst gehabt.

Die eigene Anwältin nahm mich in die Mangel

Selbst meine Anwältin machte mir Vorwürfe, dass ich doch etwas hätte sagen können, aber ich konnte einfach nicht. Ich war nicht in der Verfassung etwas zu sagen, es ging einfach nicht. Es dauerte ewig, bis sich von der Seite der Staatsanwaltschaft tat.
Zum Verständnis: Ich hatte ihn wegen mehrfacher Körperverletzung und sexuellen Missbrauchs angezeigt.

Die zuständige Polizistin meinte, dass es sogar eine Vergewaltigung war, also leitete sie es so an die Staatsanwaltschaft. Und diese wies den Vorwurf der Vergewaltigung mit folgender Begründung ab: Dem Angeklagten zufolge handelte es sich um einvernehmlichen Sex.

WAS? Ich war am Ende. Es hatte sich bewahrheitet: Die Personen, auf die es nun ankam, glaubten mir kein Wort. Ich hatte keine Beweise… Ich war keiner konkreten Gefahr ausgesetzt (natürlich nahmen sie seine Morddrohungen mir gegenüber überhaupt nicht ernst) und ein einfaches NEIN meinerseits würde nicht reichen um es als Vergewaltigung einzustufen (ich habe Nein gesagt, habe geweint und mich gewehrt – aber all das zählte nicht).

Und dann der nächste Hammer: Da ich am Tag der Hauptverhandlung mit dem Vorwurf mehrfacher Körperverletzung wegen meiner Abiturprüfung nicht aussagen konnte, wurde er NUR für den 7.12. auf Schmerzensgeld i. H. v. 300 € verurteilt. Für mich brach eine Welt zusammen. Niemand glaubte mir, jeder machte mir Vorwürfe und ich hatte keine Beweise. Er war volljährig und sie stuften seine Vergehen (er war schon vorbestraft) als Jugendvergehen ein.

Statt Gerechtigkeit große Schulden und Angst

Ich bekam nie die Gerechtigkeit, die ich mir so erhofft hatte. Nein, ich muss sogar 2300 € Anwaltskosten aus eigener Tasche bezahlen – unfassbar. Sogar für den Vorwurf der Vergewaltigung, wegen dem es nie eine Verhandlung gab, muss ich alleine 700 € zahlen. Ich bin Studentin, ich habe kein Geld und muss sehen wie ich jeden Monat aufs Neue durchstehe. Ich KANN das nicht zahlen, meine Mutter erst recht nicht. Ich habe beinahe jede Nacht Alpträume und kann nicht schlafen. Ich bin ich psychologischer Behandlung, schwer depressiv und war selbstmordgefährdet. Und all das soll nicht Grund genug sein, damit er die Strafe bekommt, die er verdient? Nein, er hat mittlerweile sogar eine neue Freundin, die mich ebenfalls bedroht und meint, dass sie mir an seiner Stelle schlimmeres angetan hätte. Und die Polizei? Die interessiert das kein Stück. Es hat sie nie interessiert, und wenn er irgendwann seine Drohungen wahr macht, wird mir niemand helfen.

Und was dann noch folgte war das Sahnehäubchen: Ich saß Anfang Juli im Jugendamt, als meine Mutter mir offenbarte, dass es eine Änderung im Sexualstrafrecht gab: Ab sofort gelte „Nein heißt Nein!“. Ich fiel aus allen Wolken. Vor der Sachbearbeiterin brach ich in Tränen aus und konnte es nicht fassen. Spielte da jemand ein böses Spiel mit mir? Wieso konnte er nicht für alles was er mir angetan hatte büßen?

Er hatte ein gutes Leben, eine Familie, die hinter ihm Stand, keine Geldsorgen, eine Freundin und musste sich wegen der Strafverfolgung keine Sorgen mehr machen. Er war ein freier Mann, hatte keine Probleme und konnte sein Leben leben. Und ich musste darauf achten Tag für Tag zu überleben und irgendwie zu schlafen.

Ich werde das niemals vergessen. Ich werde ihn immer dafür hassen und das Rechtssystem ist der letzte Rotz. Ja, ich bin jung und ich hätte was sagen können. Aber ich bin psychisch seit ich 9 Jahre alt bin labil, depressiv und habe PTBS. Niemand, der nicht in dieser Situation war, kann irgendeine meiner Handlungen nachvollziehen. Aber das erwarte ich gar nicht. Ich erwarte einfach nur Gerechtigkeit und eine Zukunft, in der ich auch mal wieder glücklich sein kann. Und in der junge Frauen wie ich geschützt werden…

Wenn man denkt es geht nicht mehr…. Kommt ein Arschtritt daher

Leider war das noch nicht alles. Nicht nur, dass Bianca bei dem relativ milden Richterspruch schlucken musste. Nun wird sie plötzlich selbst zu Angeklagten. Bianca hatte vor ein paar Jahren einen Freund. Sie war 14, er 13. Aus heiterem Himmel wird ihr nun sexueller Missbrauch eines Minderjährigen vorgeworfen. Sehr delikat: Ihr damaliger Freund ist mit ihrem Ex befreundet. Ein Schelm ist… Zufall? Vielleicht. Davon gehe ich allerdings nicht aus. Beweise habe ich natürlich keine. Sie auch nicht. Es steht Aussage gegen Aussage. Pech nur, dass ihr Ex als Zeuge geladen wird. Was dann passiert? Bianca bricht erneut zusammen…

Jeder der unter Depressionen leidet, wird nachvollziehen können, was Bianca im Ansatz durchmacht. Alle anderen können es nur erahnen. Nur, wer Missbraucht worden ist, versteht die Narben, die an ihrer Seele hinterlassen worden sind. Narben, die niemals richtig heilen werden. Sie wird ein Leben lang damit leben und kämpfen müssen. Leider kenne ich das Gefühl nur viel zu gut… Mich macht es sprachlos, wie Bianca im Stich gelassen worden ist. Schlimmer: Nur kurze Zeit später, wurde das Gesetz zu #NeinheißtNein verabschiedet. Hätte sie einfach noch warten müssen? Hätte sie die Psychospielchen länger ertragen müssen, damit sie ihr Recht erfährt? Macht das alles überhaupt Sinn? Noch immer fehlen mir die Worte zu beschreiben, was ich fühle und denke. Zu viele Fragen bleiben offen. Die Frage nach dem Warum brüllt lautstark in meinem Kopf. Habt ihr irgendwelche Ratschläge für Bianca? Kann sie irgendwas tun? Wer hat Ähnliches erlebt und konnte das verarbeiten? Schreibt uns, gern auch anonym, ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht und wie ihr sie bewältigt habt. Oder habt ihr einen guten Tipp, wie Bianca die Anwaltskosten aufbringen kann?

Anmerkung: Dieser Beitrag soll allerdings nicht dazu führen, dass Missbrauchsopfer nicht den Mund aufmachen. Im Gegenteil. Wehrt euch! Zeigt der Welt, dass ihr das nicht mit euch machen lasst. Je mehr sich wehren, desto größer wird die Aufmerksamkeit. Wir müssen uns nicht dafür schämen, was uns angetan worden ist. Wenn wir schweigen, werden immer mehr Mädchen (und auch Jungen) den gleichen Tätern zum Opfer fallen. Lasst uns laut schreien: Nein heißt Nein! Nur dann besteht eventuell die Chance, dass wir vielleicht doch Gerechtigkeit erfahren. Vielleicht ist das Wohl einer Kinderseele eines Tages dann doch mehr Wert, als eine Raubkopie…

*Name von der Redaktion geändert