Doris Wagner kam 1983 in Ansbach, Bayern zur Welt. Sie studierte Philosophie und katholische Theologie in Rom, Freiburg und Erfurt. Neben dem Studium war sie unter anderem als Organistin und Fremdenführerin tätig. Sie promoviert aktuell in Münster in Philosophie.

Klappentext:

„Doris Wagner sucht voller Glauben das Leben mit Gott und tritt mit 19 in ein Kloster ein. Selbst bei den einfachsten Aufgaben erlebt sie das pure Glück. Doch es dauert nicht lange, bis sie feststellen muss, dass die Schwestern und Priester systematisch strengste Kontrolle ausüben und absoluten Gehorsam fordern. Sie zensieren ihre Briefe, verweigern Doris Wagner, ihre Familie zu besuchen. Als sie von einem Priester vergewaltigt wird, droht sie zu zerbrechen und verliert jeden Lebensmut. Erst durch die Unterstützung eines guten Freundes findet sie langsam die Kraft, den Orden zu verlassen.“

Nicht mehr ich

Wichtige Informationen zum Buch:

Nicht mehr ich

Autorin: Doris Wagner

Erscheinungsdatum: 02.05.2016

ISBN: 978-3426787922

Verlag: Knaur TB

Cover:

Im Mittelpunkt des Covers steht ein aktuelles Bild von Doris Wagner, im Hintergrund sieht man sie auf einem Foto in ihrer Ordenstracht. Es ist sehr gut auf den Inhalt des Buchs abgestimmt.

Inhalt:

Mich hat der Klappentext schon sehr bewegt und nachdenklich gestimmt. In Anbetracht der Tatsache, dass es wahre Begebenheiten sind, kann und sollte man wirklich nie außer Acht lassen. Die Handlung macht einen authentischen Eindruck und ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht, aus welchem Grund hier Schilderungen ausgedacht sein sollten. Man begleitet als Leser Doris Wagner durch ihr Leben, angefangen in der Kindheit, bringt sie einem nahe, wie wichtig ihr der Glaube und die Verbindung zu Gott schon in früheren Jahren ist. Ich habe noch immer großen Respekt davor, wenn man sich einem solchen Leben als Ordensschwester verschreibt. Ihre Erfahrungen, die sie im durchleben musste, schockieren mich wirklich sehr. Für mich sind die Verhältnisse, in denen sie sich befand, kaum vorstellbar und sie erinnern doch sehr an einen Überwachungsstaat, an die völlige Kontrolle der Beteiligten. Sehr früh schon tritt Doris Wagner der Gemeinschaft der „Gottesfamilie“ bei. Es scheint die Erfüllung eines lang gehegten Traumes, Wunsches zu sein. Manch ein Teil ihrer Geschichte erscheint mir auch ein wenig naiv, denn sie ist einige Zeit lang so in ihrem Element und hinterfragt einfach zu wenig für mich. Allerdings kann ich natürlich auch nicht sagen, wie die Stimmung oder die Dominanz der höher bekleideten Stellen sich auf Doris Wagner auswirkt. Nach den dort herrschen Zuständen und den psychischen und physischen Übergriffen ist es nicht verwunderlich, dass sie, wenn auch nach einer langen Zeitspanne, dem Orden verlässt. Was ich überhaupt nicht verstehen kann und will, ist die Reaktion der Kirche auf die Vorwürfe. Noch weniger nachvollziehen kann ich, dass eine Frau einer ihrer Ordensschwestern tatsächlich nach zahlreichen Vergewaltigungen durch einen Pater, als Erstes der Mitschuld bezichtigt. Doris Wagner muss sich, nachdem sie den Mut aufgebracht hatte, überhaupt darüber zu reden, wahnsinnig allein und hilflos gefühlt haben.

Aufbau, Struktur & Stil:

Die Begebenheiten werden aus Sicht von Doris Wagner, in der Ich-Perspektive, geschildert. Ich konnte mir so vieles, was sie erlebt hat, gut vorstellen. Natürlich fällt es einem beim Lesen schwierig sich in ihre Lage zu versetzen, denn ich denke, dass man die Ereignisse, wenn man selbst kaum einen Einblick hinter das Wirken der katholischen Kirche hat, nicht immer ganz verstehen kann. Meiner Meinung nach ist es sehr mutig, dass Doris Wagner an die Öffentlichkeit geht und möglicherweise auf diesem Wege auch die Geschehnisse verarbeitet. Der Inhalt des Buchs stimmt mich nachdenklich und lässt mich einmal mehr die Institution und teils doch sehr veraltete Denkweise der katholischen Kirche hinterfragen. Dennoch sehe ich es so, dass man nicht alle Menschen, die für die Institution stehen verurteilen sollte. Ich kenne durchaus viele engagierte und Menschen, die sich mit Herzblut für ihre Mitmenschen einsetzen. Ich bin aber auch jemand, der Glauben nicht zwangsweise mit Kirchgang verbindet. An mancher Stelle hat mich das Buch ehrlich schockiert und es regt auf jeden Fall dazu an, vieles zu hinterfragen. Welchen Sinn, in einer gebildeten Gemeinschaft, macht es, beispielsweise das Lesen von Büchern zu verbieten??

Fazit:

„Nicht mehr ich“ ist ein Buch, das aufrüttelt, schockierende Erkenntnisse aufzeigt und mich stellenweise wirklich nachdenklich gestimmt zurückgelassen hat. Es ist keine leichte Kost, ich finde es jedoch sehr lesenswert !!

Ich gebe vier von fünf Funkelchen.

4-funkelchen