[Anzeige] Die Anfrage „Das Geburtsbuch“ (Beltz) zu rezensieren hat gerade richtig gut gepasst. Ich war gedanklich dabei, ein zweites Kind zu bekommen. Eigentlich wollte ich über lange Zeit kein zweites Kind: Einerseits war Claire ein wirkliches Schreibaby mit allen Ecken und Kanten, andererseits habe ich ein Geburtstrauma mitzuschleppen, da Claires Geburt alles andere als selbstbestimmt war.
Ich war dem Krankenhaus ausgeliefert. So eine Erfahrung wollte ich unter keinen Umständen erneut machen. Tja und dann, dann kam die Beerdigung meines Vaters und in mir wurde der Wunsch ausgelöst, doch nochmal Mutter zu werden. Einfach so. Als hätte man ein Siegel zu einer Schublade in meinem Kopf aufgebrochen. Prima… Das Kind „reinzubekommen“ ist ja auch kein Thema. Aber wie zur Hölle bekomme ich es dann wieder raus? Ein Kaiserschnitt kommt für mich nicht mehr in Frage. Zu schmerzhaft. Zu eingeschränkt. Wenn man noch ein Geschwisterkind hat, kann man nicht über Wochen ausgeknockt bleiben. Eine normale Geburt? Schon bekomme ich wieder eine Gänsehaut, wenn ich an das Klinikpersonal denke… Der Babywunsch war ziemlich überschattet worden. Und dann, spielt mir das Schicksal das Geburtsbuch in die Hände. Die Angst ist zwar noch immer da, aber mir wurden Möglichkeiten einer selbst bestimmten Geburt aufgezeigt und vor allem beschrieben, die gaaar nicht so schlecht klingen 😉
Beschreibung: Vom Kaiserschnitt bis zur Hausgeburt breitet Nora Imlau das gesamte Spektrum des Gebärens aus und geht besonders auf die Emotionen der Mutter ein – vor, bei und nach der Geburt. Einfühlsam und mit großer Fachkenntnis hilft dieses Buch, das einzigartige Erlebnis vorzubereiten und nachklingen zu lassen.
Schwangere können heute vieles selbst bestimmen. Aber nicht alles. Bei jeder Geburt werden Sehnsüchte erfüllt und Vorstellungen enttäuscht. Nora Imlau zeigt, wie der Balanceakt individuell gelingt, sich optimal vorzubereiten und gleichzeitig achtsam zu sein für alles, was körperlich und seelisch passiert. Denn jede Geburt bringt auch eine veränderte Frau zur Welt.
Das Geburtsbuch: Vorbereiten – Erleben – Verarbeiten
Nora Imlau
Verlag Beltz
Das Geburtsbuch hat meine Meinung zur Geburt positiv beeinflusst
Cover: Auf dem Titelbild ist eine stillende Frau abgebildet. Zumindest wirkt sie so auf mich. Glücklich, dass das Kind endlich da ist, an die Brust gepresst. Es könnte aber auch einfach so mit ihr kuscheln. Ihr wisst ja, ich hab es nicht so mit Brüste-Stillbildern. Das hier ist so gerade an der Schwelle zum „geht so“, da man weder einen Nippel sieht, noch die Brust generell so gut erkennbar ist. Das hat das Cover wohl der Schwarzweißgebung zu verdanken. So generell sieht man ja nicht was eigentlich Sache ist. Finde ich aber auch gut so. Das Bild passt aber hervorragend zum Buch: Es symbolisiert das „Ende“ der Geburt und den Anfang vom Leben. Spannend ist die Farbgebung allemal, denn eigentlich transportiert das Buch eine ganz andere Message als abgebildet: Eine Geburt kann man nicht nur schwarz-weiß sehen. Eine Geburt hat viele Facetten, da Frauen alle individuell sind und eigene Wünsche haben. Diese wurden nach und nach im Buch abgehandelt und in teilweise beeindruckenden Bildern festgehalten.
Inhalt: Ich fand es sehr schön, dass im Buch die verschiedenen Geburtsarten durchgenommen worden sind, ohne eine einzige zu verurteilen. Alleingeburt, spontane Geburt, Wunschkaiserschnitt, Not-Kaiserschnitt, Kaisergeburt. Das Buch hat sie alle. Begleitet werden die Kapitel von den beeindruckenden Fotos von gebärenden Frauen und Säuglingen. Sogar Fehlgeburten wurde ein Kapitel gewidmet. Alle Situationen werden objektiv und teilweise anhand von Studien dargestellt. Dabei kommt der Tenor aber keinesfalls zu sachlich herüber. Trotz allem wirkt der Autor sehr empathisch und zeigt Verständnis für alle Frauen – egal für welchen Geburtsweg sie sich entscheiden. Das finde ich sehr sympathisch, da niemand für seine Entscheidung verurteilt wird und alle Mütter als gleichwertig betrachtet werden (wenngleich meine Meinung zu manchen Geburtsarten abweicht).
Was ich zudem sehr hilfreich fand, waren die Kapitel über die verschiedenen Orte, an denen man sein Kind gebären kann. Zu Hause, im Kreißsaal im Geburtshaus oder vielleicht doch der hebammenbegleitete Kreißsaal? Mit PDA, ohne Schmerzmittel, oder Hypno-Birthing? Autorin Nora schildert einfach vorbehaltslos alle gängigen Methoden und erklärt, was dabei auf die werdenden Eltern zukommen kann. Für mich klang dabei der hebammenbegleitete Kreißsaal oder gar das Geburtshaus sehr gut. Ob das bei mir überhaupt möglich wäre? Nun, das müsste man mit einer Hebamme besprechen – sollten noch welche vorhanden sein, bis ich ein weiteres Kind bekomme :/
Aufbau und Struktur: Das Buch ist in 3 große Kapitel unterteilt: die Vorbereitung, die Geburt und das Verarbeiten der Geburt. Nicht jede Geburt ist gleich und nicht immer erhält die Schwangere ihre Traumgeburt. Autorin Nora macht an vielen Stellen klar, dass es in keinem Fall ein Scheitern der Schwangeren war, wenn ihre Geburt nicht so verläuft, wie sie sich ausgemalt hat. Das finde ich sehr gut. Immerhin enden viele spontane Geburten beispielsweise doch im Kaiserschnitt, so wie bei mir. Die Schuld bei sich zu suchen ist dann falsch. Man ist keine schlechte Mutter, nur, weil es nicht geklappt hat. Man hat sich nicht falsch vorbereitet, es sollte einfach nicht so sein 🙂
„Wir können im Vorneherein viel dafür tun,wie wir unsere Geburt erleben, aber was dann passiert, das liegt nicht in unserer Hand. Wir sind nicht dafür verantwortlich, wir können nichts dafür. Und wir sind niemals, wirklich niemals Schuld daran, wenn eine Geburt einen anderen Verlauf nahm, als wir ihn uns für uns und unser Baby gewünscht hatten.“ (Nora Imlau)
Stil: Mir gefällt, wie die Autorin mit den Lesern „umgeht“. Ihre Akzeptanz und Einfühlungsvermögen für jede Art der Geburt finde ich beeindruckend. Ich glaube zwar, sie hat eine eigene Meinung, aber sie kommt nicht so stark durch, wie bei anderen Autoren. So fühlt man sich wenigstens nicht in eine Richtung gedrängt und kann sich alle Möglichkeiten offen halten. Die Autorin beschreibt die Situationen trotz aller Fakten sehr locker, sodass das Lesen auch Spaß macht. Wirklich gut fand ich die einzelnen Erfahrungsberichte der Mütter zu ihren jeweiligen Geburten. Da kamen echte Emotionen der Frau rüber. Wie sehr habe ich geweint, weil ich entweder total neidisch auf die geschilderte Traumgeburt war, oder manch Gedanken und Angst so gut nachvollziehen konnte. Das Buch löst Emotionen aus. Auf jeden Fall!
Gesamteindruck: Ich empfinde das Buch als rundum gelungen. Es gibt einen umfassenden Überblick über verschiedene Möglichkeiten für die selbstbestimmte Geburt. Wer sich näher für eine Methode entscheidet muss allerdings das Gespräch mit Ärzten oder Hebammen suchen. Es ist ein grober Überblick, mehr gibt der Platz im Buch allerdings auch nicht her 😉 Ich hätte mir gewünscht das Buch vor meiner ersten Geburt gehabt zu haben. Womöglich wäre dann alles ganz anders abgelaufen. Es gibt 5 von 5 Funkelchen!
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Hintergrundinfos zur Verlagsgruppe Beltz
Ich kenne die Verlagsgruppe Beltz persönlich noch aus meiner Zeit bei Blogg dein Buch. Als Social Media & Community Managerin hatte ich damals die Blogger sowie Verlage betreut. Mit dabei war auch Beltz & Gelberg mit seinen tollen Kinderbüchern wie „Der Grüffelo“. Auf der Frankfurter Buchmesse kam ich sogar hautnah mit dem Verlag in Kontakt und war beeindruckt, was er für die Kids auf die Beine gestellt hatte. Allgemein hat die Verlagsgruppe Beltz ihren Schwerpunkt in Pädagogik, Aus- und Weiterbildung, Sozialarbeit, Psychologie und eben Kinder- und Jugendbücher. Insgesamt arbeiten knapp 120 Mitarbeiter im Verlag und der Holding. Warum der Schwerpunkt scheinbar so sehr auf Kindern und damit auch Familie liegt, kann ich nur vermuten: Immerhin wird das Familienunternehmen in der 6. Generation geführt und feiert im Jahr 2016 sein 175. Jubiläum. Gratuliere und macht weiter so!
[Anzeige] Vielen Dank an den Verlag Beltz, der mir das Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat!