Daniela Ohms, geboren 1978, studierte Literaturwissenschaften sowie die Nebenfächer Psychologie und Geschichte. Neben dem Schreiben ist sie in einer Literaturagentur tätig. Die Inspiration zu ihrem aktuellen Buch „Winterhonig“ erhielt sie durch das Leben ihrer Großmutter, die als Kind im Paderborner Umfeld auf einem Bauernhof lebte. Dort wuchs sie als jüngstes von elf Kindern auf und erlebte die Nöte des zweiten Weltkriegs.

Klappentext:

„Als jüngstes von zehn Geschwistern kennt Mathilda die Härten des Lebens nur zu gut. Einziger Lichtblick seit ihrer Kindheit: Karl, der Stallknecht des benachbarten Gutshofes. Schon als Junge tröstete er die kleine Mathilda mit einer ganz besonderen Leckerei: seinem wunderbaren Winterhonig. Nun, im Erwachsenenalter, ist aus der kindlichen Zuneigung eine tiefe Liebe geworden. Doch als in ihrem abgelegenen westfälischen Dorf Misstrauen und Hass um sich greifen, während Flugzeuglärm und Bombenexplosionen selbst hier zum Alltag werden und der Terror der Nazis auch vor ihrem Dorf nicht haltmacht, wird die Lage für Karl aussichtslos. Denn er hütet ein Geheimnis, das ihn das Leben kosten könnte.“

Winterhonig

Wichtige Informationen zum Buch:

Winterhonig

Autorin: Daniela Ohms

Erscheinungsdatum: 01. April 2016

ISBN: 978-3426653975

Verlag: Knaur Verlag

Cover:

Das Cover des Buchs ist eher schlicht gestaltet worden. Man sieht, leicht verschwommen, den Umriss einer jungen Frau, die inmitten einer Wiesenlandschaft steht. Über der Frau ist der honigfarbene Titel des Buchs zu sehen. Mir gefällt es sehr gut und es ist gut auf den Inhalt abgestimmt.

Inhalt:

„Winterhonig“ ist das erste Buch der Autorin, welches ich gelesen habe. Sie spricht darin, die Zeit vor dem zweiten Weltkrieg, die Kriegszeit, die Verluste der Familien und die Entbehrungen, die der Krieg mit sich brachte, an. Ebenso wird auf das Leben der Soldaten eingegangen, aber auch die Liebe spielt eine wichtige Rolle in diesem Roman. Ich kenne ähnliche Erlebnisse durch Erzählungen meiner eigenen Großmutter, die ebenfalls in Paderborn lebte und deren Vater Schmied war, sie lebten auch auf einem Hof. Glücklicherweise, wenn man in der Kriegszeit davon sprechen kann, mussten sie nicht hungern, sie hatten gute Beziehungen und mein Urgroßvater wurde gebraucht. Sie wurden nicht ausgebombt und konnten einigen Familien, die ihr Zuhause verloren hatten, noch ein Dach über dem Kopf geben. Es ist, was sicherlich an ein Wunder grenzt, niemand aus der Familie im Krieg verschollen oder gestorben.
Die Protagonistin in „Winterhonig“ ist Mathilda. Sie ist die jüngste von zehn Geschwistern. Gemeinsam mit ihrem Vater und zahlreichen Geschwistern lebt sie auf ihrem Bauernhof und hilft schon früh bei der Arbeit mit. Sie verliert schon im Alter von sechs Jahren ihre Mutter, ein traumatisches Erlebnis, was sie zeit ihres Lebens, nicht mehr vergessen und ihr Leben beeinflussen wird. Schon als Kind fühlt sie sich oft völlig überflüssig, empfindet sich selbst als Anhängsel der Familie. Oft hat sie den Eindruck, dass sie nicht gut genug sei. Ich mochte sie von Beginn sehr gerne. Ihre einzige Bezugsperson in der Familie ist ihr älterer Bruder Joseph, er setzt sich oft auch vor den anderen für sie ein. Durch ihn lernt sie auch den Stallknecht Karl kennen. Im Gegensatz zu ihrer Familie fühlt sich Karl sehr schnell dazu berufen, Josephs kleine Schwester zu beschützen. Auch traut er ihr einiges mehr zu als ihr Vater und ihrer Schwestern. So kommt es, dass sie beispielsweise durch Karl reiten lernt, was ihr Vater stets als überflüssig betitelte. Nach und nach wird ihre Beziehung immer enger, aber auch vor ihnen macht der Krieg keinen Halt. Alle Charaktere sind liebevoll, authentisch und interessant gestaltet worden.

Aufbau, Struktur & Stil:

Die Handlung des Buchs wird in der dritten Person erzählt. In „Winterhonig“ hätte es mich fasziniert, die Geschichte aus Karls Sicht beispielsweise in der Ich-Perspektive erzählt zu bekommen. Aber auch so gelingt es der Autorin wahnsinnig authentisch die Gefühle und Gedanken von Mathilda und Karl wieder zuspiegeln. Sie geht sensibel auf Ängste, Verlust und das Gefühl des Verliebtseins von Mathilda ein. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen. Auch das Gefühlschaos von Karl, die ständige Angst, seine Bedürfnisse und auch sein Blick auf die Kriegsereignisse werden dem Leser sehr nahe gebracht und wirken absolut glaubwürdig. Ich hatte das Gefühl, dass sich vieles sehr ähnlich abgespielt haben könnte, daran merkt man auch, dass sich die Autorin viel mit der Vergangenheit beschäftigt und recherchiert hat. Sehr schnell war ich gefangen vom Leben und den Schilderungen um Mathilda, ihre Familie und auch wie sie in den Kriegszeiten immer mehr zusammenwächst. Ich habe das Buch, obwohl es knapp 600 Seiten umfasst, innerhalb kürzester Zeit durchgelesen. Es hat mich gefesselt und ich wollte einfach unbedingt immer wissen, wie sich die Geschichte weiterentwickelt. Die Autorin hat mich einige Male überraschen können und das Ende hat mir ebenfalls gut gefallen.

Fazit:

„Winterhonig“ hat mich zutiefst berührt, die Veränderungen der Menschen durch den Krieg, die Verluste und der Umgang mit der Familie haben mich sehr nachdenklich gestimmt. Es ist ein wirklich tolles Werk, das ich nur empfehlen kann.

Ich gebe fünf von fünf Funkelchen.