Inge Kutter studierte Journalistik in München und Paris. Im Anschluss daran absolvierte sie ihre Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule. Ebenfalls besuchte sie einen der Münchener Manuskriptum-Kurse für Kreatives Schreiben. Inge Kutter arbeitete als Redakteurin für die Wochenzeitung „Die Zeit“. Sie behandelte in ihren Artikeln die Themen Psychologie und Karriere. Seit Anfang 2015 ist sie Chefredakteurin von „Zeit Leo“. „Hippiesommer“ ist das erste Buch, welches Inge Kutter veröffentlicht hat.

Klappentext:

„Elena ist Ende zwanzig und arbeitet als Unternehmensberaterin rund um die Uhr. Schlaflose Dauerpower. Bis sie an Weihnachten bei ihren Eltern zusammenbricht. Burnout.
Jetzt sitzt Elena in einem Klinikzimmer. Und hat auf einmal Zeit: keine E-Mails mehr, keine PowerPoint-Präsentationen, das Handy hat man ihr abgenommen. Zeit, sich zu erinnern. An einen lange verdrängten Sommer, den sie ?Hippiesommer? nennt, obwohl sie in den 1990ern aufwuchs. Sie hat die Musik ihrer Eltern gehört und ein lilafarbenes Kleid ihrer Mutter getragen, für eine Schulaufführung des Musicals Hair. Die Zukunft lag vor ihr, alles schien möglich. Doch dann verflog diese Leichtigkeit plötzlich, und für Elena gab es nur noch eines: ihre Karriere. Den Grund dafür glaubt Elena in den Ereignissen jenes Sommers zu finden, dem letzten ihrer Jugend.“

Hippiesommer

Wichtige Informationen zum Buch:

Hippiesommer

Autorin: Inge Kutter

Erscheinungsdatum: 18.März 2016

ISBN: 978-3716027462

Verlag: Arche

Cover:

Das Cover ist sehr schlicht gestaltet worden. Man sieht einen steinigen Boden, der Risse aufweist. Ein paar kleinere Blumen sind als Farbtupfer zu sehen. Der Titel ist in orangefarbenen und lila gedruckt. Es passt inhaltlich gut zum Buch, denn auch im Leben der Protagonistin zeichnen sich deutliche, große Risse im Leben, die sich als Einschnitte bemerkbar machen.

Inhalt:

Ich war mir anfangs nicht sicher, ob es sich tatsächlich um die Redakteurin, die aus Artikeln der Zeitung „Die Zeit“ handelt, aber ganz offensichtlich ist dies der Fall. Dem entsprechend kannte ich zumindest vorher schon einige Artikel, die sie geschrieben hat. Man kann sie jedoch nicht mit ihrem aktuellen Werk „Hippiesommer“ vergleichen.
Das Thema, welches im Mittelpunkt des Buchs steht, empfinde ich als sehr aktuell in unserer heutigen Zeit. Sie spricht ganz offen über Burnout, die Gründe, die dazu führten und den Umgang mit der Diagnose. In der letzten Zeit hört man immer häufiger davon und es sind auch sehr oft jüngere Menschen von der Diagnose und deren Symptomen betroffen. Ich denke ein großer Faktor, der eine Rolle spielt, ist der stetig zunehmende Leistungsdruck. Alles muss immer schneller aber in kürzerer Zeit auch besser werden. Wer nicht auf Dauer funktioniert, wird, ich sag es jetzt mal ganz provokativ, einfach ausgetauscht. Man muss sich ständig beweisen, rund um die Uhr erreichbar sein. Auf Dauer wird man den eigenen oder auch fremden Anforderungen nicht gewachsen sein, woraufhin sich zunächst Frustration einstellt. Irgendwann bricht man dann wortwörtlich darunter zusammen. So geht es auch Elena, der Protagonistin in diesem Buch. Sie gibt ihr Privatleben komplett auf, weil sie immer weiter auf der Karriereleiter nach oben steigen will. Sie sieht es als normal an, keine oder nur sehr wenig Zeit für ihren Partner, Freunde oder gar ihre Familie zu haben. Ihre Prioritäten liegen eindeutig auf der Karriere. Ihre Mitmenschen stößt sie damit regelmäßig vor den Kopf. Sie findet keine Zeit mehr für einen Ausgleich zur Arbeit, den ich persönlich, egal in welcher Art er nun stattfindet, als sehr wichtig ansehe. Elena ist sehr zielstrebig, was sicher keine schlechte Eigenschaft ist. Dennoch habe ich sie an manch einer Stelle, als recht emotionslos empfunden. Sie spürt nur noch Erschöpfung, selbst für sexuelle Aktivitäten oder Reize ist sie schlichtweg zu schlapp, wenn sie dann mal frei hat. Für mich ist sie ein sehr erschreckendes Beispiel, was einem die Augen öffnen sollte. Arbeit und Struktur sind für mich ganz klar wichtig im Leben, aber das Leben sollte im Gegenzug nicht nur aus ihnen bestehen.

Aufbau, Struktur & Stil:

Die Autorin hat sich in ihrem Werk „Hippiesommer“ für relativ ungewöhnliche Erzählperspektiven entschieden. Die Handlung besteht aus zwei Strängen, wobei der eine Erzählstrang, Erinnerungen der Vergangenheit widerspiegelt, der zweite Erzählstrang spielt in der Gegenwart. In der Gegenwart wird stets in der Ich-Perspektive berichtet, die Vergangenheit wird aus Sicht der dritten Person beleuchtet. Zwischendurch erhält man als Leser auch immer wieder Einblicke in die Therapiesitzungen, die die Protagonistin durchläuft. Das Thema Burnout finde ich wirklich sehr interessant und mir gefällt es, wie offensiv und authentisch die Autorin über das schwierige und aktuelle Thema berichtet. Ich brauchte eine kleine Eingewöhnungsphase, danach konnte ich der Erzählweise sehr gut folgen. Der Schreibstil ist flüssig und gut verständlich. Was mir jedoch wirklich gefehlt hat, sind Gefühle und Emotionen, an mancher Stelle auch Struktur. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass man, wenn man selbst völlig emotional abgebrannt ist, kaum noch Gefühle zeigen kann, sodass die Handlung durchaus authentisch ist. Für mich persönlich ist es aber so, dass mich die Handlung noch mehr gepackt hätte. Manche Fragen, die aufgeworfen werden, bleiben leider unbeantwortet, wobei ich denke, dass die Autorin dies durchaus beabsichtigt hat.

Fazit:

Man sollte sich nicht durch den Titel des Buchs „Hippiesommer“ täuschen lassen. Ich verbinde damit eine Leichtigkeit, die beim Thema Burnout definitiv nicht zu finden ist. „Hippiesommer“ lässt mich eher nachdenklich, aber durch den authentische und sensiblen Umgang mit dem Thema, auch beeindruckt zurück.

Ich gebe vier von fünf Funkelchen.

4-funkelchen