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Das Buch Stürme im Gehirn beschreibt die Parkinson-Krankheit in all ihren Facetten und versucht sie anhand persönlicher Erfahrungsberichte sowie wissenschaftlichen Erkenntnissen verständlich aufzubereiten. Wir haben aktuell keinen Fall von Parkinson in der Familie, dennoch ist das Thema dank der Medien immer wieder präsent. Tatsächlich sind bereits rund 300.000 Menschen in Deutschland von Parkinson betroffen. Jährlich kommen geschätzt nochmal knapp 20.000 Menschen hinzu. Parkinson ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die besonders im Alter auftritt. Die meisten Erkrankten sind zwischen 50 und 79 Jahre alt. Da unsere Gesellschaft gerade den brisanten Wandel vom „immer älter werden“ durchmacht, wird die Zahl der Betroffenen in den nächsten Jahren deutlich ansteigen. Die Krankheit wird präsenter werden. Daher ist es keine Option wegzuschauen, sondern sich damit zu befassen. Für Einsteiger, die sich bisher wenig mit der Krankheit auseinandergesetzt haben und noch kein wirkliches Bild davon im Kopf haben, bietet das Buch eine gute Grundlage, um ins Thema zu kommen und die Krankheit sowie Betroffene besser zu verstehen…

Stürme im Gehirn - Auf den Spuren der Parkinson Krankheit

Beschreibung: Zweihundert Jahre, nachdem James Parkinson die nach ihm benannte Krankheit beschrieben hat, nimmt die Zahl der Parkinson-Erkrankungen in den alternden westlichen Gesellschaften rapide zu. Fieberhaft suchen Wissenschaftler nach Methoden, wie die Krankheit zu heilen ist.

Der mehrfach ausgezeichnete Medizinjournalist Jon Palfreman setzt in diesem Buch all die Spuren,Theorien und Erkenntnisse, aber auch Niederlagen und Rückschläge der Wissenschaft zu einer großen Geschichte über Parkinson zusammen. Palfreman, der selbst an Parkinson leidet, beschreibt, wie die Krankheit durch im Gehirn abgelagerte Proteine entsteht, und verfolgt, ob sie genetisch bedingt ist oder durch Umwelteinflüsse verursacht wird. Er stellt ungewöhnliche Therapieformen vor, um Körper und Geist beweglich zu halten, und erzählt, wie er und andere Parkinson-Patienten mit der Krankheit leben. Am Ende berichtet er Hoffnungsvolles: die Entwicklung eines Antikörpers, der möglicherweise nicht nur bei Parkinson, sondern auch bei Alzheimer erfolgreich zum Einsatz kommen könnte.

Stürme im Gehirn

Jon Palfreman

Verlag: Beltz

Die Stürme im Gehirn bieten einen umfassenden Überblick

Parkinson RatgeberCover: Das Cover erscheint mir schon fast künstlerisch. Der abgebildete Kopf wird durch einen Baum dargestellt. Er verliert Blätter,  Äste ähneln Gehirnwindungen. So wie Blätter im Laufe der Zeit verschwinden und vom Wind fortgetragen werden, gehen bei dieser Krankheit wichtige Informationen im Gehirn verloren, sodass bestimmte Abläufe nicht mehr abgerufen werden können. Die Anlehnung gefällt mir sehr gut und es ist nicht ganz so langweilig, wie andere Ratgeber 😉

Inhalt: Geschrieben wurde das Buch von Jon Palfreman, einem Journalisten, der 2011 an Parkinson erkrankt ist. Makaber dabei ist, dass er vor knapp 25 Jahren einen Dokumentarfilm über damalige Therapiemethoden gedreht hatte und somit bereits erste Vorkenntnisse über die Krankheit mitgebracht hat. Im eigenen Interesse hat er sich nun wieder auf die Spuren der Parkinson-Krankheit begeben und nach neuen Therapiemethoden und Erkenntnissen gesucht. In seinem Buch nimmt er uns dabei mit auf seiner Reise zu den Wurzeln des Übels und erzählt uns seine Krankheitsgeschichte. Durch das Abwechseln zwischen eigenen Erfahrungen und wissenschaftlicher Hintergrundinformation ist das Buch somit einerseits sehr informativ, andererseits packt es den Leser aber auch von der emotionalen Seite.

„Es ist, wie mir Tom Isaacs gesagt hat: ‚Wenn du bei Parkinson keine Hoffnung hast, hast du überhaupt nichts‘.“

Anders, als andere wissenschaftliche Bücher, habe ich das Buch einfach gern gelesen, weil ich fasziniert von den Geschichten Palfremans war. Ich fühlte mich einerseits informiert, andererseits aber auch an die Hand genommen. Palfreman wollte nicht einfach sein umfassendes Wissen weitergeben, sondern dem Leser auch die Möglichkeit geben, sich in die Betroffenen der Krankheit hineinzuversetzen und mitzufühlen. Palfreman hat es mit Stürme im Gehirn geschafft, trockene Theorie und Emotionen so miteinander zu verbinden, dass man einfach immer mehr über die Krankheit – und auch den Autoren selbst – erfahren möchte. Mich hat das Buch wirklich gefesselt, auch, wenn ein paar Informationen sich doppelten. Aber das ist bei einem Buch, mit so viel Informationsgehalt auch völlig legitim.

Aufbau und Struktur: Der Autor wechselt immer zwischen persönlichen Erzählungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ich fand diesen Wechsel sehr angenehm und habe somit auch einige Kranke kennengelernt, indem immer wieder kleine Anekdoten erzählt worden sind. Mir gefällt dieser Stil sehr viel besser als diese üblichen „Frage-Antworten“-Interviews. Das hat was Lebendiges und es fällt mir einfach leichter, am Ball zu bleiben. Für mich ist es der ideale Aufbau. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass andere ein Problem mit den Wechseln haben könnten, da sie ohne feste Struktur auftreten und daher chaotisch erscheinen könnten. Allerdings ist das sehr passend zum „Stürme im Gehirn“-Titel, oder nicht? 😉

Stil: Auch, wenn Palfreman wissenschaftlicher Journalist ist, versteht er das Buch so zu schreiben, dass auch ein „Normalsterblicher“ mitkommt. Er beschreibt die Krankheit, die Studien und die Erkenntnisse in sehr vereinfachter Sprache, ohne dabei aber den notwendigen Anspruch zu verlieren. Natürlich ist es keine Strandlektüre, die man eben herunterlesen kann, aber wer sich darauf einlässt, findet recht schnell in das Buch. Mich hat sein Stil sehr angesprochen, auch, wenn der Lesefluss an manchen Stellen ein wenig geholpert hatte. ich nehme an, das ist aber eher der Übersetzung zuzuschreiben.

„Die Diagnose hatte eine irreversible Veränderung meiner Identität zur Folge: Als ich die Diagnose erfuhr, ging die eine Version von mir zu Ende, und eine andere begann.“

Gesamteindruck: ich mag das Buch. Einem betroffenen Patienten oder Angehörigen würde ich das Buch jederzeit empfehlen. Man lernt die Krankheit können und schöpft auch ein wenig Hoffnung durch den Lebensmut vieler anderer „Parkies“, die der Krankheit mit Optimismus trotzen und die Krankheit nicht als „Todesurteil“ sondern „Lebensurteil“ sehen. Es gibt volle 5 von 5 Funkelchen von mir.

 Bewertungssteinchen

Über den Autoren und Journalisten Jon Palfreman

Jon Palfreman war Professor für Journalismus an der University of Oregon, bis er in den Ruhestand geschickt worden ist. Spezialisiert war er vor allem auf Wissenschaftsjournalismus und hat sich vor allem im Bereich der Medizin einen Namen gemacht. Er hat viele Auszeichnungen für seine Arbeit erhalten. Die Diagnose zu Parkinson erhielt er 2011. Sein Buch über die degenerative Nervenkrankheit erschien erstmalig im Jahr 2015. Er hat dabei persönliche Erfahrungen und Geschichten mit Parkinson aufgearbeitet. Bis heute kämpft Jon Palfreman und gibt trotz schwerer Krankheit nicht auf: Er will sich weiterhin über neue Produkte, neue Heilmittel und Therapien informieren und aktiv gegen die Krankheit vorgehen.

Stürme im Gehirn Lesepause

[Anzeige] Lieben Dank an dieser Stelle an den Beltz Verlag für das Bereitstellen des Rezensionsexemplares.

#Medizingeschichte #Parkinson