Nachdem ich euch begeistert von unserem All-In Familuenurlaub im Familotel Ottonenhof erzählt habe, möchte ich euch die Blicke hinter die Kulissen natürlich nicht vorenthalten. Und wer könnte davon besser berichten, als der Chef höchstpersönlich? Daher stelle ich euch nun Hotelier Christian Rummel vor, der den Ottonenhof seit bereits 8 Jahren als Familienhotel führt.
Zunächst wollte ich natürlich wissen, wie er auf die Idee kam, ein Familienhotel ins Leben zu rufen. Dafür müssen wir aber etwas weiter ausholen: Von sich selbst behauptet Christian, die Gastronomie in der Muttermilch aufgesogen zu haben. Mittlerweile wird der Ottonenhof nämlich in der 7. Generation der Familie Rummel geführt. Im Jahr 2017 feiert das Hotel 150-jähriges Bestehen. Wow! Allerdings wurde es früher eben als „normaler“ Gasthof geführt.
Warum er sich entschied ein Familienhotel draus zu machen, ist schnell erklärt: Als Vater zweier Kinder ist natürlich auch er mit seiner Frau und Söhnen verreist. Die Hotelerlebnisse waren grauenhaft und so wollte er den entspannten Familienurlaub eben gern selbst in die Hand nehmen.
Was macht ein Familienhotel besonders?
Allerdings kann man ein Familienhotel nicht mit einem normalen Hotel vergleichen. Zumindest sehe ich das so – als Laie. Also habe ich Christian gefragt, was denn die besonderen Anforderungen an ein Familienhotel aus seiner Perspektive sind. Er stieg zunächst amüsant mit einem schelmischen Grinsen auf die Frage ein:
„Was könnte der Urlaub schön sein, wenn die verkorksten Eltern nicht wären.“
Was er wohl eigentlich damit meint ist, wohl dass man es meist den Eltern recht machen muss, die Kinder finden Spaß und Freude auch an den ganz kleinen Dingen im Leben. Tatsächlich fällt es denn Eltern manchmal schwer sich zu entspannen, weil sie ihre Kinder nicht loslassen können (das ist eine subjektive Beobachtung meinerseits). Ich kann mir gut vorstellen, dass das vielen ein Stein im Weg ist… Allerdings hat man als Hotel ein klein wenig Einfluss darauf. Man muss eben dafür sorgen, dass sich Familien wohlfühlen und ihre Kinder in guten Händen wissen. Doch dafür ist ein Familienhotel ja auch schließlich da! Und wie das geht?
In erster Linie muss man das Hotelkonzept als solchen wirklich „leben“, wenn man in einem Familienhotel angestellt ist. Und noch wichtiger:
„Man muss Kinder lieben.“
Und wo viele Kinder sind, wird eben auch sehr viel Platz benötigt. Und der ist im Ottonenhof ausreichend vorhanden! Nicht nur Christian sieht hier einen großen Vorteil bei seinem Hotel. Auch wir waren begeistert, dass es überdachten sowie offenen Spielflächen (sogar einen Abenteuerspielplatz im Wald) ohne Ende für die Kids gibt. Allein die hauseigene „Kita“ ist beeindruckend groß und bietet mit der Mini-Turnhalle ausreichend Platz für Bewegung.
„Spielräume im Keller wollte ich nicht.“
Darauf ist auch Christian stolz, denn den Anbau war eigens für die Kinder gedacht, sodass die gesamte Nutzfläche für die Kinder eingeplant worden ist (seine Architekten waren fassungslos). Doch er hat damit alles richtig gemacht, denn die Kids fühlen sich wohl und das wiederum macht ihn glücklich:
„Das Lächeln der Kinder ist der schönste Morgengruß!“
Christian gibt an, dass die Spielfläche beziehungsweise Betreuungsräume sogar überproportional groß sind, vergleicht man das Hotel mit anderen Familotels, die zwar mehr Familien beherbergen können, aber dafür relativ gesehen, weniger Platz bieten. Insgesamt 25 Familien können sich im Ottonenhof gleichzeitig einfinden, Toben und Spaß haben.
Dabei ist für jede Konstellation die passende Wohnung verfügbar: Ob die Kleinfamilie mit einem Kind, der Alleinerziehenden, die mit Kindern verreist oder Großfamilien: Für alle Typen gibt es die passende Wohnung, die ausreichend Platz und komfortable Räumlichkeiten bietet.
Einen weiteren Vorteil sieht Christian in der familiären und persönlichen Atmosphäre im Ottonenhof. Das können wir nur bestätigen! Alle Mitarbeiter haben ihren Chef in den höchsten Tönen gelobt (wenn wir das hier verraten dürfen^^) und fühlen sich extrem Wohl unter der Hand von Christian. Er hat immer ein offenes Ohr und geht auch auf Vorschläge seiner Mitarbeiter ein. Im vertraulichen Gespräch hat Christian auch zugegeben, dass er seine Mitarbeiter sehr schätzt.
„Ohne meine Mitarbeiter bin ich nichts. Wir sitzen alle im gleichen Bott und müssen zusammenhalten, sonst gehen wir unter.“
Daher ist es auch kein Problem, wenn ein Mitarbeiter mal ein Kind ins Hotel mitnimmt. Kita-Schließzeiten? Ferien? Kein Problem, dann bleibt das Kind halt mal kostenfrei in der Hotelbetreuung. Christian legt einfach Wert darauf, dass seine Mitarbeiter sich wohl fühlen und Hilfe erfahren, wenn es hapert. Wie in einer großen Familie halt. Und diese Familie, die spürt man halt auch einfach.
Kinderbetreuung geplant planlos
Die Kinderbetreuung läuft ohne pädagogisches Konzept ab. Hier sagt Christian ganz klar, dass er sich nicht in der Pflicht sieht, die Kinder zu erziehen. Das Team soll für Spaß und Freude der Kids sorgen. Sie sollen sich erholen und einfach Urlaub machen können. Fokussiert wird dabei aber ein verantwortungsbewusster Umgang mit der Natur und Spielerlebnissen mit Tieren und Co.
„Auch die Kinder haben Ferien. Also lasst die Kinder, Kinder sein.“
Da kann ich ihm nur beipflichten. Die Erziehung muss bei den Eltern liegen, es sei denn, die Kinder schlagen völlig über die Stränge. Da hätte ich absolut nichts einzuwenden, wenn eine Betreuerin auch mal ein „Machtwort“ spricht. Dennoch: Die Kids sollten sich einfach wohlfühlen. Gleichzeitig soll den Eltern entsprechender Freiraum geschaffen werden, damit sie sich wieder als Paar näher kommen können. Das Hotel so wie die Umgebung böten ja einige Aktivitäten an, die man einzeln oder eben als Familie in einer Einheit besuchen könne.
„Wir möchten Familienerlebnisse schaffen.“
Besonders interessant wird es übrigens im Winter. Durch die Lage im Sauerland, hat das Hotel vor allem in den Wintermonaten seinen besonderen Reiz: In direkter Umgebung befinden sich einige Skipisten, sodass Wintersportler voll auf ihre Kosten kommen können. Das weiß auch Christian:
„Unser Hotel ist besonders für Familien interessant, die das erste Mal gemeinsam in den Ski-Urlaub fahren möchten, ohne den weiten Weg nach Österreich auf sich zu nehmen.“
Die Problemstellen im Familotel Ottonenhof
Es ist nie gut, die Augen vor dem offensichtlichen zu verschließen. Das weiß auch Christian. So ist er sich auch bewusst, dass es ein großes Manko ist, dass im Hotel nur schwaches Internet verfügbar ist. Es gibt kein DSL, das Internet kommt über LTE. Da das aber recht teuer ist, gibt es für die Gäste nur ein gewisses Datenvolumen für den Aufenthalt. Ich persönlich finde das nicht schlimm. Im Gegenteil! Ich plädiere dafür, das Internet ganz abzuschaffen 😉 Zumindest im Hotel. Das ist schließlich zum Entspannen da, da haben Laptops und Smartphones einfach nichts verloren. Ich finde, man sollte intensiv die Zeit mit der Familie verbringen und die Nervensägen in die Reisetasche verbannen. So hab ich es übrigens auch gemacht und einfach eine Blogpause eingelegt. Und ehrlich? Nach anfänglicher Hibbelei tat es verdammt scheiße gut, nicht am Handy zu hängen (es sei denn, ich habe Bilder geschossen).
Problematisch ist übrigens auch, dass im Hotel kein internes Schwimmbad vorhanden ist. Gäste bemängeln dies auch gern mal auf Bewertungsportalen. Allerdings wird das auf der Webseite transparent kommuniziert. Das Hotel glänzt an anderer Stelle und die 10 Minuten mit dem Auto sind wirklich kein Beinbruch, um in das nächstgelegene Freizeitbad zu kommen… Klar, wäre es komfortabler, wenn eines im Haus wäre, aber es muss auch nicht sein.
Da kann Christian leider auf die Schnelle auch nichts ändern, aber er tut was er kann: So ist geplant den Wellnessbereich demnächst zu modernisieren und zudem eine Foodcooking-Station einzurichten. Die Küche liegt im übrigens sehr am Herzen, denn hier kocht der Chef noch selbst – zumindest, wenn die Bude brennt und Koch Florian ein bisschen Support beim Zubereiten der tollen und kreativen Speisen benötigt. Dann ist Christian zur Stelle. Auch, wenn Florian mal ausspannen will, sagt der Chef nicht nein und springt in der Küche ein. Zu fein gibt es nicht 😉
Ein letzter Kritikpunkt ist hin und wieder die Ausstattung der Zimmer. Wir waren im günstigen Zimmer (bzw. Ferienwohnung, denn einzelne Zimmer gibt es gar nicht) einquartiert und fanden es einem 3-Sterne Hotel durchaus angemessen. Ich habe mir auch die anderen Zimmer zeigen lassen oder auch mal einen Blick erhascht, wenn die Reinigungsdamen mal unterwegs waren (böse Yasmin!). Und was soll ich sagen? Je größer die Zimmer, desto größer der Komfort. Wer sich einen eigenen Eindruck verschaffen möchte, kann sich ja gern durch meine Zimmer-Galerie klicken. Also wer da von „Jugendherbergs-Niveau“ spricht, hat offenbar bisher nur im Hilton genächtigt… Ich musste das aufgreifen, weil mir der Kommentar auf einem Portal gehörig gegen den Strich geht und sehr unangemessen ist).
Mit dem Herzen bei der Sache sein
Aktuell sorgen rund 15 Festangestellte plus Aushilfen für einen angenehmen Familienurlaub. Dabei wählt Christian immer nach konkreten Kriterien aus: Seine Mitarbeiter müssen sich voll auf das Konzept einlassen können. Ansonsten stehen Spaß und die Liebe zu Kindern im Vordergrund. Die Ausbildung ist erstmal zweitrangig.
Eine schöne Einstellung! Nicht nur Noten und Zeugnisse sind entscheidend, nein, im Gegenteil. Die Persönlichkeit steht im Vordergrund. Herzlichkeit kann man nämlich nicht lernen 😉
Ganz lieben Dank An Christian Rummel für das tolle Interview! Es ist großartig, dass du dir trotz des hektischen hotelalltag die Zeit genommen hast, um mit mir unverfänglich zu plaudern und dich dabei auch erstmal auf das Experiment „Blogger“ eingelassen hast! Ich hoffe du wirst es nicht bereuen 😉
[…] Da wir gerade bei Vätern sind: Was so ein Familotel ist, und wie man es richtig betreibt, verrät das spannende Portrait auf rabenmutti.de. […]