Val McDermid ist eine schottische Autorin. Schon im Alter von 17 Jahren besuchte sie das St.Hilda’s College in Oxford und war dort die erste Studentin, die von einer staatlichen Schule in Schottland stammte. Nach ihrem Abschluss war sie als Journalistin und Bühnenautorin erfolgreich tätig. Jedoch veröffentlichte sie erst 1987 erfolgreich ihren ersten Roman „Die Reportage“. In den kommenden Jahren erhielt sie etliche Auszeichnungen für ihre Werke.

Klappentext:

„Lesen ist gefährlich! Zu gern verliert die 17-jährige Pfarrerstochter Cat Morland sich in der Welt der Bücher und träumt von aufregenden Abenteuern. Die sie im ländlichen Piddle Valley niemals finden wird! Doch dann darf sie ihre Nachbarn, die Allens, zu einem Kulturfestival nach Edinburgh begleiten. Wo sie nicht nur unerwartet in Bella Thorpe eine neue Freundin findet, sondern sich in den jungen, aufstrebenden Rechtsanwalt Henry Tilney verliebt. Als Henry und seine Schwester Eleanor sie auf den schönen, aber düsteren Familiensitz Northanger Abbey einladen, geht Cats Fantasie mit ihr durch. Was, wenn hier ein Verbrechen stattgefunden hat? Und tatsächlich wird es für sie gefährlich – wenn auch auf unerwartete Weise.“

Northanger Abbey

Wichtige Informationen zum Buch:

Northanger Abbey

Autorin: Val McDermid

Erscheinungsdatum: 11.01.2016

ISBN: 9783959670180

Verlag: Harper Collins

Cover:

Ich weiß nicht, ob es mich täuscht, aber der Buchumschlag fühlt sich leicht samten an. Irgendwie ein wenig weicher, als die normalen anderen Ausgaben, die ich kenne. Man sieht eine junge Frau, die im Mittelpunkt des Covers steht. Über ihr brauen sich dunkle, tiefhängende Wolken zusammen. Im Hintergrund sieht man, dass sie auf ein altes Anwesen, vermutlich Northanger Abbey, zuläuft. Ich finde das Cover sehr gelungen und es ist perfekt auf den Inhalt des Buchs abgestimmt.

Inhalt:

Ich kannte bisher keine Bücher der Autorin, sondern habe mich mit dieser Neufassung des Klassikers von Jane Austen, auf die Suche nach einer neuen Schriftstellerin gemacht. Die Version von Jane Austen habe ich vor einigen Jahren mal gelesen, war aber jetzt bei mir auch nicht detailgetreu abrufbar. Mir hat die größtenteils sehr düstere Stimmung, die gleich zu Beginn des Romans deutlich spürbar ist, sehr gut gefallen. Man kann eigentlich sagen, dass in diesem Buch Lektionen fürs Leben angesprochen werden, es zeigt, dass jeder an seinen Fehlern lernen und wachsen sollte. Aber auch, dass nicht bei allen Menschen, der erste Eindruck, der Richtige ist. Diese Entwicklung durchlaufen auch die meisten der Charaktere, was mir auch gefallen hat.

Wir begleiten Cat, die Protagonistin, durch das Buch. Sie wird als eher schüchtern, recht naiv, verträumt und wenig wagemutig dargestellt. Cat liebt es sich in der Handlung eines Buchs zu verlieren und alleine dadurch war sie mir schnell sympathisch. Ihre Familie lebt in einfachen Verhältnissen, ihr Vater ist der ansässige Pfarrer. In Cats Familie herrscht jedoch Zusammenhalt und auch Herzlichkeit untereinander. Durch Zufall darf sie ihre Nachbarn nach Edinburgh begleiten, was für sie ein absolutes Abenteuer ist. Sie lernt Bella kennen und freundet sich mit ihr an. Bella erscheint ihr eine optimale Freundin zu sein. Mir war sie zu oberflächlich, Bella entscheidet oft zu vorschnell und nimmt vieles, wie auch die Treue, nicht ernst. Ebenfalls trifft sie bei dem Besuch des Kulturfestivals auf die Geschwister Eleanor und Henry. Eleanor ist ein junges Mädchen, das wie Cat ebenfalls Bücher über alles liebt und stundenlang lesen kann. Sie fühlt sich ein wenig einsam und ist umso entzückter als sie auf Cat trifft. Die beiden freunden sich schnell an. An manch einer Stelle erschien mir Eleanor so, als lebe sie doch eher zu Zeiten von Jane Austen. Vor allem ihrem Vater, der General war, gegenüber ist sehr äußerst unterwürfig. Man könnte fast sagen, sie gehorcht aufs Wort und traut sich nie etwas gegen sein Urteil zu sagen. Dennoch ist sie, zu den Menschen, denen sie vertraut, sehr herzlich und ein wenig abenteuerlustig. Henry ist einer ihrer Brüder. Ihn lernt Cat bei einem Tanzkurs kennen, der sie auf das Kulturfestival vorbereiten soll. Sie fühlt sich gleich von ihm angezogen, weil er sympathisch und auch ein wenig mysteriös erscheint. Auch Henry ordnet sich seinem Vater zunächst stark unter, trotz der Tatsache, dass er gerade Rechtsanwalt wird. Dieses Verhalten hat mich sehr an Jane Austens Bücher und vor allem die Zeit, in der sie lebte, erinnert. Der Vater war das Oberhaupt der Familie und was er sagte, war mehr oder weniger Gesetz. Eigentlich fühlt man sich insgesamt doch als Leser eher in die alten Zeiten versetzt, wobei grundlegende Tatsachen wie der regelmäßige Gebrauch von Computern, Internet und Handys den Leser dann wieder in die aktuellen Zeiten zurückholen. Der Kontrast war schon sehr deutlich zu spüren, wobei mir die Kombination doch gefallen hat.

Aufbau, Struktur & Stil:

Die Handlung wird hier aus Sicht der dritten Person erzählt. Für mich brauchte die Handlung ein wenig Zeit, bis Spannung aufgebaut wurde, danach jedoch hatte mich das Buch definitiv im Griff. Man sollte allerdings keine Spannung, wie es in einem Thriller oder Krimi der Fall ist, erwarten. Nein, in diesem Buch wächst die Spannung eher durch die Fantasien und die Entwicklungen, die die einzelnen Charaktere durchlaufen. Auf der anderen Seite gibt es noch wahnsinnig schöne und teils auch gruselige Beschreibungen von alten Gemäuern, deren Geschichte wiederum von teils grausigen Taten erzählt. Ich konnte mich beim Lesen sehr gut in die Stimmung und das alte England mit den Schlössern, Burgen und deren Sagen hineinversetzen. Für mich üben diese Orte sowieso auch eine gewisse Anziehung aus, daher fiel es mir auch nicht schwer, Cats Gedankengängen und Fantasien hier zu folgen.

Fazit:

„Northanger Abbey“ ist ein Roman, der mich gekonnt in das düstere, verregnete England versetzt hat und es gelungen mit der heutigen gestressten Zeit von Internet, Social Media und Handys kombiniert hat. Die Charaktere haben mir durch ihre beständige Entwicklung ebenfalls gefallen.

Ich gebe gute vier von fünf Funkelchen.

4-funkelchen