Atia Abawi wurde als Kind afghanischer Eltern in Deutschland geboren und wuchs in den USA auf. Heute lebt sie in Jerusalem. Für sie stand schon als Schülerin fest, dass sie später einmal den Beruf der Journalistin erlernen wollte. Fünf Jahre lang berichtete sie als Auslandskorrespondentin für CNN und NBC aus Kabul. „Der geheime Himmel“ ist ihr Debütroman.

Der geheime Himmel

Klappentext:

„In ihrer Kindheit haben Fatima und Samiullah in ihrem kleinen afghanischen Dorf miteinander gespielt – doch als Sami von der Uni zurückkehrt und die beiden sich ineinander verlieben, wird ihnen jeglicher Kontakt verboten, da sie unterschiedlichen Glaubensrichtungen angehören. Als sie sich dennoch heimlich treffen, setzen sie eine Kette tragischer Ereignisse in Gang. Ausgerechnet Samis Cousin Raschid, der sich einer fanatischen islamistischen Splittergruppe anschließen will, schwärzt sie bei ihren Eltern an. Damit ist Fatimas Schicksal besiegelt – sie hat Schande über die Familie gebracht.“

geheimer himmel

Berührend und authentisch !!!

Wichtige Informationen zum Buch:

Der geheime Himmel

Autorin: Atia Abawi

Erscheinungsdatum: 22.September

ISBN: 978-3423740142

Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv)

Cover:

Das Cover hat mich sofort angesprochen. Man sieht eine karge Landschaft, im Hintergrund ist Gebirge erkennbar. Der Himmel nimmt, abgestimmt auf den Titel des Buchs, den Großteil des Bildes ein. Er ist wolkenverhangen, zeigt hier und dort aber kleine Stückchen blauen Himmels. Im Vordergrund ist ein Paar zu sehen, dass auf die Berge zu läuft. Ich muss sagen, dass mir das englische Cover ein klein wenig besser gefällt, einfach weil es für mich noch besser zur arabischen Welt passt. Inhaltlich ist es ansonsten aber gut auf das Buch abgestimmt.

Inhalt:

Obwohl es ein Jugendbuch ist, finde ich, dass es kein Buch ist, das man nebenbei einfach mal weglesen kann. Es spricht ernste Themen an und stimmt nachdenklich. Mir selbst fällt es immer wieder schwer, die Traditionen und Konventionen, an denen man sich vor allem in den Dörfern, in den arabischen Ländern streng orientiert wird, zu verstehen. So ging es mir auch in diesem Buch. Es sind oftmals Dinge, die in Europa keinerlei oder nur sehr wenig Bedeutung zu gemessen werden. Auch die verschiedenen Glaubensgruppierungen innerhalb der afghanischen Gesellschaft spielen eine wichtige Rolle. Wir erfahren von all diesen Dingen anhand der Geschichte von Fatima. Fatima, die Protagonistin, ist ein junges Mädchen, das am Schneidepunkt ihres Lebens steht. Sie durchlebt, aufgrund ihres Alters, sehr viele Veränderungen. Ihr Körper entwickelt sich, sodass sie ihn verhüllen muss. Es ist ihr nicht erlaubt, sich mit anderen Jugendlichen zu treffen. Im Haushalt nimmt sie ihrer Mutter immer mehr Aufgaben ab. Kontakt zu Jungen oder Männern ist ihr streng untersagt, da es ihrem Ruf und dem der Familie schaden könnte. Fatima wünscht sich nichts sehnlicher als Freiheit und ein unbekümmertes Leben. Ihre kleine Schwester liebt sie über alles. Sami spielt auch eine große Rolle in der Handlung. Er ist ein ernster, junger Mann, der vieles (auch die vermeidlich religiösen Hintergründe) infrage stellt. Sami hat seine eigene Meinung, die er jedoch höchst behutsam und öffentlich nur stückchenweise preisgibt. Für das Mädchen, das er liebt, riskiert er sein Leben und steht trotz der enormen Widerstände zu ihr. Ich mochte Fatima und Sami direkt sehr gerne und habe sie direkt in mein Herz geschlossen, was ich von Rashid, Samis Cousin nicht gerade sagen kann. Rashid missgönnt Sami die Zuneigung seiner Familie und vor allem die, der Kinder. Er zeigt sich schnell gereizt, ist hinterlistig und hält sich durch seine abgeschlossene Schulbildung für einen besseren Menschen. Er sympathisiert mit einer Gruppierung, die den Taliban angeschlossen ist. Die Charaktere wurden alle sehr authentisch und liebevoll gestaltet. Auch die Entwicklung der Charaktere ist sehr schön gelungen.

Aufbau, Struktur & Stil:

Das Buch ist in drei Teile geteilt. Der erste Teil wird nur aus Sicht von Fatima geschildert, im zweiten Teil wechseln die Perspektiven zwischen Rashid und Sami. Im letzten Teil des Buchs werden die Handlungen aus Sicht von Fatima, Rashid und Sami erzählt. Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Durch die intensiven Einblicke, die man als Leser zunächst in Fatimas Leben erhält, fühlte ich mich direkt mit ihr verbunden und konnte ihre Ängste, ihr Leben einfach viel besser verstehen, mich sehr gut in sie hineinversetzen. Der Autorin ist es äußerst authentisch und detailliert gelungen das Leben der Menschen zu beschreiben, aber auch den Ausbruch aus den Konventionen habe ich so, wie er beschrieben ist, gefühlt hautnah miterlebt. Aufgrund ihrer eigenen Wurzeln und ihrem jetzigen Leben spürt man beim Lesen, dass die Atia Abawi nicht nur gründlich recherchiert hat, sondern auch selbst in ihrem Leben mit diesen Themen konfrontiert wurde oder auch wird. Das macht die Handlung für mich wahnsinnig glaubhaft und berührt mich sehr.

Fazit:

„Der geheime Himmel“ berührt und erzählt authentisch die Geschichte zweier junger Menschen, die sich gegen veraltete Konventionen und Werte wehren wollen. Ich kann euch das Buch nur wärmstens ans Herz legen !!

Ich gebe fünf von fünf Funkelchen.

Bewertungssteinchen