Autorin: Sarah Dunant
Erscheinungsdatum: 07.09.15
ISBN: 978-3-458-36098-8
Verlag: Insel Taschenbuch
Sarah Dunant studierte Geschichtswissenschaften. Im Anschluss an ihr Studium arbeitete sie lange Zeit als Presse-, Hörfunk- und Fernseh-Journalistin für den BBC.
Am Newnham College der University of Cambridge unterrichtete sie im Rahmen der Tätigkeit als Hochschuldozentin Geschichtswissenschaften.
Sie verbrachte einige Zeit im Ausland, wobei sie die USA, Mittel- und Südamerika bereiste.
Im Jahr 1974 begann sie für das BBC Radio zu arbeiten und übte den Beruf der Redakteurin aus.
Zu Beginn der 1980er Jahre beschloss sie freie Schriftstellerin zu werden und schrieb Thriller und historische Romane.
Sie hat einige internationale Bestseller geschrieben, übt aber dennoch weiterhin den Beruf der Journalistin aus.
Cover:
Das Cover ist sehr gut auf den Inhalt des Buchs abgestimmt. Man sieht eine Frau, in einem roten Kleid, die auf die Engelsburg blickt. Vor der Engelsburg sehen wir eine der berühmten Brücken, die über den Tiber führt. Ich glaube, es ist die Ponte Sant‘ Angelo. Mir gefällt das Cover sehr gut.
Klappentext:
„Je mehr Skandale, desto besser. Man soll uns fürchten.« Rom, im August 1492. Schon am frühen Morgen ächzt die Stadt unter der Gluthitze des Sommers. Der Lärm in der engen Gasse lässt Lucrezia aus dem Schlaf fahren. Kann es wahr sein, was der Bote schreit? Ihr Vater, Rodrigo Borgia, der neue Papst? Die Nachricht stellt Lucrezias Leben und das ihrer drei Brüder auf den Kopf: Plötzlich sind sie die mächtigste Familie der Stadt, und das zwölfjährige Mädchen muss in Windeseile erwachsen werden. Denn ihr ehrgeiziger Vater weiß nur zu genau, dass die Hand seiner Tochter mehr wert ist als alle italienischen Ländereien zusammen, und dann ist da noch ihr Bruder Cesare, der seine schöne Schwester mehr liebt als erlaubt …“
Inhalt:
Der Roman beschreibt die Geschichte der berühmt-berüchtigen Borgia-Familie ab dem Zeitpunkt, zu dem Rodrigo Borgia, der Vater, zum Papst gewählt wird. Aus taktischen Gründen wird seine Tochter mit zwei Ehemännern, die interessanterweise, seltsamerweise recht schnell versterben, verheiratet, welche jedoch immer nur aus Machtgründen und sehr berechnend durchplant waren.
Das Land Italien leidet währenddessen unter dem Zerren und Streben nach Macht einiger alter Familien.
Mir ist bewusst, dass es nicht alles wahre Begebenheiten sind, die hier erzählt werden, dennoch habe ich einen tieferen, intensiveren Einblick in die Macht- und Familienverhältnisse bekommen. Gerade bei dieser bekannten Familie ist es doch so, dass viele Mythen und Geschichten existieren.
Die Charaktere der Familie stehen hier deutlich im Mittelpunkt der Geschichte.
Rodrigo Borgias, seine Mätresse Giulia und seine unbändige Liebe zu seinen Kindern, die das Fundament seiner Machtpolitik darstellt. Als Leser erleben wir wie Lukrezia sich vom jungen, naiven und gehorsamen Mädchen weiterentwickelt. Sie ist sehr klug und merkt schnell, dass ihr Vater sie zwar liebt, aber nicht davor zurückschreckt, sie auch skrupellos als Machtmittel einsetzten.
Nach dem Tod ihres zweiten Ehemanns, den sie ehrlich liebte, beginnt sich zumindest innerlich gegen den Willen ihrer Familie aufzulehnen.
Sie ist für mich definitiv die Leidtragende in diesem ganzen Theater um Macht und Politik. Sie hat keinerlei Mitspracherecht und wird quasi „genutzt“, wo sie gebraucht wird. Einfach schrecklich, alleine diese Vorstellung, die beim Lesen dadurch entstanden ist. Sie war mir in ihrer Art und Weise zu handeln doch immer sympathisch und ich konnte mich recht gut in sie hineinversetzen.
Wir erleben Cesare, der äußerst klug und in seiner Art zu handeln immer schwer durchschaubar ist. Er ist ein stolzer Mann, der seine Fähigkeiten und sein gutes Aussehen gern darstellt und sich auch an ihnen misst. Er kann eiskalt und sehr berechnend sein, seine Schwester liebt er jedoch über alles, sogar mehr als die „Moral“ es zulässt.
Juan ist extrem eitel und stets bemüht, die Aufmerksamkeit des Vaters auf sich zu lenken.
Spannend zu beobachten war auch die Entwicklung der einzelnen Protagonisten innerhalb des Buchs, die sich für meinen Geschmack, als durchaus authentisch und interessant darstellt.
Aufbau, Struktur & Stil:
Das Buch ist in zehn Teile unterteilt, die mit einem Zitat eingeleitet werden.
Gut gefallen hat mir die Übersicht über die Personen bzw. der Stammbaum. So kann man zwischendurch einfach noch mal nachsehen, wer zu welcher Verbindung gehört oder von wem abstammt. Es ist ebenfalls eine Landkarte von Italien abgebildet.
Der Schreibstil der Autorin ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. An manch einer Stelle zog sich das Buch leider inhaltlich etwas, da sehr wenig wörtliche Rede verwendet wird. Vielleicht kam es mir auch so vor, weil der Leser mit vielen historischen, geschichtlichen Details konfrontiert wird, die man währenddessen erst einmal verarbeiten muss. Man sollte hier also kein leicht zu lesendes Buch erwarten, es braucht schon die volle Aufmerksamkeit, um der Geschichte zu folgen.
Dennoch konnte ich mir die Szenen und auch die Örtlichkeiten des damaligen Italiens sehr gut vorstellen.
Ich habe das Buch mit einer gewissen Spannung gelesen, wobei ich es zwischendurch auch weglegen musste, da die Konzentration irgendwann nicht mehr so dauerhaft gegeben war.
Fazit:
Für mich ist „Der Palast der Borgia“ ein gelungenes Werk über die Macht und damit einhergehenden Intrigen in der damaligen Zeit. Der ungewohnt sachliche Schreibstil hat jedoch zu Beginn meinen Lesefluss doch recht beeinträchtigt.
Ich gebe vier von fünf Funkelchen.