Altgeglaubte Götter, ein Leichenbuddler und eine süße Liebesgeschichte – eigentlich die perfekten Zutaten für einen Weltklasseroman. Eigentlich. Leider hat es dann doch an ein paar Stellen gehapert, sodass das Ergebnis nicht ganz so gut ausfällt.
Klappentext: „Was passiert, wenn deine Träume plötzlich Realität sind? Und was, wenn du im Schlaf einen Fehler begehst … wer muss die Konsequenzen dafür tragen? Die siebzehnjährige Milena hat schon immer eine seltsame Begabung im Umgang mit Vögeln gehabt. Doch während sie tagsüber ein gewöhnliches Schülerpraktikum auf einer Vogelstation absolviert, streift sie im Schlaf als riesiger Raubvogel durch die Lüfte und sieht Menschen sterben. Immer wieder, jede Nacht. Bis sie auf den ungewöhnlich anziehenden John trifft und ihm in Vogelgestalt das Leben rettet. Ein folgenschwerer Fehler. Denn Milena ist eine Harpyie, eine Kreatur der Götter, die ihren Wünschen zu folgen hat…“
Rebekka Pax/Verlag Carlsen
Das Herz der Harpyie hat eine tolle Grundidee
Anfangs war das Buch tatsächlich ein wenig zäh zu lesen. Nach rund 100 Seiten war ich aber in der Geschichte drin und hatte sie in 2 Tagen durchgelesen. Vieles hatte mich irgendwie an Percy Jackson erinnert, denn auch hier müssen die Kinder der Götter die Fehltritte ihrer Eltern ausbaden…
Cover: Das dunkle Cover mit dem Raben passt gut zur Story um die junge Milena, die zur Harpyie wird und stetig auf Raben als Semi-Verbündeten trifft. Allerdings hätte es mich im Buchladen nicht sofort angesprochen. Ich finde, dass drei verschiedene Schriftarten auf einem Cover zu viel Unruhe auslösen, schon unprofessionell wirken. Mir gefällt das nicht. Auch das Verlagslogo wirkt irgendwie dahingeklatscht und macht das Gesamtbild unruhig. Womöglich hätte ich das Buch also einfach übergangen, schade eigentlich.
Inhalt: Auch, wenn die Geschichte anfangs nicht so sehr fesselt, nimmt sie nach einigen Seiten Anlauf und dann geht es los. Ich finde es schade, dass man nicht so ganz an die Story herangeführt wird und, dass es sich wieder um Teenager handelt. Ich mag Teenager-Geschichten nicht so gern – aber das wusste ich ja im Vorfeld. Ihr Handeln und ihr Denken kann ich mittlerweile nicht mehr nachvollziehen, auch, wenn ich weiß, dass ich früher, wohl auch so gewesen sein muss. Aber es ist dann teilweise ein wenig nervig, wenn sich Milena wieder über für mich völlig irrelevante Dinge den Kopf zermatert. Andererseits greift die Autorin da einfach lebensecht die Situation der Jugendlichen auf. Ist also relalitätsnah und macht ihre Sache gut, trifft aber einfach nicht meinen Geschmack. Allerdings nehme ich das aus meiner Gesamtbewertung heraus, da es ja zu erwarten war 😉
Blende ich die Herz-Schmerz-Angelegenheiten aus, bleibt eine interessante Geschichte um die alten griechischen Götter. Leider zu wenig ausgebaut, muss ich gestehen. Ich hätte mir mehr Input und damit mehr Fachwissen gewünscht. Es blieb doch alles sehr oberflächlich. Wie auch insgesamt das Buch. Normal stelle ich mir die Umgebung und die Charaktere vor, wenn ich ein Buch lese. Das gelang mir nicht, da es der Autorin nicht gelang den Figuren wirklich Leben in meinem Kopf einzuhauen. Das ist schade. Das Buch hat echt mächtig Potenzial!
Aufbau und Struktur: Es war nicht schwer dem Buch zu folgen. Die Handlung verläuft auf einer klaren Linie und wird kaum durch Intrigen oder Nebenhandlungen gestört. Das ist einerseits natürlich gut, weil der Leser das Buch jederzeit aus der Hand legen kann. Andererseits aber auch irgendwo ein bisschen lahm, weil der Nervenkitzel ausbleibt. Natürlich gibt es einen Showdown und der Leser bangt um das Leben seiner Lieblingsfigur, aber das kommt und geht so schnell, dass es einfach nicht wirklich packend war. Das Ende kam plötzlich und lies meiner Meinung nach einfach zu viele Fragen offen.
Stil: Der verwendete Stil ist dem Buch angemessen. Die Autorin nutzt einfache Sprache, also Hochdeutsch quasi, gibt sich keinem Dialekt oder Ähnlichem hin. Er ist in Ordnung, aber nicht besonders herausragend, wie er in anderen Büchern wie beispielsweise der Etherna-Saga ist.
Gesamteindruck: Die Geschichte hat gute Ansatzpunkte und Ideen, keine Frage. Doch finde ich diese noch zu wenig ausgebaut. Meiner Meinung nach hätte man die Geschichte mehr ausschmücken können und auch mehr Input und Hintergrundwissen zur Archäologie oder den griechischen Göttern geben können. Das wäre ein Leichtes gewesen. Es kam mir eher vor, als wäre die Autorin durch die Geschichte gehuscht, um ihr ein schnelles Ende zu bereiten (obwohl sie sehr viel Zeit investiert hat). Ich vergebe 3 von 5 Funkelchen.