Auf dem Blog „ulrikekommuniziert“ startete eine Blogparade zum Thema Bloggerrelations. Da ich beide Seiten – Blogger und Auftraggeber – kenne, möchte ich dazu auch ein paar (mehr) Worte verlieren.

Bloggerrelations

Bild: pixabay.com

Mit der Blogparade soll letztlich ein Leitfaden erstellt werden, wie Blogger und Unternehmen zukünftig miteinander umgehen sollten. Fehler werden von beiden Seiten gemacht, diese sollen zukünftig verhindert werden. Unternehmen, wie auch Blogger profitieren von Kooperationen: Unternehmen hinsichtlich SEO und Reichweite, Blogger erhalten tolle Produkte, Content und meist auch eine Vergütung. Dennoch gibt es immer wieder Missstimmungen zwischen den Parteien.

Bloggerrelations aus Bloggersicht

Der Erstkontakt: Es stellt sich die Frage, wie ich überhaupt angesprochen werden möchte. Dazu gibt es mehrere Wege, entweder als Kommentar unter einem meiner Beiträge, per Mail oder aber per PN. In der Wahl des Kommunikationsweges darf das Unternehmen kreativ sein.

Die Anrede ist mir relativ egal. Ich bevorzuge das „Du“, bin aber auch mit einem „Sie“ einverstanden. Meistens biete ich das „Du“ dann einfach während des Mailverkehrs an. Wichtig ist mir einfach, dass die Kommunikation auf Augenhöhe stattfindet. Weder bin ich, noch das Unternehmen in einer gehobenen Position oder darf Forderungen stellen. Wir sind bzw. werden gleichwertige Kooperationspartner.

Während des Erstkontaktes muss klar werden, um welches Produkt es sich handelt, wie die groben Konditionen (Testprodukt, Bezahlung, Länge) sind und, dass es zu meinem Blog passt. Ich erwarte nicht, dass sich die Agentur dabei die Inhalte meines Blogs gründlich angesehen hat und darauf eingehen kann. Mir reicht es auch, wenn das Produkt Pi mal Daumen passt, dass kann man schon anhand der Blogkategorien gut einordnen. Absagen kann ich immer noch.

Im weiteren Verlauf sollten dann einfach die Konditionen en Detail besprochen werden – einen schriftlichen Vertrag benötige ich dazu in aller Regel nicht. Mir reichen mündliche Absprachen völlig. Natürlich kann es auch vorkommen, dass das Unternehmen mit meinen Konditionen nicht einverstanden ist, da wünsche ich mir dann einfach eine faire Begründung und Absage statt Kontaktabbruch.

Sollte ein Testartikel gewünscht sein (nicht, dass man meinen Stil bereits auf dem Blog, meinen Online-Veröffentlichungen und im Gespräch feststellen könnte), bin ich auch durchaus bereit einen kleinen Artikel kostenlos zu verfassen – ABER nur, wenn dieser NICHT veröffentlicht wird. Wird aber beispielsweise durch die Bank weg gefordert, dass erst 1-2 Testartikel eingehen, unbezahlt, und diese dann auch veröffentlich werden, ist ganz klar von Abzocke zu sprechen. Nehmen allein 20 Blogger daran teil, wären das 40 Artikel die das Unternehmen kostenfrei für die Webseite erhalten hat. Das wäre dreist und nicht haltbar! Leider gibt es solche Fälle und ich wünsche mir, dass die Unternehmen die Arbeit der Blogger wertschätzen. Ist es gut genug, um veröffentlicht zu werden, ist es auch gut genug, um bezahlt zu werden. Da gibt´s keine Diskussion.

Ist die Kooperation geglückt und der Post verfasst, wünsche ich mir – nach Versand der Rechnung – eine zeitnahe Entlohnung (in welcher Form auch immer). Nicht erst einen Monat danach. Ausnahmen sind natürlich Produkttests, bei denen das Produkt bereits vor Ort ist.

Es gibt auch Situationen, bei denen Kooperationen einfach ausgeschrieben werden, auf div. Plattformen oder aber auch auf Facebook. Da wäre es wünschenswert, wenn ebenfalls Produkt/Thema direkt kommuniziert würde und wie die Konditionen (Bezahlung, Testprodukt, usw.) aussehen. Außerdem erwarte ich, dass die Angebote fair und leistungsgerecht sind. An dieser Stelle möchte ich gern ergänzen, dass es durchaus sein kann, dass sich Auftraggeber bestimmte Reichweiten, Leserzahlen, Facebookfans etc. vorstellen. Hier sollten realistische Kennzahlen genannt werden, die a) in einem fairen Verhältnis zur Entlohnung stehen und b) nicht nur von 2% der Blogger erfüllt werden können.

Entlohnung ist ein gutes Stichwort. Hier ein kurzer Appell an die Blogger: Einerseits will niemand mit seinen Einkünften/Preisstaffelungen herausrücken, andererseits werden dann unerfahrene Blogger angegangen, wenn sie sich „unter Wert verkaufen“. Ihr Lieben, dann wären Richtlinien vielleicht praktisch? Auch, was ihr euch eigtl. unter guter Reichweite vorstellt. Schafft hier klare Linien, dann gibt es auch kein „Preisdumping“ mehr, das passiert nämlich bei vielen Bloggern in keiner schlechten Absicht 😉

Bloggerrelations aus Unternehmenssicht

Jetzt drehen wir den Spieß um, und betrachten die Situation aus neuer Perspektive: Man recherchiert ohne Ende Blogs, verfasst individuell abgestimmte Mails und wartet auf Antworten. Hier wünsche ich mir, auch im Falle eines Desinteresses eine kurze Mail seitens der Blogger! Das sind nur 2 Minuten Arbeit… Ebenso wünsche ich mir, dass Blogger nicht „verschnupft“ reagieren, wenn die Konditionen nicht passen. Man möchte damit niemanden beleidigen – nein.

Generell sind Blogs attraktiv, die eine hohe Userinteraktivität aufweisen. Die Zahl der Leser ist irrelevant, das könnten auch gekaufte Leser sein, an einem Blog muss zu erkennen sein, dass er „lebt“. Das findet meistens in Form von Kommentaren statt. Natürlich ist es auch praktisch, wenn Blogger Statistiken zu Besuchern/Seitenaufrufen und Verweildauern offen legen. Die Arbeit der Unternehmen würde es zudem erleichtern, wenn der Blogger konkret vermerkt, wo seine Interessen liegen. Nach Blog 100 wird man einfach müde und kann sich nicht mehr so intensiv mit Blogs befassen, wie am Anfang. Ich wünsche mir hierbei einfach mehr Verständnis für Unternehmen: Die Blogs der Blogger mögen einzigartig sein, aber man kann nicht jeden Blogger auf Händen tragen. Das heißt nicht, dass sie nichts Wert wären, aber akribisch Blogs zu studieren…Das gibt die Manpower nicht her, aber leider habe ich das Gefühl, dass ganz viele Blogger sich genau dies wünschen. Auch hier möchte ich wieder auf Kommunikation in Augenhöhe verweisen: Niemand ist besser oder schlechter gestellt. Niemand sollte auf den anderen herabsehen.

Des Weiteren wünsche ich mir, dass Blogger mit Maß und Ziel Konditionen festlegen. Ein Blog der gerade mal 4 Monate existiert und mit 25% an einem Affiliate-Programm teilnehmen möchte, ruft ihn mir nur tiefes Unverständnis hervor. Wenn die Konditionen nicht passen, ist es in Ordnung, es so zu kommunizieren. Da habe ich dann aber eher die Annahme, dass ich auf den Arm genommen werden sollte. Ich bitte um Fairplay und Verständnis.

Generell finde ich, dass manche Blogger ihre Einstellung überdenken müssten. Es gibt große Fische und kleine Fische im Teich. Die Großen werden eben besser entlohnt als die Kleinen, das ist in Ordnung. Den Kleinen aber vorschreiben zu wollen, wie viel sie für einen Beitrag nehmen sollen, finde ich ein wenig überheblich. Oder gar darauf zu verweisen, dann eben gar keine Kooperationen einzugehen, bis sie „groß“ genug sind. Wer bestimmt denn „groß“ genug? Ich übertrage das mal auf die Arbeitswelt: Ein Praktikant macht die gleiche Arbeit wie ein voll ausgelernter Mitarbeiter. Der Praktikant erhält aber nur einen Bruchteil des Lohnes, weil er ggf. noch Fehler macht oder Hilfestellung benötigt. Wieso darf es bei Bloggern keine „Praktikanten“ geben? Wieso fürchten sie sich vor Preisdumping? Ich sage immer, wer zu bestimmten Konditionen nicht arbeiten möchte, sollte es einfach lassen. Natürlich ist es gut, wenn erfahrende Blogger die Jungen unterstützen und darauf hinweisen, wenn etwas nicht rechtmäßig oder unfair ist! Aber ich finde, sie sollten ihnen nicht raten, dann gar keine Kooperationen einzugehen, für die Jungen sind Kleckerbeträge eben auch schon großartig.

Die schwarzen Schafe

Natürlich gibt es auch Unternehmen, die wirklich „uverschämte“ Angebote machen. Ein Link auf Do-Follow, dazu ein Artikel und dafür gibt es ein wenig Ruhm und Ehre. Quatsch, da macht kein Blogger mit. Generell ist es schwierig ein Do-Follow zu verlangen (generell sollte das bei Kooperationen gar nicht verlangt werden ;)). Noch dreister wird es, wenn der Beitrag nicht gekennzeichnet werden darf. Das ist schlichtweg nicht rechtens. Was Bezahlung angeht, hat jeder sein eigenes Verständnis von akzeptabel. Einen Bericht mit 350 Wörtern, einem Link und schönen Bildern für 10 Euro zu verlangen, passt irgendwie nicht. Klar, wenn da keine Antwort folgt, verstehe ich das irgendwo… (es sei denn es handelt sich um junge Start-ups, die wirklich keinen Plan haben). Aber, wenn Unternehmen ernsthaft bemüht sind eine Kooperation die fair ist, zustande zu bringen, aber die Entlohnung dann dennoch zu gering ausfällt (an welchen Kriterien Blogger dies auch immer festlegen), dann gebt einfach Bescheid liebe Blogger. Das ist einfach höflich 🙂

Generell vote ich für mehr Kommunikation zwischen den Parteien, aber auch für mehr Akzeptanz und Verständnis. Beide Seiten sollten einfach ehrlich sein und, wenn es nicht passt, sollte keine der beiden Seiten „verschnupft“ oder gar überheblich reagieren.