Das Baby schreit und die Eltern laufen Amok. Kein Witz, so erging es uns auch! Die ersten drei Monaten hatte Claire Blähungen, wir tippen gar auf 3-Monatskoliken. Der Magen-Darm-Trakt des Babys ist noch unausgereift, es kann daher zu Problemen mit der Verdauung und Luftansammlungen kommen. Es ging immer abends los, zu einer festen Uhrzeit, meist gegen 18 Uhr und dann bis 23 Uhr durchgängig. In einer Tour hat sie geschrien, lies sich kaum beruhigen. Ein paar kleine Tipps und Kniffe gibt es zwar, aber meist hilft nur Geduld!

Einen Blähbauch zu erkennen ist leicht

Daran erkennt ihr Blähungen: Das Baby schreit, der Kopf wird purpurrot und es zieht die Beine an und streckt sie dann wieder starr aus. Der Bauch ist hart. Meist geht es gegen Nachmittag oder Abend los, die Uhrzeit ist meistens immer die selbe. Die Babys werden unruhig, weinen und schreien letztlich für Stunden – ohne äußerlich krank zu sein.

Die Ursachen sind unbekannt, oft ist von Reizüberflutung die Rede, das Kind müsse bestimmte Situationen verarbeiten. Herausgepresst in die Welt, erliegt es einfach den unzähligen Eindrücken, ist angespannt und muss lernen diese zu verarbeiten. Unterstützt wird diese Theorie davon, dass Babys, die unter einen schweren Geburt oder Schwangerschaft litten besonders häufig betroffen sind.

Do´und Dont´s gegen Blähungen

Was kann man aber tun, um das Baby dabei zu unterstützen? Ein Patentrezept gibt es nicht, es gibt sinnvollere und weniger sinnvolle Tipps.

Dont´s

  • Ins Auto setzen: Viele Babys schlafen dabei ein. Auch wir sind teilweise eine Stunde im Kreis gekurvt, nur damit wir mal Ruhe haben. Haben wir gehalten, ging das Schreien allerdings wieder von vorne los. Vom Spritverbrauch und der Umweltschädigung mal abgesehen, wenn es alle Eltern so machen, ist das also nicht so sinnvoll.
  • Das Fieberthermometer in den Po stecken: Oftmals wird dadurch der Stuhlgang ausgelöst, die Luft drückt sich mit raus und dabei entspannt sich das Baby. Allerdings kann man dabei (man bewegt es kreisförmig) dem Baby eher schaden, denn oft bleiben innere Verletzungen der Darmwände nicht aus. Bitte macht das nicht!
  • Nicht versuchen zu füttern: Manche Mütter befürchten ihr Kind könne noch Hunger haben und legen es daher immer wieder an. Das kann aber die Blähungen nur noch mehr verstärken, da bereits zu viel Luft im Bauch ist und frische Nahrung auf halbverdaute trifft.

Do´s:

  1. Bei uns hat sich der Fliegergriff bewährt. Das Kind wird mit dem Bauch auf dem Unterarm der Eltern abgelegt. Stützt den Kopf mit der Hand, oder aber legt das Baby anders herum in den Arm, sodass es im Ellenbogen aufliegt. So tragt ihr es dann durch die Wohnung, aber Obacht: Der Arm wird schnell schwer 😉
  2. Das Bäuchlein massieren! Mit dem Zeige- und Mittelfinger einfach im Uhrzeigersinn kleine Kreise ziehen. Das tat Claire meistens gut. Dazu habe ich Windsalbe genutzt, generell sind Öle oder Salben auf Kümmelbasis perfekt, da sie dazu beitragen Blähungen zu lösen.
  3. Sab Simplex oder Lefax gehören ebenfalls zu den Blähungsbekämpfern. Luftbläschen werden aufgelöst und die Luft kann leichter entweichen.
  4. Ist das Kind ein Flaschenkind, sollte auf Anti-Kolik Sauger geachtet werden. Oft schluckt das Kind beim heftigen Trinken die Luft. Stillmütter sollten darauf achten, dass das Kind möglichst den ganzen Warzenhof in den Mund nimmt, um ebenfalls nicht zu viel Luft zu schlucken.
  5. Trinkt das Kind schon Tee, können Fenchel- oder Kümmeltee Bei Flaschenkindern kann man beispielsweise auch die Milch damit anmischen, wenn das Kind noch keinen Tee trinken möchte.
  6. Ein warmes (nicht heißes) Kirschkernkissen kann Wunder bewirken.
  7. Bei unserer Maus half der Föhn! Sie kannte ihn vom trocken föhnen nach dem Baden. Hatte sie eine sehr starke Schreiattacke, half es sie einfach anzuföhnen (natürlich nicht so, dass es zu heiß wird). Das gibt einem 5 Minuten Ruhe zum Energie tanken.
  8. Oropax: Sorry, aber manchmal geht einem das Geschrei so sehr auf die Nerven, dass die Ohren klingeln. Wieso nicht mit Oropax dagegen steuern? So bleibt man immerhin stressresistenter.
  9. D-Flouretten nur am Morgen verabreichen, diese können auch Blähungen auslösen.
  10. Allein das Kind zu tragen, kann schon helfen. Falls ihr habt, in einem Tragetuch oder einen geeigneten Tragehilfe für Babys (Obacht: Nicht jede Tragehilfe sollte ab Geburt verwendet werden!).
  11. Bei Flaschenkindern kann ein Nahrungswechsel Ggf. reagiert das Baby allergisch oder benötigt besonders schonende Kost. Einen Versuch ist es wert.
  12. Stillende Mamis können versuchen auf bestimmte Nahrungsmittel (Hülsenfrüchte) zu verzichten, auch das könnte helfen.
  13. Setzt euch auf einen Gymnastikball und hüpft rhythmisch auf und ab, auch das kann helfen.
  14. Osteopathie: Eventuell hatte das Kind eine schwere Geburt und hat dadurch innere Blockaden aufgebaut? Bei manch Babys bewirkt ein Besuch beim Osteopathen wahre Wunder. Die meisten Krankenkassen übernehmen dies zudem.
  15. Vergesst das Bäuerchen Es heißt zwar Stillkinder brauchen das nicht, danach ging es unserer Süßen aber immer besser.
  16. Und zu guter Letzt: Nähe, Nähe, Nähe! Euer Kind braucht euch und auch, wenn es wild strampelt und euch wegstößt, es möchte bei euch sein. Wechselt euch zur Not mit dem Tragen/Kuscheln ab, wenn ihr merkt, dass ihr die Nerven verliert (und das passiert gar nicht so selten). Manchmal weint die Mama auch einfach mit dem Kind mit, weil sie nicht mehr kann. Das ist ok! Schämt euch nicht, fühlt euch nicht schlecht deswegen, ihr seid nur Menschen, keine Superhelden.

Ergänzung: BiGaia Tropfen sollen ggf. auch helfen. Das sind quasi Darmbakteien, die wieder aufräumen sollen. Uns halfen sie zwar nicht, aber vielleicht eine Lösung für andere Babys 🙂 (PS: Die werden leider nicht übernommen und sind recht teuer).

Kommen zu den Blähungen weitere Beschwerden wie Fieber oder Blut im Stuhl dazu, muss ein sofortiger Besuch beim Kinderarzt erfolgen!

Nicht aufgeben, keine Schuldgefühle entwickeln

Wir hatten wirklich monatelang mit einem Blähbauch zu kämpfen, wir haben selbst Tränen vergossen, die Flinte ins Korn geworfen und waren auch ziemlich aggressiv aufeinander. Die Zeit ist hart, aber sie geht vorbei. Fühlt euch nicht schuldig, wenn ihr aufgebt, oder das Kind gedanklich gern an die Wand nageln möchtet. Das ist menschlich. Wichtig ist nur tief durchzuatmen und irgendwie weiter zu machen. Und, wenn ihr 5 Minuten aufs Klo geht, um euch zu beruhigen ist das auch legitim! Haltet ihr durch, werdet ihr irgendwann mit einem wunderschönen Lächeln belohnt. Das löst die Probleme zwar nicht, aber macht sie durchaus erträglicher.

Achja, Geheimtipp: Meidet Eltern, die diese Probleme nicht kennen und euch damit zutexten, wie brav ihre Kinder doch sind. Deren Kinder schlafen nämlich meist mit 2 Wochen schon durch, schreien nie und sind immer lieb *haha* 😉

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Foto: Pixabay