Ghosem – Was erfahren Komapatienten während ihres tiefen Schlafs? Autorin Claudia Schwarz hat eine imposante, mitreißende Antwort gefunden und lässt Jona durch das Seelenportal reisen – wird er den Weg zurück ins Leben finden?
Klappentext: Das Leben des neunzehnjährigen Jona gerät abrupt aus den Fugen, als er durch die Folgen eines schweren Motorradunfalls ins Koma fällt. Er erwacht in einer Welt, die gegen alle Regeln des Verstandes zu verstoßen scheint: Ghosem. Dort herrscht Domhnall, ein allmächtiges Gottwesen. Sich von den Ängsten menschlicher Seelen nährend, stellt Domhnall ihn vor die Wahl: Unterwirf dich oder stirb. Während Jonas Körper reglos und angeschlossen an lebenserhaltende Maschinen in einem Krankenhausbett liegt, kämpft seine Seele in Ghosem fortan ums Überleben. Nicht willens, sich seinem Schicksal zu beugen, steht Jona jedoch schon bald vor der Frage: Ist es lohnenswert, für seinen Stolz alles aufs Spiel zu setzen?
Doch nicht allein dafür, sondern ebenso für eine verbotene Liebe ist Jona bereit, weit mehr zu opfern als nur seine Unbeugsamkeit …
Claudia Schwarz
Verlag: CreateSpace
Ghosem – Das Seelenportal in ein phantastisches Abenteuer
Auch, wenn ich an mancher Stelle geholpert bin – das Genre ist für die Autorin noch neu – muss ich sagen, dass mich Jonas Geschichte spätestens ab der Hälfte des Buches komplett gepackt hatte. Ich fing an es zu verschlingen und wollte immer mehr…
Design: Das Cover des Buches ist mystisch-romantisch gehalten. Irgendwie verbinde ich die Farbe Lila mit Mystischem – wieso weiß ich auch nicht, aber es passt sehr gut. Die Blumen – Lavendel – haben einerseits einen romantischen Touch, andererseits spielen sie aber auch auf eine sehr wichtige Location in Ghosem an. Das passt hervorragend. Das Buch hätte mich vom Cover her in der Buchhandlung sofort angesprochen. Einzig den Klappentext möchte ich bemängeln, da dieser doch ein wenig klein und gequetscht wirkt. Da würde ein wenig mehr Zeilenabstad schon helfen :/
Verwendete Schriftarten finde ich übrigens sehr schick. Im Buchinneren muss ich aber leider kritisieren, dass die Schrift sehr nach am oberen Rand ist. Da das Buch ohnehin schon 500 Seiten umfasst wird dies wohl aus Platzgründen so gelöst worden sein. Generell scheint die Formatierung noch nicht formvollendet zu sein, was nicht unbedingt stört, aber eben auffällt.
Inhalt: Inhaltlich hat das Buch einiges zu bieten! Eine geniale Idee, viele, bunte Schauplätze und viel Action. Ein paar Übergänge hapern noch ein wenig, aber das macht das Buch nicht madig. Es fällt zwar auf, ruckelt ein wenig, aber dann ist man wieder so sehr vertieft, dass es nicht mehr stört. Die Grundidee, dass das Bewusstsein eines Komapatienten weiterhin bestehen bleibt und die Seele durch ein Portal reist, ist genial! Es erklärt so manch Reaktion der Komapatienten und lässt neue Hoffnung wachsen, für denjenigen, der auf den Patienten wartet. Vom Fantasy-Geschehen abgesehen, finde ich es eine wundervolle Vorstellung, dass ein Komapatient seine Probleme während des Komas verarbeitet und bei Gelingen wieder ins Leben zurückkehrt. Davon abgesehen sind auch die einzelnen Abenteuer die Jona zu bestreiten hat, gut beschrieben. Das Machtspiel zwischen ihm und Domnhall ist gut in Szene gesetzt.
Die Autorin versteht es dem Leser Atempausen zu verschaffen und im genau richtigen Moment die nächste Bosheit über den Protagonisten donnern zu lassen. Schade nur, dass eine angesprochene Situation des Klappentextes erst im letzten Drittel des Buches zum Tragen kommt. Dafür hätte ich doch mehr Raum gelassen, schließlich bringt dieser Umstand dann auch die endgültige Wendung. So erschien es mir der Sinneswandel eher als trotzig, statt heldenhaft. Schön auch das Ende, welches einen spannenden Einstieg in Teil 2 der Trilogie schafft.
Aufbau & Struktur: Die Perspektivenwechsel zwischen Ghosem und der realen Welt sind sehr gelungen. Die Übergänge sind toll gemacht und es ist eine gute Lösung, die Aktivitäten in Ghosem mit der realen Welt zu verbinden. Die Zusatzinfos die durch den Schwank in die reale Welt kamen, haben gut gepasst und immer wieder neue Hoffnung geschenkt.
Der Szenarien-Wechsel, durch Domnhalls Kräfte eingeführt, gelang auch sehr gut und trieb die Story voran. So wurde es auch auf 500 Seiten nicht langweilig, da sich Schauplätze und Einzelschicksale immer wieder änderten – ohne aber den Leser zu verwirren. Den Wechseln lagen immer sinnvolle Wendungen zugrunde. Es fällt nicht schwer der Geschichte weiter zu folgen, auch, wenn man eine Pause macht.
Stil: Der Schreibstil passt sehr gut zum Buch. Claudia Schwarz mischt altertümliche Sprache mit modernen Ausrufen – so wird auch klar, wer zu den Seelenwanderern gehört und wer waschechter „Ghosianer“ (schreibt man das so?) ist 😉
Gesamteindruck: Das Buch ist auf jeden Fall lesenswert. Von der Idee über die Umsetzung hin, ist es wundervoll gelungen. Man fiebert jedes Mal mit, wenn Jonas wieder in die Bredouille gerät. Dank der Wechsel in die reale Welt und dem unerschütterlichen Glauben der Mutter verkneift man sich auch hin und wieder mal eine Träne 🙂 Das Buch hat in jedem Fall Potenzial und lässt die Seele rastlos zurück 😉 Ich habe geschwankt, aber mache keine halben Sachen: Durch die gesammelten Holpersteine gibt es daher 4 Sternchen (mit Tendenz zur 5), denn es gibt Luft nach oben und diese Chance sollte Claudia Schwarz im zweiten Band der Ghosem-Reihe auf jeden Fall ergreifen 😉
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