Wie werden eigentlich Babys gemacht? Damit befasst sich „Made in Nature“ vom Wissenschaftsjounalisten Atlant Bieri. Dabei geht er auf ganz ungewohnte Art und Weise an das Thema heran und stellt skurrile Thesen auf:

cover made in natureKlappentext:

«Papi, woher bin ich gekommen?» Papi denkt nach. Dann wird Papi verlegen und sagt: «Äh, der Storch hat dich gebracht. Er hat dich in einem Baumwollbündel zu uns nach Hause getragen und vor der Tür abgesetzt.» Wow! Jetzt ist Karlchen beeindruckt.
Doch die Kinder werden älter und begreifen irgendwann, dass die Geschichte vom Storch nicht stimmt. Irgendwann werden sie Erwachsene und erfahren von einer Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs, dass Babys nicht vom Storch sondern aus der Gebärmutter kommen. Das ist ein Hohlmuskel, in dem wir in der Regel neun Monate lang vom Einzeller bis zum fertigen Säugling heranwachsen. Am Ende unserer Entwicklung verursacht ein Hormon namens Oxytocin, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht und uns aus dem Körper der Mutter herausdrückt. Wow! Karl ist beeindruckt.
In der Regel endet hier für die meisten die Suche nach dem eigenen Ursprung. Doch die Frage «Woher kommen wir?» ist eine, die sich Philosophen seit über zweitausend Jahren stellen und noch immer gibt es keine abschliessende Antwort darauf.
Hebammen haben zwar mit allem Recht, was sie sagen, doch unsere Kinder kommen ebensowenig von der Gebärmutter wie vom Storch. Die Gebärmutter ist nur die Montagehalle, in der ein neuer Mensch zusammengesetzt wird. Doch die Einzelteile stammen von weit ausserhalb des Körpers der Mutter. Sie legen einen langen Weg zurück, bis sie sich endlich zu Zähnen, Muskeln, Blut und Nerven des wachsenden Embryos manifestieren.

[…]

„Made in Nature*“

Atlant Bieri

Selfpublisher

Man hasst „Made in Nature“ oder man liebt es, oder beides

Mit einem guten Spritzer Humor und Ironie gelingt es dem Autor auf amüsante Art und Weise dem Leser die biologischen Vorgänge im menschlichen Körper näher zu bringen und wirft dabei ein völlig neues Licht auf die Geburt. Dabei mischt er wissenschaftliche – eigentlich trockene  – Informationen und bringt sie locker-fluffig herüber, sehr geschickt, möchte ich meinen! Es handelt sich hierbei um ein Buchprojekt, welches als „Fortsetzungsbuch“ beworben wird: Das Buch wird kapitelweise auf Amazon hochgeladen, man zahlt aber nur einen einmaligen Preis.

Design: Leider spricht mich das Design des eBooks so gar nicht an. Es zeigt auch gar nicht, was sich hinter dem Cover verbirgt: Eine witzige, aber dennoch fundierte Darstellung natürlicher Reaktionen und Vorgänge, gepaart mit einigen (wenn auch manchmal überspitzt formulierten) Anekdoten aus Bieris Erfahrungsschatz. Abgebildet ist allerdings nur ein grüner Stengel mit rotem Schriftzug (ja rot ist eine Signalfarbe, aber nein, das weckt eher Desinteresse als Aufmerksamkeit). Ich hätte mich über ein passenderes Cover mit mehr Esprit gefreut. Atlant Bieri werde ich in der kommenden Woche übrigens noch vorstellen.

Inhalt: Zum Inhalt gibt es so einiges zu sagen. Obwohl ich nur einen Einblick in Prolog, Kapitel 1 sowie Cliffhanger zu Kapitel 2 erhalten hatte, empfand ich das Buch als lesenswert. Es löste allerdings auch unterschiedliche Gefühle bei mir aus, denn einerseits musste ich über so manch These und Darstellung lachen, andererseits fühlte ich mich auch ein wenig – nun ja – missverstanden als Frau. Die Ansichten eines Mannes zur Geburt beziehungsweise Schwangerschaft sind schon heikel, ja. Aber wie so manches hier aufgegriffen worden ist, war unter der Gürtellinie, wenn auch recht sarkastisch verpackt. Man muss sich einfach immer in Erinnerung rufen „er meint es nicht so“.

Mit seinen Thesen hat Atlant Bieri die Lacher auf jeden Fall auf seiner Seite. Ich musste sie zweimal lesen, um sicherzgehen, dass da auch wirklich das steht, was bei mir im Gehirn auch angekommen  ist 😉  Diese kann ich euch nicht vorenthalten:

„Nicht wir machen also unsere Babys, sondern die Blattläuse auf dem Kirschbaum, der am Rande eines Ackers steht“.

Ich musste herzhaft lachen, als ich mir meine Maus in einer Blattlaus vorstellte. Aber es kam noch besser:

„Und wenn wir Sex haben, dann nicht mit Tina, Robert oder Betsi, sondern eben mit diesen Blattläusen […]“

Wundervoll! Sehr provokant geschrieben – wer möchte schon Sex mit einer Blattlaus haben? Der Leser möchte sich einerseits über solche Anmaßungen beschweren, ist aber interessiert, wie der Autor diese wiederrum belegen möchte. Sehr spannend fand ich den Ausblick auf Kapitel zwei mit der These: „Wer viel Sonne hat, hat viel Sex„.

Inhaltlich gibt es leider noch ein paar Fehler – zumindest sind manche Sätze ein wenig umständlich lang und so manche Tippfehler wurden übersehen.

Aufbau und Struktur: Es ist schwer das bei nur einem Kapitel beurteilen zu können. Prolog und Kapitel 1 empfand ich als spannend und es macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Sie sind allerdings voneinander unabhängig und für eine umfassende Beurteilung wäre das gesamte Buch von Nöten.

Stil: Man erkennt den Wissenschaftsjournalisten, denn die Sätze sind so manches Mal wahre Klopper, die können gern mal über eine Drittel Seite gehen Oo Typisch Wissenschaftler, die manchmal nur einen Punkt setzen, weil die Tinte ausgeht 😉 Spaß beiseite: Zusammengenommen mit der lockeren Schreibweise, passen solche Sätze leider so gar nicht ins Bild. Da müssen dringend ein paar Punkte nachgesetzt werden, damit der Leser zu atmen kommen kann – es geht bereits im Prolog los. Bis auf diese Klopper liest sich das Buch allerdings flüssig und man kommt problemlos mit – wobei ich ja gestehen muss, dass ich solche irre-langen Sätze auch noch vom Studium her gewohnt bin. Wie Otto-Normalleser darauf reagieren, kann ich nicht mit Sicherheit sagen.

Bis auf die Baustellen ist der Stil gut. Die Schreibweise ist einfach so herrlich erfrischend, dass ich mir den von seiner schwangeren Frau geplagten Mann regelrecht vorstellen kann 😉

Gesamteindruck: Einen gesamten Eindruck kann ich nur unter vorbehalt abgeben, da ich ja nur Auszüge kenne. Was ich bisher las ist allerdings äußerst informativ, erfrischend und macht Lust auf mehr. Atlant Bieri verbindet die Wunder der Natur mit spritzigem Humor und intressanten Informationen auf fantastische Weise miteinander. Probelamtisch ist, dass man knapp über ein Jahr warten muss, ehe man das Gesamtwerk in den Händen hält. Für die Baustellen gibt es allerdings Abzug – Das Buch erhält (vorerst) 4 von 5  Funkelchen.

4-funkelchen

*Link zu Amazon