Noah Hawley wurde 1967 in New York geboren. Hawley studierte Politikwissenschaften in Yonkers. Nach seinem Abschluss engagierte er sich in einem Rechtshilfeverein für missbrauchte und verwahrloste Jugendliche, in seiner Freizeit begann er zu schreiben. 1998 erschien sein erster Roman, ein Thriller „A Conspiracy of Tall Men“, indem es um Verschwörungstheorien geht. Heute ist er als Autor, Drehbuchschreiber und Produzent tätig. Für seine Arbeit erhielt er bereits mehrfache Auszeichnungen, unter anderem den Golden Globe und den Emmy. Er produzierte und schrieb die Serie „Bones-Die Knochenjägerin“ sowie die TV-Adaption zu „Fargo“.
Klappentext:
„An einem nebligen Abend startet ein Privatjet zu einem Flug nach New York. Wenige Minuten später stürzt er in den Atlantik. Nur der Maler Scott Burroughs und der vierjährige JJ überleben inmitten der brennenden Trümmer. Und Scott gelingt das Unmögliche: Er schafft es, den Jungen an das weit entfernte Ufer zu retten. Während die Suchtrupps fieberhaft nach den Leichen und der Blackbox fahnden, greifen immer abstrusere Verschwörungstheorien um sich. Scott versucht verzweifelt, sich den Medien zu entziehen – und gerät dabei in eine Welt der Intrigen und Manipulationen, in der niemand vor dem brutalen Fall ins Nichts geschützt ist.“
Wichtige Informationen zum Buch:
Vor dem Fall
Autor: Noah Hawley
Erscheinungsdatum: 12. September 2016
ISBN: 978-3442314218
Verlag: Goldmann
Cover:
Mir gefällt das Cover hier sehr sehr gut, vor allem die schlichte, schwarz-weiße Gestaltung hat mich sofort angesprochen. Ganz besonders, da in der realen Welt, selten Dinge, Ereignisse klar in die Kategorien geordnet werden können.
Inhalt:
„Vor dem Fall“ ist das erste Werk, welches ich vom Autor Noah Hawley gelesen habe. Bis ich diese Rezension geschrieben habe, wusste ich auch nicht, dass er meine geliebte Serie „Bones“ produziert hat ;-), wofür ich ihm aber unendlich dankbar bin ;-). Im Grunde spricht der Autor hier an, was passieren kann, wenn ein Mensch zur falschen Zeit am falschen Ort ist und wie schnell sich Spekulationen verbreiten können. Was widerum einen enormen Einfluss auf das eigene Leben haben kann. Noah Hawley hat viele sehr facettenreiche, interessante Charaktere in „Vor dem Fall“ eingebaut, denen er sehr viel Zeit widmet. Auch wenn den Absturz der Maschine nur zwei der Passagiere, nämlich der Maler Scott und der kleine JJ überleben, nimmt sich der Autor viel Zeit auf das Leben bzw. die Vergangenheit aller Menschen, die sich an Bord befanden, einzugehen. Es ist eher eine seltene, ungewöhnliche Herangehensweise an ein Buch, meistens ständen wohl die beiden Überlebenden im Mittelpunkt der Handlung. Wenn ich mich hier auf einen Protagonisten festlegen müsste, wäre das wohl am ehesten Scott, denn er stellt das Leben von dem kleinen JJ hinter sein eigenes Leben und rettet den kleinen Jungen. Auch erfährt man, wie hart er dafür arbeiten musste, um seinen eigentlichen Durchbruch als Künstler zu erreichen und wie viel Erfahrung in seinen eigenen Bildern liegt, was er damit verarbeitet. Scott war mir sehr schnell sympathisch.
Spannend fand ich jedoch JJs familiären Hintergrund. Sein Vater war ein Selfmade Millionär, seine Mutter hingegen eine recht einfache, aber wahnsinnig liebevolle Frau. Er hatte eine Familie, in der die gegenseitige Zuneigung den anderen gegenüber stets spürbar war. Seine ältere Schwester wurde in der Vergangenheit Opfer einer Entführung. Nach dem Absturz ist er Vollwaise, ich habe ihn und seine Familie gleich in mein Herz geschlossen. Seine Situation stelle ich mir wahnsinnig schrecklich vor.
Aufbau,Struktur & Stil:
Erzählt wird die Handlung aus der Sicht eines auktorialen Erzählers, der viele Handlungsstränge miteinander vereinen kann. Noah Hawley baut viele Rückblenden in die Vergangenheit der Charaktere ein, es gibt aber auch Kapitel, die sich direkt mit dem Absturz bzw. der Absturzursache in der Gegenwart beschäftigen. Sehr spannend und emotional berührend habe ich die Kapitel empfunden, in denen die Bilder des Malers Scott erklärt werden. Ich muss zugeben, dass ich ein wenig Zeit gebraucht habe, um die Handlung einzusteigen, vor allem der Beginn hat sich als ein wenig zähflüssig gestaltet. Es lohnt sich aber definitiv diese Phase zu überwinden, denn danach schaffte der Autor es, mich immer wieder mit neuen Perspektiven auf die Charaktere zu überraschen. Man hat beim Lesen das Gefühl, als würde man die Entwicklung der Personen selbst mit Leben füllen können, nach und nach fügen sich mehr Puzzleteile aus dem Leben jedes Einzelnen zusammen. Ich selbst habe meine Meinung zu den Menschen immer wieder überdenken müssen. In dieser Art habe ich das bisher noch nicht erlebt. Der Schreibstil ist eher ruhiger, sachlich würde ich fast sagen, er lebt von den detaillierten Beschreibungen, die mir größtenteils sehr nahe gegangen sind.
Fazit:
Wer hier actionreiche Szenen erwartet, wird von „Vor dem Fall“ eher enttäuscht werden. Für alle Leser, die sich für die Tiefe der Charaktere und deren Vergangenheit interessieren, ist „Vor dem Fall“ ganz sicher ein spannendes und fesselndes Buch.
Ich gebe vier von fünf Funkelchen.