Mechthild Borrmann, die 1960 geboren wurde, lebte in ihrer Kindheit und Jugend am Niederrhein. Bevor sie sich, heute als freie Autorin, dem Schreiben von Kriminalromanen widmete, war sie unter anderem als Tanz- und Theaterpädagogin tätig. Sie arbeitete auch im Gastronomiebereich. Ihre Werke haben zahlreiche bedeutende Auszeichnungen erhalten. „Wer das Schweigen bricht“ wurde mit dem „Deutschen Krimi Preis“ ausgezeichnet und stand wochenlang auf der Bestsellerliste. Für ihren Titel „Geiger“ wurde Mechtild Borrmann als erste deutsche Autorin mit dem renommierten französischen Publikumspreis „Grand Prix des Lectrices“ der Zeitschrift „Elle“ ausgezeichnet. Im Jahre 2015 wurde sie mit „Die andere Hälfte der Hoffnung“ für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Ihr aktuelles Werk heißt „Trümmerkind“.

Klappentext:

„Der kleinen Hanno Dietz schlägt sich mit seiner Mutter im Hamburg der Nachkriegsjahre durch. Steine klopfen, Altmetall suchen, Schwarzhandel – das ist sein Alltag. Eines Tages entdeckt er in den Trümmern eine Tote – und etwas abseits einen etwa dreijährigen Jungen, der erstaunlich gut gekleidet ist. Das Kind spricht kein Wort, Verwandte sind nicht auffindbar. Und so wächst das Findelkind bei den Dietzens auf. Jahre später kommt das einstige Trümmerkind durch Zufall einem Verbrechen auf die Spur, das auf fatale Weise mit seiner Familie verknüpft ist …“

Wichtige Informationen zum Buch:

Trümmerkind

Autorin: Mechthild Borrmann
Erscheinungsdatum: 02. November 2016
ISBN: 978-3426281376
Verlag: Droemer

Cover:
Das Cover an sich hat mich schon, im Zusammenhang mit dem Klappentext, ehrlich berührt. Man sieht die Trümmer, Ruinen von zerstörten Häusern, die teils im Schatten liegen. Zerstörte Leben und Existenzen, die wieder aufgebaut werden müssen. Es ist sehr gut auf den Inhalt des Buchs abgestimmt.

Inhalt:

„Trümmerkind“ ist das erste Werk, welches ich von der Autorin Mechthild Borrmann gelesen habe. Der Klappentext hat mich gleich angesprochen und ich war sehr neugierig und gespannt auf die Umsetzung. Interessiert hat mich schon die Zeit, in der ein Großteil der Handlung spielt. Ich habe mich schon während meiner Schulzeit recht viel mit der Nachkriegszeit, den Jahren 1946/1947 auseinandergesetzt, auch bedingt durch unsere eigene familiäre Geschichte. Das Leben, welches die Familien, die den Krieg überlebt haben, führten, ist gezeichnet von Hunger, Kälte und schweren Verlusten. Es sind schwere Zeiten, die die Kinder Wiebke und Hanno Dietz gemeinsam mit ihrer Mutter durchleben. Dennoch ist ihr Umgang miteinander sehr liebevoll und sie kümmern sich umeinander. Als sie eines Tages einen kleinen einsamen Jungen auf der Straße treffen, bringt es Wiebke, die kleine Tochter, es nicht übers Herz ihn allein stehen zu lassen. Nach und nach wird er, trotz der Existenzangst der Familie in deren Leben integriert. Auf der anderen Seite begleiten wir die Familie Anquist, in deren Leben, als die russische Wehrmacht einmarschiert, ebenfalls starke Veränderungen einhergehen.
Es sind zahlreiche Charaktere, die wir im Umgang miteinander erleben und deren Weg wir in „Trümmerkind“ nachvollziehen. Einige sind mir sehr ans Herz gewachsen, andere haben mich nicht so sehr berührt. Die Gestaltung habe ich jedoch in jedem Fall als authentisch und interessant  empfunden.

Aufbau, Struktur & Stil:
Die Geschehnisse aus dem Werk „Trümmerkind“ werden alle in der dritten Person, aus Sicht der jeweiligen Charaktere geschildert, was ich hier als sehr angenehm empfunden habe. Es gibt drei verschiedene Handlungsstränge, wobei alle zwei Erzählstränge in der Vergangenheit, um 1945 und ein Handlungsstrang um 1993 spielt. Die Autorin schildert sehr authentisch und direkt, mit welchen Problemen die Familien zu kämpfen haben. Besonders berührt haben mich die Gefühle der Überlebenden, die auch jahrzehnte nach dem Krieg noch mit den Folgen zu kämpfen haben. Mechthild Borrmann geht wahnsinnig realistisch darauf ein, wie wenig die grausamen, schockierenden Ereignisse von den damaligen Kindern verarbeitet wurden. Das hat mich wirklich tief berührt, und auch nachdem ich das Buch beendet habe, bewegt mich dieser Aspekt wirklich ungemein. So authentisch die Autorin die Situation hier darstellt, hat sie doch darauf verzichtet, wahnsinnig detailliert auf brutale Szenen, die sich im Krieg, wie wir alle wissen, natürlich abgespielt haben, einzugehen. Auch hier spürte ich beim Lesen die sensible Art, mit der sie auf die Ereignisse eingeht. Mich hat das Buch von Beginn an gefesselt und ich habe mich trotz der verschiedenen Handlungsstränge wunderbar in dem Werk zurecht gefunden. Zu keiner Zeit hatte ich Probleme den Geschehnissen zu folgen. Innerhalb weniger Stunden hatte ich es durchgelesen. Es gelingt Mechthild Borrmann sehr gut eine konstante Spannung aufzubauen, die mich beim Lesen mitfiebern ließ und dennoch auch zum Nachdenken anregte. Immer wieder hat es geschafft, mich durch Wendungen in der Handlung zu überraschen.

Fazit:
„Trümmerkind“ ist ein sehr gelungenes Werk, welches mich während des Lesens durchgängig fesseln und berühren konnte. Mir hat die Kombination aus authentischer Geschichte und Krimielementen richtig gut gefallen.

Ich gebe fünf von fünf Funkelchen.

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