Veränderungen begleiten mich schon ein Leben lang: Ständig neue Wohnorte, neue Klassengemeinschaften, neue Freunde, neue Herausforderungen. Veränderungen gehörten immer zu meinem Leben dazu. Zumindest äußerlich. Innerlich bin ich lange Dieselbe geblieben. Ziemlich egoistisch, ziemlich rallig. Ich wollte alles: Einen Mann der mich liebt, gut im Bett ist, aber einfach eine faule Socke im Haushalt ist? Poah nee, ich such mir besser einen anderen. Wo ist Mr. Perfect denn gleich? Ich hab ihn doch gesehen… In dieser amerikanischen Serie… Hmpf! Wo ist der Prinz auf dem weißen Schimmel, der mich auf Händen zu den Sternen trägt, verdammt? Wo hast du dich versteckt, Prinz Charming?

War ich romantisch, naiv, übermütig? Ein bisschen was von allem? Gut möglich. Oder auch nur jung. Kinderkacke! Ich brauch keinen Mann der mich auf Händen trägt, sondern einen, der den Windeleimer leer macht und nach draußen trägt. Und bitte keine schimmeligen Essensreste mehr, weil irgendwer vergessen hat den Käse von letzter Woche zu entsorgen. Charme? Ja gern. Beim Kind. Wende all deinen Charme auf, um deine Tochter zu überzeugen, dass sie jetzt ins Bett geht. Kein Kika, keine Schokolade – Bett!

Wie mich mein Kind verändert  hat

Nie zufrieden mit mir selbst

Aber nicht nur in der Beziehung haben sich die Ansprüche drastisch geändert. Früher war ich erpicht darauf gute Leistungen abzugeben. Bachelor mir 1,7? Es hätte besser sein müssen! Klar doch, oder? Beim vielen einprügeln der Lernstoffs und auskotzen, muss ich zwischendurch irgendwo meinen Verstand verloren haben. Oder warum war ich mit meinem Bachelor bitteschön nicht zufrieden?! War ich da eigentlich Banane? Womöglich. Jetzt müssen es Trauben sein. Viele. Claire liebt Trauben über alles.

Früher habe ich mich nach Büchern und Studien und Noten bewertet. Heute messe ich mich am Lachen meiner Tochter. Oder ich messe Temperatur im Dauerbetrieb, weil irgendwer immer krank ist. Gekotzt wird nur noch über der Kloschüssel. Oder im Bett. Auf den Boden. Auf Mamas Haare… Claires Bewertung geht von „Du bist eine liebe Mama“ bis hin zu „Blöde Mama!“. Aber damit kann ich leben. Die negativen Bewertungen gehören nämlich zum Leben dazu. In diesen Momenten habe ich ihr eine neue Grenze gezeigt, die sie respektieren muss. Oder anders gesagt: Ich habe ihr einfach nicht erlaubt die Wand anzumalen. Oder einen Sandkasten auf der Couch zu errichten.  Die Alternativen fand sie blöd. So wie mich. Ich müsste aber schön blöd sein, wenn ich Claire nicht dennoch lieben würde. Für all ihre Fehler, für ihr Lachen, für das Gesamtpaket. Früher konnte ich Fehler ja nicht leiden. Weder an mir, noch bei anderen. Da habe ich sogar gelästert. Viel und richtig hässlich. Das wurde in der Studienzeit besser, verschwunden ist es aber eben nicht.

Ich bin anders und doch gleich

Erst mit meinem Baby habe ich mich wirklich verändert. Meine innere Einstellung ist eine andere. Ich kann fünf auch mal gerade sein lassen. Akzeptiere Fehler. Bei mir und anderen. Mein Fühlen und Denken hat sich verändert. Die Prioritäten liegen nun anders – aber nicht überall. Noch immer bin ich ein Langschläfer, noch immer kuschele ich für mein Leben gern, noch immer bin ich sehr emotional. Aber:

  • Früher habe ich manchmal bis in den Mittag geschlafen. Heute geht das nur, wenn Claire nicht da ist. Oder wir machen einfach Kika an und gönnen uns noch eine Mütze Schlaf (Rabenmutti-Alarm).
  • Früher lies ich mein Make-Up achtlos herumliegen – heute brauche ich einen Sicherheitssafe, wenn ich mein Make-Up nicht vom Küchenschrank kratzen will.
  • Früher schlug ich mir die Nächte mit wilden Parties um die Ohren. Heute bin ich froh, wenn ich einfach nur meine Ruhe habe und meinem Leben als Couchpotatoe fröhnen kann. Bei Game of Thrones. The Middle oder House of Cards.
  • Früher habe ich mit Freunden bis zum Morgengrauen gesoffen. Heute veranstalten wir lieber Spieleabende, aber um Mitternacht ist Schluss Dornröschen!
  • Früher habe ich im Lidl, Aldi und Co. eingekauft. Heute gibt es nur noch Metzgerfleisch, das Brot backe ich oft selber und Gemüse sollte möglichst regional sein – naja, so der Plan. Ausnahmen gibt es immernoch. Ich bin auch schon mal faul.
  • Früher gab ich all mein Geld zur Grundversorgung aus. Heute muss ich mich zwingen meiner Maus nicht alle 5 Minuten Glitzerkleidchen über Amazon zu bestellen.
  • Früher habe ich Eltern, die ihre Kinder anschrien, verurteilt. Heute habe ich Verständnis, dafür, dass auch Eltern schwache Momente haben und versagen können. Oder anders gesagt: Den ultimativen Mama-Super-Gau erleben.
  • Früher war ich von weinenden Kindern genervt. Heute werfe ich den Eltern aufmunternde Blicke zu und möchte sie am liebsten mit Schokoladen-Keksen füttern, damit sie sich besser fühlen. Und fett werden. Ich komme einfach nicht auf mein Wunschgewicht 😉
  • Früher verstand ich nicht, wie man sich die Kinder ins Ehebett holen kann. Heute vermisse ich Claire, wenn sie mal nicht bei uns liegt und kuschelt. Oder mich schlägt. Ins Gesicht. Oder die Decke klaut. Oder mitten in der Nacht Geschichten erzählen will…. Oder ins Bett pinkelt….
  • Früher geriet ich oft schnell in Panik und war den Tränen nahe. Heute lässt mich vieles kalt und ich kann durchatmen. Weil ich meistens zu müde bin, um mehr zu tun, als zu funktionieren 😉
  • Früher habe ich mich hinter einer Maske versteckt, um zu gefallen. Heute zeige ich selbstbewusst wer ich bin und sage, was ich denke.
  • Früher wollte ich keine Kinder. Nie. Heute möchte ich meine Zauberbohne nicht mehr missen – und würde gern noch einen Engel in meinem Leben begrüßen.
  • Früher war mir Karriere und Geld sehr wichtig. Heute möchte ich einfach nur Sicherheit für meine Liebsten.
  • Früher hatte ich viele Affären und war Rastlos. Heute habe ich meinen Ruhepol gefunden und habe die Familie schätzen gelernt.
  • Früher war Familie nur ein Wort für mich. Heute ist sie Liebe, Wärme und Geborgenheit. Angekommen sein, Sicherheit. Meine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
  • Früher war ich eine große Zicke. Jetzt… ach, ok… die bin ich immernoch.

Früher habe ich versucht, auch diese Eigenschaften zu ändern. Bis mir aufgefallen ist, dass ich mein komplettes Ich zwangsweise manipulieren will. Das ist nicht richtig. Mein Kind muss mit mir auskommen, so wie ich mit meinem Kind auskommen muss. Wir haben beide unsere Grenzen und wir müssen beide lerne diese zu achten. Als Mutter muss man sich nicht verbiegen. Das Kind darf sehr wohl auch die Grenzen anderer Menschen kennenlernen. Und sei es nur, dass Mama gerade keine Lust hat eine Geschichte zu lesen oder sich beeilen muss. Es gibt Regeln, die müssen beachtet werden. Wenn nicht gibt es Konsequenzen. So wie es für uns Konsequenzen gibt, wenn wir ihre Regeln verletzen. Meist endet das mit Gekreische einer Banshee würdig 😉

Das wird sich bei mir nie ändern. Und ich stehe dazu. Zu meinen Grenzen, zu den Regeln, zu den Konsequenzen. Ich stehe zu MIR. Das habe ich Claire zu verdanken. Danke kleine Zauberbohne.

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Und jetzt seid ihr dran! Hat euch euer Kind auch verändert, oder seid ihr schon immer im Mommy-Modus durch die Welt geschippert? Erzählt mir davon, oder noch besser: Nehmt an der Blogparade „So habe ich mich mit Kind verändert“ von 2kindchaos teil! Die Blogparade ist „Open End“! Ihr könnt also jederzeit mitmachen. Frida sucht dabei eigentlich nur eure Top 3 Veränderungen. Da Veränderungen aber immer ein schleichender, fortlaufender Prozess sind, kann ich da gar keine Topliste ausmachen. Die ändert sich eh stetig 🙂