Carin Müller schreibt schon sehr lange, wenn gleich ihre Berufswünsche eher Tierärztin, Floristin oder Raumschiffkapitän waren. Diese Berufe haben auch heute noch einen gewissen Reiz für sie, wenn ihr Hund krank ist oder eine Deadline für ein Buch, einen Artikel ansteht. Sie studierte Germanistik und arbeitet heute seit gut fünfzehn Jahren als freie Autorin und Journalistin. Fast täglich schreibt sie in ihren beiden Blogs über „Einsichten aus dem Kiosk“ (www.carinmueller.de) und „Fussball“( www.11spielerfrauen.de). Carin Müller hat unter anderem schon „Gefühlte Wahrheit“, „Hundstage“ und „Zwischen Ebbe und Flut“ veröffentlicht.

Klappentext:

„Felix ist 70 Jahre alt. Er spricht aus, was niemand zu sagen wagt, und tut, was sonst niemand tun würde. Seine Erinnerungen sind wie Wellen in seinem Kopf, wogend, nicht festzuhalten. Denn Felix hat Alzheimer. Um ihm einen Herzenswunsch zu erfüllen, machen seine Ehefrau Ellen, seine Tochter Judith und seine Enkelin Fabienne mit ihm eine Kreuzfahrt. Doch während Felix die Reise als wunderbares Abenteuer erlebt, wird für die drei Frauen die Seereise zu einer Seelenreise durch schwere Gewässer, aber mit Kurs auf sonnige Gefilde.“

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Wichtige Informationen zum Buch:

Tage zwischen Ebbe und Flut

Autorin: Carin Müller

Erscheinungsdatum: 01.September 2016

ISBN: 978-3426519738

Verlag: Knaur TB

Cover:

Das Cover ist wunderbar gestaltet worden. Man sieht ein Bild von einem alten Mann, der auf einem Floß sitzt, es wirkt wie eine schwarz-weiße Fotografie. Der Titel ist orangefarben und setzt sich wunderbar vom Hintergrund ab. An seinem Floß sind noch drei farbige Luftballons befestigt. Es spiegelt den Inhalt des Buchs sehr gut wider.

Inhalt:

„Zwischen Ebbe und Flut“ ist für mich das erste Buch, welches ich von der Autorin Carin Müller lese. Sie spricht in ihrem neusten Werk sehr direkt das Thema Alzheimer an, und geht insbesondere auf das Leben mit einem Partner, der an der Krankheit leidet ein. Sie zeigt auf, wie sich der Alltag ändert und wie schwierig der Umgang für die Angehörigen sein kann. Ich habe persönlich durch meine Arbeit auch schon mit mehr oder weniger stark dementen bzw. Patienten mit Alzheimer Erfahrungen gesammelt. Für Ausstehende sind viele Situationen, die Angehörige eher betroffen machen würden, oftmals mit einer gewissen Komik verbunden. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass es für den Partner, der mit dem Menschen der an Alzheimer erkrankt ist, wirklich schwierig ist, sich auf diese Situation einzustellen. Wir begleiten einen Teil der Familie, die sich hier aus Felix und seiner Frau Ellen, ihrer Tochter Judith und ihrer Enkelin Fabienne zusammensetzt. Felix hat Alzheimer, für ihn ist ein routinierter Tagesablauf wichtig, da es ihm hilft, sich an schlechten Tagen besser zu orientieren. Er versteht viele Dinge nicht mehr, lässt sich aber mit gutem Zureden oft noch überzeugen und schwelgt gerne in seinen Erinnerungen. Felix hat auch eine sehr humorvolle Seite, die hier auch regelmäßig zum Tragen kommt. Seine Frau Ellen war mir ehrlich gesagt eher unsympathisch. Sie behandelt ihren Mann durchgängig wie ein bockiges Kind und steht ständig unter Strom, ist sehr leicht reizbar und hat an fast jedem und allem etwas auszusetzen. Ich fand sie eher anstrengend, ihre Entwicklung innerhalb des Buchs hat mir zwar gefallen, aber sie wäre im realen Leben eher jemand, dem ich aus dem Weg gehen würde. Ihre Tochter Judith ist die Person, die ihrer Mutter nichts recht machen kann. Zu ihrem Vater hat Judith ein ganz gutes Verhältnis und sie setzt sich für ihn ein, weshalb diese Schiffreise auch unternommen wird. Judith trägt ein schreckliches Geheimnis mit sich herum, welches ihr ganzes Leben geprägt hat. Sie tat mir wirklich leid, auch ihre extreme Einstellung bezüglich der Arbeit erschien mir auch ein wenig wie eine Flucht. Je mehr sie beschäftigt ist, desto weniger denkt sie an die Vergangenheit. Zum Glück hat sie aber eine sehr gute Freundin an Bord, die immer für sie da ist. Fabienne ist ein Charakter, den ich vom Verhalten her, als doch recht typischen Teenager einstufen würde. Sie ist anfangs schnell bockig, zickig und möchte ihren Willen durchsetzen. Dennoch macht auch sie eine positive Veränderung innerhalb der Handlung durch. Die Charaktere sind allesamt individuell, liebevoll und interessant gestaltet worden.

Aufbau, Struktur & Stil:

Erzählt wird die Handlung in der dritten Person aus Sicht verschiedener Charaktere. Besonders gut gefällt mir hierbei, dass viel wörtliche Rede eingesetzt wurde. Der Schreibstil der Autorin ist sehr einfühlsam, was ich gerade bei einem Thema wie Alzheimer, als äußerst angenehm empfunden habe. Carin Müller beschreibt nicht stur die Symptome oder die Schwerfälligkeit/ Schwierigkeiten des Betroffenen, sondern setzt wunderbare Situationskomik ein. An vielen Stellen musste ich wirklich schmunzeln. Durch die bildlichen Beschreibungen und meine eigenen Erfahrungen konnte ich mich sehr schön hineinversetzen, bin ich durch das Buch geflogen und konnte es kaum weglegen. Die Autorin hat mich mit gewissen Wendungen, die für mich unerwartet kamen, wirklich überrascht. Auch das Ende und die Entwicklung der Charaktere sowie deren Beziehung zueinander hat mir sehr zugesagt.

Fazit:

In „Zwischen Ebbe und Flut“ gelingt es der Autorin Carin Müller wunderbar eine gelungene Mischung aus Tragik und Situationskomik zu kreieren. So stimmt die Handlung zwar stellenweise sehr nachdenklich, lädt aber auch immer wieder zum Schmunzeln ein. Mich hat die Geschichte sehr angesprochen.

Ich gebe vier von fünf Funkelchen.

4-funkelchen