Hallo ihr Lieben,
ich habe vor kurzem den Debütroman „Auf Null“ von der Autorin Catharina Junk gelesen und rezensiert. Es ist ein sehr emotionales Buch, das mich berührt und zum Nachdenken, aber auch zum Schmunzeln, gebracht hat. Umso mehr hat es mich gefreut, dass ich ihr einige, teils auch wirklich private Fragen stellen durfte. Hier könnt ihr meine Fragen und Catharina Junks Antworten lesen:
Zu welchem Zeitpunkt hatten sie selbst das erste Mal Kontakt zu Büchern? Haben sie schon immer eine wichtige Rolle in ihrem Leben gespielt?
„Ja, ich habe schon als Kind sehr viel gelesen und mir von meinem Taschengeld auf dem Bremer Flohmarkt immer Nachschub gekauft. Pferdegeschichten, Detektiv- und Abenteuergeschichten, Grusel-Hefte, Sci-Fi… Eigentlich hat mich alles interessiert. Mit 13 Jahren habe ich dann meine ersten eigenen Geschichten geschrieben. Das waren Pferde-Romane, die durch die Bille & Zottel-Reihe inspiriert waren. Seitenlang ging es da um Fell-Pflege und Hufe-Auskratzen, das fand ich damals offensichtlich sehr interessant. Aber ich muss auch dazu sagen, dass Filme und Serien immer eine ebenso große Rolle für mich gespielt haben. Für mich sind Buch und Film zwei gleichwertige Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen oder erzählt zu bekommen. Ich habe ja auch schon mehrere Jahre Drehbücher geschrieben, bevor ich jetzt meinen ersten Roman veröffentlicht habe.“
Gab es einen besonderen Moment, ab dem für sie feststand, dass sie „Auf Null“ schreiben würden?
„Ich bin seit unserer gemeinsamen Arbeit an der Fernsehserie „Berlin, Berlin“ mit David Safier freundschaftlich verbunden. Er wusste, dass ich zwar einen Roman schreiben möchte, aber irgendwie nicht richtig in die Gänge komme. Irgendwann konnte er das wohl nicht mehr länger mit ansehen und hat mich seiner Lektorin bei Rowohlt vorgestellt. Für dieses Treffen habe ich dann die ersten dreißig Seiten von „Auf Null“ geschrieben. Parallel habe ich diesen Text dann aber auch beim Hamburger Literaturförderpreis eingereicht und hatte das Glück, dort unter den Gewinnern zu sein. Mehr Text gab es bis dahin nicht und so richtig klar war mir zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht, wie die Geschichte in aller Konsequenz weitergehen würde. Ich hatte natürlich viele Ideen und eine Vorstellung davon, wie der Erzählton sein sollte, aber noch keinen ausgearbeiteten Plot. Nach dem Förderpreis habe ich den Vertrag von Rowohlt angeboten bekommen und das war dann der Moment in dem klar war, dass ich Ninas Geschichte zu Ende erzählen würde. Das Thema hingegen, also der Wunsch, eine Geschichte über die Zeit nach einer schweren Erkrankung zu schreiben, hatte ich schon sehr lange im Hinterkopf. Es fehlte aber immer an Mut, Geld und Zeit, um mich endlich hinzusetzen und anzufangen.“
Frau Simon schrieb mir, dass ihr Roman „Auf Null“ autobiografisch geprägt sei. Haben sie ähnliche oder vergleichbare Zeiten durchleben müssen wie die Protagonistin Nina? Wenn dies der Fall ist, wie blicken sie auf das Zeit des Schreibens zurück?
„Tatsächlich bin ich wie Nina kurz nach Beginn meines Studiums in Münster an Akuter Myeloischer Leukämie erkrankt und auch der Verlauf der Krankheit war bei mir relativ ähnlich. Diese Erfahrungen bilden die Eckpfeiler des Romans. Außerdem bin ich wie die Hauptfigur in Niedersachsen aufgewachsen und habe einen jüngeren Bruder. Einzelne Situationen aus dem Roman habe ich so oder sehr ähnlich erlebt, aber alle auftretenden Figuren und die gesamte Handlung sind frei erfunden. Trotzdem kann man aber wohl sagen, dass der Roman autobiographisch gefärbt ist. Ich werde häufiger gefragt, ob mir das Schreiben wegen meiner eigenen Krankheitsgeschichte schwer gefallen sei. Das ist aber nicht der Fall gewesen. Es gab natürlich sehr emotionale Schreib-Tage, die mich stärker mitgenommen haben als andere. Doch dabei ging es immer eher um die Figuren in der Geschichte als um mich. Ich habe über zwanzig Jahre gewartet, bis ich mit dem Schreiben dieses Romans beginnen konnte. Ich brauchte wohl einen Sicherheitsabstand zu meiner eigenen Krankheit, um mich im Namen meiner Hauptfigur gewissen Emotionen und Momenten wieder anzunähern. Die Ich-Erzählerin in der Geschichte bin ja nicht ich selbst, sondern eine fiktive Figur namens Nina, in deren Rolle ich beim Schreiben gehandelt, gesprochen und die Geschehnisse gedanklich kommentiert habe. Das klingt jetzt distanzierter als es sich beim Schreiben anfühlt. „Auf Null“ ist ein sehr persönliches Buch und da ich alle Figuren darin ins Herz geschlossen habe, hatte ich mit ihnen sehr viel Spaß, habe aber auch mit ihnen gelitten.“
Welche Charaktereigenschaften, die die Protagonistin hat, finden sie auch bei sich selbst? Oder ist Nina eine ganz eigenständige Person?
„Obwohl Nina und mich ein größerer Altersunterschied trennt, haben wir auf jeden Fall einen sehr ähnlichen Humor. Weil Humor damals meine Überlebensstrategie war und mir oft geholfen hat, habe ich Nina auch diese Charaktereigenschaft gegeben. Vor allem in Situationen, in denen sie selbst nichts ausrichten kann oder besonders verletzlich ist, gibt ihr Humor ihr Halt. Die eigene Tragik erscheint ihr weniger bedrohlich, wenn sie die darin liegende Komik betrachtet. Galgenhumor, eben. Ansonsten kenne ich wie Nina auch das Gefühl, mich für alles und jeden verantwortlich zu fühlen. Das nervt mich selbst manchmal, vor allem, weil es oft auch nur ein Vorwand ist, um sich über die eigenen Bedürfnisse nicht klar werden zu müssen. Auch in dieser Hinsicht haben meine Hauptfigur und ich große Gemeinsamkeiten und mitzuerleben, wie Nina deswegen einen Fehler nach dem anderen macht, war für mich persönlich tatsächlich ziemlich aufschlussreich.“
Ihr offener und authentischer Schreibstil gefällt mir sehr gut. In eigenen Bücher, die ich sich mit der Diagnose Krebs beschäftigen, erfährt man eher vom Leben der Menschen, ab dem Zeitpunkt der Diagnose. Ihr Buch „Auf Null“ dagegen zeigt die Schwierigkeiten auf, wie schwierig es ist, nach einer erfolgreich bekämpften Krankheit, wieder im Alltag anzukommen. Erging es Ihnen hier ähnlich wie Nina? Ist man danach ständig auf der Hut? Hinterfragt jede Reaktion des Körpers? Gibt es einen Zeitpunkt, ab dem sich dieses Verhalten ändert? Ab dem man sich wieder „glücklich“ fühlen kann?
„Ja, mir ging es genau so. Die tiefe Verunsicherung nach der Krebserkrankung begleitete mich sehr lange begleitet und ich habe jederzeit die nächste Erschütterung gefürchtet. Die Angst vor einem Rückfall war ein ständiges Rauschen, das über allem lag. Gleichzeitig dachte ich immer: Jetzt sei doch endlich mal froh, du lebst doch noch! Bei mir hat es zehn Jahre gedauert, bis ich wieder einigermaßen klar gekommen bin und auch heute, nach über zwanzig Jahren, werde ich nervös, wenn bei einer Erkältung die Lymphknoten anschwellen. Man wünscht sich natürlich den einen Moment, in dem klar ist: Jetzt bleibt alles gut. Aber so funktioniert es leider nicht. Und Nina macht ja genau den Fehler, auf diesen einen magischen Moment zu warten. Bis dahin versucht sie zweckpessimistisch ihrem Glück aus dem Weg zu gehen. Sie hofft, so den Abschiedsschmerz vom Leben und den Menschen, die sie liebt, klein halten zu können, falls die Leukämie doch wiederkommt und sie wohlmöglich stirbt. Gleichzeitig hat Nina aber eine so große Sehnsucht nach Glück, Liebe und Unbeschwertheit, dass es für sie immer schwieriger wird, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Am Ende ist ihr Bedürfnis, wieder mutig und offenen Herzens zu sein, zunehmend stärker als ihre Angst.“
In wie fern hat das Schreiben des Romans ihr Leben verändert?
„So kitschig das klingt, aber zunächst einmal ist mit „Auf Null“ wirklich ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Ich wollte immer wenigstens einen Roman schreiben, der veröffentlicht wird. Das habe ich mir im Alter von 13 Jahren gewünscht und nun liegt mein Buch dreißig Jahre später in den Buchhandlungen. Hat also ein bisschen gedauert, aber immerhin. Und bisher haben natürlich immer Schauspielerinnen und Schauspieler meine Texte gesprochen, wenn ich Drehbücher geschrieben habe. Nun sitze ich selbst da und lese vor Publikum. Das ist für mich eine große Veränderung und eine Herausforderung für jemanden, der in der Uni nicht mal in der Lage war, Referate zu halten. Das Schönste ist aber, dass ich jetzt neben meiner Arbeit als Drehbuchautorin einen zweiten Roman schreiben kann und darauf freue ich mich sehr.“
Catharina Junk, 15.09.2016
Ich möchte mich noch einmal herzlich für die Zeit und die authentischen Antworten, aber auch für den tollen Roman bei Catharina Junk bedanken :-). Ein weiteres Dankeschön geht an den Kindler Verlag, die mir das Interview vermittelt haben und ein Verlosungsexemplar für Euch zur Verfügung stellen.
Um in den Lostopf zu hüpfen, sagt mir doch einfach, was ihr von dem Buch erwartet oder warum ihr es gerne gewinnen würdet. Ihr habt eine doppelte Chance, wenn ihr den Beitrag auf dem Blog und unter dem Post bei Facebook kommentiert.
Teilnahmebedingungen:
*Teilnahmeschluss ist am 22. September 2016 um 23:59 Uhr.
* Teilnehmen kann jeder, der über 18 Jahre alt ist und einen Wohnsitz innerhalb Deutschland hat.
*Für den Versand wird keine Haftung übernommen.
*Der Rechtsweg sowie die Barauszahlung des Gewinns sind ausgeschlossen.
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Ich muss gestehen ich hab leider noch nichts davon gehört. aber es soll sich schnell ändern
das klingt äußerst interessant, ich mag bücher die zum nachdenken anregen…wenn sie dazu aber auch noch humor zeigen, ist das super 🙂
Ich erwarte von dem Buch kurzweilige Ablenkung vom Alltag und ein paar schöne Stunden. Ich lese gerne und möchte deshalb gewinnen.
Ich erwarte ein Buch das mich auch nach dem Lesen
zum Denken anregt.
Nicht so wie viele andere: gelesen und fertig