Heute nehme ich mal die Metropolis Berlin Reihe für euch auseinander. Geplant war ursprünglich jedem Titel eine eigene Rezension zu widmen, doch ich muss zugeben: Ich komme gerade an meine Grenzen und schaffe es nicht. Daher packe ich sie alle in einen Beitrag und versuche kurz und prägnant die Vorzüge bzw. Schwachstellen der Romane zu beschreiben. Das ist Neuland für mich, da ich noch nie mehrere Bücher zusammengefasst habe. Ich hoffe euren Ansprüchen dennoch gerecht zu werden. Let´s fetz!

Sprungmarken

Die Rote Burg

Das Palais Reichenbach

Champagner, Charleston und Chiffon

Schlusswort

Metropolis Berlin

Copyright der Cover unterliegen dem Bastei Lübbe Verlag

Die Rote Burg von Oliver Schütte

Eindrücke: Fangen wir mit „Die Rote Burg“ von Oliver Schütte an: Im Vorfeld hatte ich schon einiges zu der Metropolis Reihe erfahren, da ich zusammen mit Bastei Lübbe und den Autoren eine Blogtour geplant hatte. Direkt interessiert war ich am Berlin der 20er Jahre. Dem Denken und Handeln der Menschen. Die Möglichkeiten und Probleme, die man hatte. In Die Rote Burg hat sich schnell herauskristallisiert, welche „technischen“ Möglichkeiten bestanden, bzw. nicht vorhanden waren. Ein Mord war geschehen? Ein Einbruch? Schnell muss zum nächsten Restaurant in der Nähe gerannt werden. Handys gab es nicht. Privatleute schienen auch noch nicht alle ein Telefon zu haben.  Fingerabdrücke am Tatort waren da wohl das höchste der Gefühle. DNA Vergleiche gab es auch noch nicht. Aufnahmen von Überwachungskameras? Höhö. Diese Problemstellungen hat Oliver Schütte sehr authentisch dargestellt.

Was natürlich nicht fehlen durfte, war auch die Darstellung des Lebens eines Single-Polizisten und der Umgang mit den Frauen. Ehrlich gesagt mochte ich den Insepktor Martin aufgrund seiner schroffen, manchmal schon überheblichen Art. Allerdings muss ich sagen, dass mir sein Umgang mit Frauen absolut missfallen hat. Da hat er viele Sympathiepunkte einbüßen müssen. Ich weiß nicht, ob das notwendig war, um den Charakter zu formen, jedoch dachte ich an manch Stelle einfach „typisch Mann“ und wollte ins Tablet beißen.

Spannung: Der Kriminalfall hatte einige Wendungen und hat mich überrascht. Daher brach auch der Spannungsbogen nicht ab. Der Höhepunkt kam mir ein wenig zu kurz (wie so oft), da hatte ich irgendwie mehr erwartet. Das tat der Geschichte aber keinen Abbruch.

Fazit: Das goldene Leben der 20er Jahren wurde vor allem aus der Sicht eines jungen Kriminalkommissars mit kuchenvertilgendem Vorgesetzten dargestellt. Es war teilweise amüsant, schockierend und verärgernd. Dennoch wurde das Leben und die damaligen Möglichkeiten authentisch dargestellt. Der Leser erlebt den Glanz aber auch Schattenseiten der 20er Jahre in Berlin und lernt ein paar interessante Orte kennen. Sehr schade, dass Die Rote Burg heute nicht mehr ist. Für den spannenden Krimiroman mit gut recherchierten Eindrücken vergebe ich 5 von 5 Funkelchen.

Bewertungssteinchen

Das Palais Reichenbach von Josephine Winter

Eindrücke: Das Palais Reichenbach würde ich als Familiendrama ansiedeln. Ein bisschen Liebe, sehr viel Fassade und vorgespielter Glamour. In diesem Roman dreht sich alles um die Familie Reichenbach, die der Enteignung des Adels entgegensieht und damit Angst um ihre Reichtümer hat. Reichtümer, die eigentlich gar nicht vorhanden sind. Bei der Familie Reichenbach ist alles mehr Schein als Sein und sie müssen einen Weg finden, sich vor dem Ruin zu retten. Josephine Winter zeigt dabei gleichermaßen das luxuriöse Leben der Reichenbachs auf, wie auch der Angestellten im Palais. Sie zeigt auf ganz wundervolle Weise, dass Adelige ähnliche Probleme wie Bedienstete haben können und lässt deren Welten aufeinander prallen.

Das Drama innerhalb der Familie spitzt sich zu, da sich einer der Söhne (Fridolin) irgendwie fehl am Platze fühlt, da seine Vorschläge alle beim Vater abprallen. Der andere Sohn kämpft mit ganz privaten Problemen, was der Geschichte eine sehr süße Note verliehen hat 🙂 Mir ist Prinz Georg dabei richtig ans Herz gewachsen. Die Familie versucht zusammenzuhalten, obwohl sie sich gar nicht wirklich kennt, denn jeder birgt ein kleines Geheimnis.

Spannung: Durch die inner-familiären Probleme, aber auch politischen Konflikte bleibt die Spannung stets erhalten. Die Geschichte wechselt zwischen den Einzelschicksalen, sodass man gar nicht in die Verlegenheit gerät durchatmen zu können.

Fazit: Wer auf Adel und Glamour steht, wird im Palais Reichenbach eine schöne Lektüre für den Tag am Strand oder Abend auf der Couch finden. Ich hatte den Roman binnen 4 Stunden gelesen, muss aber zugeben, dass ich mich nicht ganz mit den Figuren identifizieren konnte, dazu waren zu viele Wechsel da. Es gibt aber dennoch 4 von 5 Funkelchen.

4-funkelchen

Champagner, Charleston und Chiffon von Ulrike Bliefert

Eindrücke: Ich muss hier ja nochmal ein großes Lob aussprechen: Ulrike Bliefert lebt ihre Geschichten! Soviel Authentizität, dass man denkt, man lebt mitten in Berlin. Besonders zum Tragen gekommen ist das, als Ulrike auf der Metropolis-Berlin Lesung aus Champagner, Charleston und Chiffon vorgelesen hat. WOW! Sie hat eine ganz einnehmende Art und wundervolle Lese-Stimme. Es hatte einfach nur Spaß gemacht ihr zuzuhören, auch, wenn natürlich die anderen beiden Autoren auch toll waren. Bei Ulrike hat man aber gemerkt, wie viel Herzblut drin steckt, dass sie die Story lebt. Wer das beim Lesen des Buches nicht spürt, macht irgendwas falsch 😛 Denke ich.

Wenn ihr Lust auf einen waschechten Frauenroman habt, ich meine Frauen, keine Mädels mit Teenieherzschmerzstories, seid ihr bei Champagner, Charleston und Chiffon richtig. Euch erwartet ein Liebesroman mit Herzschmerz und Wendungen, die Stadt Berlin aus der Perspektive der Modezaren und natürlich dem goldenen Leben in Berlin (vor allem für das naive Mädel vom Lande interessant). Allerdings sind einige Charaktere ein wenig blass geblieben, was schade war.

Fazit: Tolle Atmosphäre, eine sehr gut recherchierte Geschichte und eine fesselnde Handlung – mehr braucht ein guter Roman nicht, oder? Ich gebe 5 von 5 Funkelchen.

Bewertungssteinchen

Kleines Schlusswort

Das Besondere an den drei Romanen ist, dass man sie quasi parallel lesen kann. Es existieren Sprungmarken in den eBooks, mit denen man von Titel A zu B springen kann, um eine eben gelesene Szene nochmal aus anderer Perspektive zu sehen. Damit ergibt sich das Gesamtbild der Geschehnisse auch erst, wenn man wirklich alle drei Bände gelesen hat. Total klasse gemacht und absolut neu auf dem Büchermarkt. Ich bin sicher, dass sich diese Variante der eBooks durchsetzen wird und man zukünftig weitere solcher Reihen lesen kann. Danke an Bastei Lübbe auch an dieser Stelle für die Möglichkeit an der Lesung teilzunehmen und natürlich für die Bereitstellung der Preise etc. für die Blogtour!