Carol O’Connell studierte Kunst und stellte danach lange Zeit Gemälde in Cafes aus. Ihren Debütroman „Ein Ort zum Sterben“ schrieb sie 1995. Seitdem hat sie mehrere Bestseller veröffentlicht.
Kreidemädchen
Autor: Carol O’Connell
Erscheinungsdatum: 12. Januar 2015
ISBN: 978-3442747412
Verlag: btb Verlag
(Gastrezension)
Klappentext:
„Im Central Park wird ein Mädchen aufgegriffen. Rote Haare, blaue Augen, blasses Gesicht. Wie eine Porzellanpuppe. Wären da nicht die Blutspuren auf ihren Schultern. Vom Himmel sei das Blut gekommen, erklärt sie den Polizisten. Als sie nach ihren Onkel Red gesucht habe. Armes verwirrtes Kind! Doch dann entdeckt man sie: die Leiche, die im Baum hängt. Detective Mallory, die sich des Falles annimmt, erkennt eine verletzte Seele, wenn sie einer begegnet. Und das seltsame Mädchen scheint mehr erlebt zu haben, als alle vermuten. Bald ermittelt die toughe Mallory in einem Dickicht aus Gewalt, Geheimnissen und psychischer Abhängigkeit.“Cover:
Das Cover ist in sehr düsteren Farben gestaltet, was aber gut auf die Stimmung im Buch abgestimmt ist.
Der Titel steht dabei im Mittelpunkt, ist zentral abgebildet. Der Bezug des Titels wird erst ganz zum Ende des Buchs aufgeklärt, ist aber gut verständlich. Im unteren Drittel des Covers sind, die in Blautönen gehaltenen, Umrisse einer Stadt zu sehen.Inhalt:
In diesem Falle gilt, je unscheinbarer das Cover, desto packender die Story 🙂 Das trifft für meinen Geschmack auf dieses Buch jedenfalls sehr gut zu. Wenn gleich auch der Anfang eine ab- bzw. erschreckende Wirkung hat. Wer stellt sich schon gerne eine Szenerie in einem Park vor, in dem es vor Ratten nur so wimmelt oder um es aus dem Buch zu zitieren, „es Ratten regnet“.
Für meinen Geschmack ist das schon ziemlich gruselig, vor allem als Einleitung. In eben diese Szene werden die Detectives Kathy Mallory und ihre Partner Riker gerufen. Sie treffen dabei auf das kleine, feenartige Mädchen „Coco“. Durch eine Beobachtung ihrerseits durchsucht die Polizei das Waldgebiet des Central Parks und findet dort eine Leiche, die an einem Baum aufgehängt wurde. Mallory und Riker beginnen zu ermitteln, wobei sie von „Coco“, ihrer einzigen Zeugin, zunächst nur eingeschränkt Hilfe erwarten können.
Die kleine, liebenswerte „Coco“ leidet nämlich unter dem Williams Syndrom und ist schwer traumatisiert. Sie schließt jedoch die eigenwillige Kathy Mallory direkt in ihr Herz und sieht eine Bezugsperson in ihr, was die Arbeit erleichtert. Es dauerte etwa 50 Seiten, bis ich mich in die Handlung eingefunden hatte, danach ließ sie mich jedoch nicht mehr los. Alleine die sehr vielfältigen Themen, die das Buch anspricht, empfinde ich als beeindruckend. Es geht sich um politische Intrigen, Machtspiele, psychische Abhängigkeiten aber auch extremes Mobbing unter Schülern. Sicher ein Thema, was aktueller nicht sein kann.Auch die Ausarbeitung der Charaktere habe ich als sehr intensiv und authentisch empfunden, vor allem, den der kleinen Coco. Die Autorin hat sich bewusst mit der Erkrankung des Williams Beuren Syndroms auseinandergesetzt. Das kleine Mädchen liebt Musik, hat ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl und ist, wie häufig bei Kindern mit WS, geräuschempfindlich. Sie ist sehr sprachgewandt (wer kann schon 400 Arten, wie eine Ratte stirbt in so jungen Jahren benennen), wodurch ihre geistigen Fähigkeiten auch im Buch schnell überschätzt werden. Ebenso zeigt sich Coco schnell distanzlos gegen Fremden, wie auch den Detectives. Ich konnte die Kleine einfach nur in mein Herz schließen.
Aufbau/Struktur/Stil:
Die Vorgeschichte der aktuellen Taten wird dem Leser stückchenweise, in Tagebuchausschnitten, berichtet. Diese leiten jeweils das Kapitel ein. Ich brauchte eine kurze Zeit, um mich in die Handlung einzufinden, danach baut sie jedoch dauerhaft Spannung auf und überrascht durch Wendungen. Sie schreibt sehr flüssig und setzt gern auch mal auf schwarzen Humor, was mir sehr gefallen hat. Für mich war dies das erste Buch von Carol O’Connell, es werden weitere folgen.Fazit:
Ein packender, außergewöhnlicher Thriller, mit beeindruckenden Charakteren! Von mir gibt es eine klare Empfehlung trotz Anlaufsschwierigkeiten. Es lohnt sich definitiv, diese zu überwinden.Ich gebe 5 von 5 Sternen.