Claire Hajaj absolvierte ihren Master in englischer und klassischer Literatur in Oxford. Für die UN bereiste sie vier Kontinente und schrieb u.a. Artikel für den BBC World Service. Mit dem Buch ISMAELS ORANGEN veröffentlichte sie ihren Debütroman. Sie, selbst, versucht ihren eigenen Weg zwischen den Kulturen der jüdischen und palästinensischen Bevölkerung zu finden. In ihrer Kindheit lebte sie im Nahen Osten in England. Aktuell lebt sie mit ihrer Familie in Beirut.
Ismaels Orangen
Autor: Claire Hajaj
Verlag: Blanvalet
Erscheinungsdatum: 16.März 2015
ISBN: 978-3764505165
Klappentext: „Kann Liebe wachsen, wo Hass gesät wird?
Jaffa, April 1948. Der siebenjährige Salim Al-Ismaeli, Sohn eines palästinensischen Orangenzüchters, freut sich darauf, die ersten Früchte des Orangenbaums zu ernten, der zu seiner Geburt gepflanzt wurde. Doch der Krieg bricht aus und treibt die ganze Familie in die Flucht. Von nun an hat Salim nur noch einen Traum: Eines Tages zu seinem Baum zurückzukehren und im Land seiner Väter zu leben.
Zur selben Zeit wächst Judith als Tochter von Holocaust-Überlebenden in England auf – und sehnt sich danach, irgendwann ein normales und glückliches Leben führen zu dürfen. Als Salim und Judith sich im London der Sechzigerjahre begegnen und ineinander verlieben, nimmt das Schicksal seinen Lauf und stellt ihre Liebe auf eine harte Probe …“Cover:
Das Bild des Covers zeigt einen jungen Mann, der sich immer weiter von einem großen, alten Orangenbaum entfernt.
Der Orangenbaum steht sowohl auf dem Cover als auch inhaltlich eine tragende Rolle. Die Farben des Covers sind sehr ansprechend gewählt, da es warme Gelb- und Brauntöne sind. Die warmen Farben stellen jedoch einen großen Kontrast zur Handlung dar.Inhalt:
Mich hat das Buch tief berührt und zum Nachdenken angeregt, wie es nur wenige Bücher schaffen. Man ist direkt mitten im Geschehen, sodass es einem leicht gemacht wird, sich in die aktuelle Lage der Protagonisten Salim und Judith zu versetzen. Die ganze Handlung des Buches spielt, vor dem immer noch aktuellen Konflikt zwischen der jüdischen und palästinensischen Bevölkerung.
Salim und Judith haben beide auf ihre eigene Art von Beginn an, mit ihren Wurzeln zu kämpfen. Der Konflikt zieht sich, trotz ihres gemeinsamen Widerstandes durch ihre ganzes Leben und ihre Partnerschaft. Salim, ein sehr stolzer Araber, erkennt im Laufe der Zeit, dass er sich seiner Herkunft nicht länger entziehen kann. Er denkt viel über seine Wurzeln nach, seine Zerrissenheit bestimmt sein ganzes Leben.
Judith, welche die Tochter von Überlebenden des Holocaust ist und in England geboren wurde, wünscht sich nichts mehr als ein „normales“ Mädchen zu sein. Sie fühlt sich durch ihre Religion häufig von der Gesellschaft ausgegrenzt. Dennoch ist sie nicht verbittert, sondern anderen Kulturen und Menschen gegenüber sehr offen, neugierig und warmherzig. Mir waren die beiden Protagonisten anfangs beide sehr sympathisch, weil sie versuchen sich gemeinsam kulturelle Grenzen einbrechen zu lassen und für nach und nach mutig für mehr Toleranz einsetzen. Salim verändert sich im Laufe der Geschichte stark und wird sehr verbissen, weil ihm von der Gesellschaft wenig Respekt entgegengebracht wird und er nur noch seinen eigenen Lebenstraum verwirklichen will. Die Familie und das Verhältnis der beiden zueinander leidet darunter immer stärker, was mich betroffen und traurig machte.Aufbau/Struktur/Stil:
Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Auf der einen Seite erfahren wir vom Leben des jungen Salim, welcher der Sohn eines arabischen Orangenbauern ist, auf der anderen Seite wird uns vom Leben der kleinen Judith, die viel von ihrer Großmutter über die Zeit des Holocaust erfährt, berichtet.
Beide kommen auf sehr verschiedenen, verworrenen Wegen nach England, wo sie einander später kennenlernen. Zwischendurch erfolgen immer wieder Zeitsprünge, die die Flüssigkeit des Lesens, leicht einschränken. Ansonsten konnte ich der Geschichte gut folgen. Dass arabische und hebräische Ausdrücke eingesetzt wurden, hat mir wirklich gut gefallen. Ich kannte auch die meisten der Begriffe.Man spürt deutlich, dass die Autorin selbst Tochter einer jüdischen Mutter und eines palästinensischen Vaters ist, sonst könnte sie die Gefühle und die Zerrissenheit der Menschen durch die Religionen, nicht so authentisch widerspiegeln. Sie beschreibt die Situationen sehr emotional und berührend. So schafft sie es durch ihre eigenen Erfahrungen, dem Leser viel über die Vergangenheit der Kulturen nahe zu legen.
Fazit:
Eine sehr bewegende, traurige Geschichte, die einen mit der doch immer noch sehr aktuellen Handlung des Nahostkonflikts, wiederholt zum Nachdenken anregt. Für mich ist das Buch sehr empfehlenswert!