Als ich mich im Rahmen der Blogparade „Richtig bloggen“ für das SEO (Search Engine Optimization oder Suchmaschinenoptimierung)-Thema entschieden habe, dachte ich, ich sei in meinem Element. Ich habe direkt losgelegt und recherchiert und war Feuer und Flamme. Allerdings musste ich dann bald ein paar Gänge zurückschalten, denn bald wurde klar: Wirklich „echte“ Kennzahlen aus der SEO gibt es für Blogger so gar nicht.

  1. Vorwort
  2. Einführung in die SEO
  3. Die passenden Ziele festlegen
  4. Die SEO- Kennzahlen: Sichtbarkeit, Backlinks und Co.
  5. Problemfälle: Absprungrate und Verweildauer
  6. Schlußwort

Persönliches Vorwort

Dieser Beitrag richtet sich an diejenigen, die sich bereits mit den SEO Basics auskennen. Falls ihr noch gar keine Ahnung habt, was SEO überhaupt ist, wird euch der Beitrag zunächst nicht weiter helfen. Bitte macht euch zunächst mit der SEO vertraut, und wieso sie grundsätzlich wichtig für einen Blogger ist.

Einige werden sicher direkt hellhörig werden und rufen: Aber was ist mit dem Page Rank! Tatsächlich achten noch sehr viele Unternehmen bei der Bewertung eines Blogs auf den PR, sehr zum Ärgernis der Blogger und natürlich anderer Webseiteninhaber. Die Toolbar wird nicht mehr geupdated, der Page Rank ist damit eigentlich wertlos geworden. Blogs, die wie meiner noch recht jung sind werden auf ewig beim PR 0 feststecken, egal wie „gut“ sie wirklich sind. Der fällt also ein für alle mal weg, lasst euch keinen Bären aufbinden und mit Fachgedusel zuquatschen. Der ist einfach irrelevant geworden, zumindest der, der für jeden Heinzwurst einsehbar ist. Ob Google da interne Daten hat, das weiß nur Google 😉

Glaubt keinem selbsternannten Google-Guru

WO wir beim Thema sind: Eigentlich weiß nur Google was wichtig für die SEO ist. „Experten“ sprechen von 50-500 Kriterien die zur Bewertung einer Webseite hinzugezogen werden. Warum das so sehr voneinander differiert? Naja, weil Google eigentlich alles geheim hält und die Informationen nicht nach außen dringen. Alle Informationen? Nein, ein kleiner Bruchteil hat sich aus dem Staub gemacht und kursiert als Basic Wissen im Netz 😉 Ok, ganz so war es dann doch nicht: Google selbst hat einfach eine Art, hm, Ratgeber veröffentlicht, den man zu seiner SEO hinzuziehen sollte: Die Google Einführung in Suchmaschinenoptmierung. Hier ist alles Wissen vermittelt, was ihr für die SEO braucht.

[Ich gehe hier stark auf Google ein, weil es einfach die bei uns am meisten genutzte Suchmaschine ist] In meinem Beitrag SEO für Blogger habe ich versucht dies auch nochmal „bloggergerecht“ zu erklären und nur die relevanten Punkte anzusprechen. Weitere Tipps und Tricks findet ihr aber auch im Zuge der aktuellen Blogparade 🙂

Google Handout

Screenshot: Google (18.04.2015)

Da ich mit konkreten Maßzahlen für die SEO aus Bloggersicht bisher intuitiv gearbeitet hatte und dabei herausfand, dass viele davon gar keine echten Kennzahlen sind, habe ich Michael Keukert von der AIXhibit AG hinzugezogen. Als Teamleiter für Online-Marketing kennt er sich aus (hoffe ich doch stark^^), daher habe ich ihn ganz frech gefragt, was für ihn wohl relevante SEO-Kennzahlen für Blogger wären. Die Antwort fiel dann ungefähr so aus: „Uff, naja. Von SEO halte ich nicht so viel“. STOP! Ihr denkt nun: Will die damit sagen, wir brauchen gar kein SEO? Juhuuuu, die Welt ist wieder fröhlich bunt. Sorry Folks, zu früh gefreut 😛 Tatsächlich meint er damit nur diejenigen Versprechen und Lobesyhymnen, die von selbsternannten SEO-Gurus kommuniziert werden. Natürlich sind die Basics relevant und sollten beachtet werden. Der ganze andere Zirkus ist aber meist einfach überpropagiert und führt in den meisten Fällen, wenn überhaupt, zu kurzfristigen Erfolgen.

Das Ziel definiert die Kennzahlen

Kein Grund zu verzagen, denn ein paar Tipps hatte er dennoch parat: Zunächst sollte man als Blogger sein Ziel festlegen, um die Maßzahl zu bestimmen. Im Falle des Bloggers ist das dann wohl der Traffic. Wir möchten also den Traffic messbar machen. Direkt gehen die Hände hoch: Na klar, dann also die Seitenaufrufe, oder? Äh, jein. Davon abgesehen, dass sich bei vielen Seitenaufrufen Bots verstecken (gerade Statistik-PlugIns sind davor nicht gefeit) und alle Zugriffe (direct, referral …) gezählt werden, hilft uns das erstmal nicht weiter. Das heißt, dass darunter ja beispielsweise die Zugriffszahlen fallen, die auch durch Social Media Maßnahmen kommen. Postet ihr einen Beitrag auf Facebook und erhaltet dadurch Seitenaufrufe, ist das für SEO erstmal nicht relevant, hier zählen nur die Zugriffe aus der organischen Suche, also diejenigen, die euch Suchmaschinen wie Google und Co. bescheren.

Weiterhin solltet ihr zwischen euren Stammbesuchern und neuen Besuchern differenzieren. Die Stammbesucher werden eure Webseite schon kennen und wohl gezielt Links aufrufen oder die URL eintippen. Die sind nice to have-klar. Aber auch hier für SEO irrelevant. Diese Informationen könnt ihr beispielsweise bei Google Analytics sehen. Ein gutes Tool, um Trafficquellen und Co. zu identifizieren.

Sichtbarkeit, Backlinks und Co.

Jetzt sind wir aber immernoch nicht bei den echten Kennzahlen angekommen, richtig? Man könnte Zahlen wie den Sichtbarkeitsindex, die allgemeinen Rankings oder auch Anzahl der (guten) Backlinks hinzuziehen.

Der Sichtbarkeitsindex zeigt auf, wie oft eine Domain unter verschiedenen Suchbegriffen (Keywords) unter den ersten 100 Domains im Netz bei der Suche auftaucht. Diesen kann man beispielsweise mit Sistrix ermitteln lassen. Das zeigt also, wie gut ihr euren Blog bei bestimmten Keywords in der Suchmaschinen-Suche bereits platzieren konntet. Kleines Beispiel: Der Index von Amazon liegt aktuell bei 2.151,61, die Bild liegt bei 259,77 und die FAZ bei 0,00 (wooot? -> unter der Adresse faz.de. hier erfolgt dann eine Umleitung direkt auf faz.net, deren Index ein wenig höher liegt. Warum aber haben die sich eigentlich eine .net-Domain gesichert? ). Meine Rabenmutti liegt bei süßen 0,02 – ist aber für mich voll ok, da sie erst ein Jahr alt geworden ist (mein Baby *.*)

Sistrix ErgebnisBacklinks erhöhen die Domainpopularität. Der Hintergrund ist, dass Backlinks als eine Art Empfehlung zu sehen sind. Je mehr Empfehlungen man hat (beispielsweise wie bei einem guten Restaurant), desto besser ist die Domainpopularität und damit die Google-Wertung. So sagt man. Aber Obacht: Nicht jeder Backlink ist gut, gerade von Webkatalogen sollte man eher Abstand nehmen. Auch Linktausch ist absolut tabu!Das ist aber ein gesondertes Thema. Allgemein sind Backlinks erstmal gut für euren Blog, es sollten nur qualitativ hochwertige sein und schon gar keine gekauften! Ehrlich gesagt achte ich nicht so aktiv auf meine Backlinks, die bauen sich von allein auf, indem ich an Blogparaden und Events teilnehme, Gastbeiträge verfasse und in ein paar Communities bin. Solang ein Blogger dies beherzigt und einfach ein wenig an der Bloggersphäre teilnimmt, bauen sich die Backlinks von alleine auf. Da muss er nichts mehr machen. Daher – also, wenn man sich an der Bloggersphäre aktiv beteiligt – würde ich die Backlinks auch nicht als SEO Kennzahl hernehmen, die man pushen muss. Wenn nicht, wird es höchste Zeit sich einzubringen 😉

Verfälschte Verweildauern durch Absprünge

Kennzahlen, die die Suchmaschine (angeblich, wer weiß das schon) als wichtig erachtet, sind die Absprungrate  sowie Verweildauer auf Webseiten. Bei Blogs eine besonders sensible Thematik. Meist ist das Nutzerverhalten so: Er sucht zu einem bestimmten Thema einen Artikel, vielleicht ein Lasagne-Rezept. Er wird auf dem Blog fündig, druckt es aus und ist wieder weg. Für Google könnte das signalisieren: „Oh, der Leser hat nicht gefunden was er gesucht hat und geht darum wieder, statt weiter zu klicken.“ In Wahrheit jedoch hat er das sehr wohl gefunden, nur war keine weitere Information (Klick) notwendig. Das lässt sich auf alle anderen Themen übertragen. Natürlich könnt ihr die beiden Werte miteinander betrachten: Habt ihr zwar eine hohe Absprungrate, aber dafür eine hohe Verweildauer, scheinen eure Artikel gut gelesen zu werden.

Jetzt kommt aber ein Knackpunkt hinzu: Klickt der Besucher keinen weiterführenden Link an, werden durchschnittlichen Sitzungsdauer und die Absprungrate (bounce rate) „falsch“ berechnet. Die Absprungrate berechnet sich aus den besuchten Seiten einer Sitzung, dabei wird die verbrachte Zeit berücksichtigt. Wenn der Besucher aber auf einer Seite Artikel A 15 Minuten liest und dann ohne zu Klicken wieder verlässt (er hat alle Informationen bekommen, die er wollte) wird dies als Absprung berechnet. Die verbrachte Zeit von 15 Minuten (eigentlich) wird dabei aber als 0:00 Min gewertet, da der Besucher „direkt“ abgesprungen ist. Gerade bei Foodblogs, wobei nur bestimmte Rezepte gesucht werden, kann das die Verweildauer sehr verzerren. Es würde sich anbieten,  etwa die Scrolltiefe mitzutracken, also wie weit herunter scrollen die jeweiligen Besucher bei den Artikeln. Das ist mit einer Menge Aufwand verbunden.

Eine weitere Methode wäre die Google Eventtracking API einzubauen. Davon habe ich kürzlich im Artikel „Absprungrate verringern und durchschnittliche Sitzungsdauer erhöhen“ gelesen. Anhand eines einfachen Java Scriptes soll es möglich gemacht werden, Google Analytics alle 10 Sekunden über den aktuellen Besucherstand zu informieren. Die Zahlen sollen also genauer werden. Ich habe dieses Script allerdings noch nicht gestestet und möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass man sich damit erstmal befassen sollte, ehe man es einbaut. Zwar wurde es von meinem Mann (er ist Systemadministrator und kennt sich damit besser aus als ich) auf den ersten Blick als bedenkenlos eingestuft, jedoch bedarf es noch weiterer Recherche und einem Selbsttest, ehe ich eine uneingeschränkte Empfehlung geben kann 😉 Ihr merkt aber schon, dass es wirklich anstrengend ist eine passende Kennzahl zu finden, oder?

Die Conversionrate macht im begrenzten Maße auch Sinn

Doch was kann man noch machen? Michael Keukert (Online-Marketing Spezialist) gab mir den Tipp auch die Conversionrate in Betracht zu ziehen. Zunächst erscheint das ein wenig merkwürdig, ist dies eigentlich eher maßgeblich im Bereich von Online-Shops und wird als „Umsatz- bzw. Umwandlungsrate“ aufgefasst. Sie berechnet sich normal aus der Anzahl der Visitis (Besuchen) und getätigten Käufen. Dabei spricht man von „Leads“ die generiert werden. In dem Fall ist der Kauf eines Produktes der Lead, was bei Blogs natürlich nicht passt. Doch auch hier lassen sich Leads definieren: Wenn der Blogger beispielsweise einen Newsletter anbietet oder vielleicht ein Whitepaper/eBooks als Gratis-Download, könnte er hierbei den Download bzw. das Abonnieren als Lead definieren. Die Conversionrate (X) würde dann wie folgt ermittelt werden:

Anzahl der Downloads bzw. Abonnements/Visits x 100 = Wert X in Prozent

Je höher der Wert X desto besser. Das gehört meiner Meinung nach aber definitiv zum Vokabular der fortgeschrittenen Blogger. Wenn man erfolgreiches Bloggen tatsächlich mit Geld verdienen, vielleicht sogar als zweites Standbein oder Hauptberuf sieht, dann sind solche Berechnungen wichtig. Möchte man einfach nur eine große Reichweite erlangen, aber nicht unbedingt professionell Bloggen, sehe ich die Conversionrate eher im Hintergrund. Spannend ist der Wert aber allemal (schon Werte um die 1-2% wären für einen Blogger sehr gut!).

Abschließende Gedanken zum SEO-Monster

Das Thema SEO ist wirklich knifflig. Die Basis ist das grobe Handwerk, was ein jeder berücksichtigen sollte. Verfeinert wird das dann mit Intuition, die man nur nach und nach erhalten kann. Sogar selbsternannte Online-Marketing Profis verschätzen sich hin und wieder und schicken URL´s in das Google-Grab, weil sie falsch lagen. Damit euch das nicht passiert, solltet ihr Abstand von zu aggressiven SEO-Prozeduren nehmen. Es reicht wirklich, wenn ihr euch die Basics zu Herzen nehmt und aktiv am Bloggerleben teilnehmt 🙂 Habt ein wenig eure Absprungraten und Verweildauern im Auge. Wer professioneller bloggen möchte und Newsletter und Co. zur Verfügung stellt sollte zudem die Conversionrate im Blick haben. Die ganze Kontrolle sollte aber nicht über dem zeitlichen Aufwand für eure Artikeln liegen: Wer gut recherchierte Artikel mit Herz und Verstand schreibt, sollte keine Probleme damit haben, gut zu ranken und auch gefunden zu werden. Und immer dran denken:

Schreibt für eure Leser, nicht für die Suchmaschinen, beherzigt lediglich die Basics und alles andere ergibt sich wie von selbst 🙂

Weitere Artikel zur Blogparade „Richtig bloggen“ – Teil 2 findet ihr ganz leicht mit Klick auf das jeweilige Thema 🙂 Beispielsweise wird euch Flo morgen kostenlose SEO-Tools vorstellen. Klingt das nicht gut? 😉