„Sannah & Ham“ versprach Bloggerfreundin Britt und mir eine romantisch-komische Liebesgeschichte – man soll nichts versprechen, was man nicht halten kann.

Die Idee zu der Doppelrezension entstand durch eine Aktion des Chicken House Verlag. Es sollten sich Bloggerpärchen zusammenfinden, um gemeinsam eine Rezension zu dem Buch abzugeben. Voller Vorfreude stürzten wir uns auf das Buch und erlebten unser erstes Mal (Doppelrezension mit Britt) miteinander. Witziger Kontext, denn dies sollte auch Hauptthematik in „Sannah und Ham“ (T. Ellen und L. Ivison Sannah) werden:

Sannah und Ham RezensionKlappentext:„Als ich aus der Toilette kam, stand ein Typ dort, der mich komisch anschaute. Wahrscheinlich hielt er mich für eine arme Irre, die sich selber Mut zusprach. O Gott, womöglich hatte der Typ durchs Schüsselloch geguckt. Oder er dachte, dass mit schlecht war und ich die ganze Zeit wie eine Blöde geredet hatte, um nicht kotzen zu müssen. Der Gedanke versetzte mich in Panik. „Ich hab nicht gekotzt“, stieß ichhervor.“

„Sannah und Ham“

T. Ellen und L. Ivison

Chicken House Verlag

 

BrittDen Anfang macht Britt, die das Buch gelesen hat und tief erschüttert zurück blieb. Mit der Hoffnung, dass es nicht wirklich so zugeht „in der Welt der Jugendlichen“, wünscht sie sich als Mutter, dass ihr Sohn einmal eine völlig andere Einstellung zum Thema Sex haben würde, als die Jugendlichen im Buch.
YasminEbenso ergeht es mir. Ich frage mich, was Hannahs Eltern nur falsch gemacht haben, dass ihre Tochter dem schönsten Akt der Welt so panisch entgegen sieht. Noch schlimmer: Es sich zur festen Aufgabe macht, per Deadline ihr Jungfräulichkeit zu verlieren und damit den Sex einfach hinter sich zu bringen. Ich bete dafür, dass ich meiner Tochter eine andere Vorstellung vom ersten Mal beibringen kann: Sex sollte mit einem Menschen stattfinden, für den man auch Gefühle hat – egal ob 15, 18 oder 25 Jahre alt.
BrittHannah sei noch nicht entjungfert, weil sie zu viel Prüfungsstress gehabt habe. Dabei ist Britt immer der Meinung gewesen, dass gerade für Mädchen das erste Mal etwas ganz besonderes sei und daher so perfekt wie möglich sein solle. Ein Mädchen nur mit einem Jungen schlafen würde, wenn sie ihn von Herzen liebe und die Schmetterlinge im Bauch herumschwirren.
YasminAn manchen Stellen habe ich mir an den Kopf gefasst und mich gefragt, ob das jetzt die „komische“ Stelle sein sollte. Das Buchcover gefiel mir sehr gut und auch der Klappentext hatte einen gewissen Reiz, da mir der Witz sehr gut gefiel. Das sollte aber auch so ziemlich einer der weniger Parts sein, die mich zum Lachen brachten (vorzeitige Ejakulation mal außen vor gelassen). „Komisch“ war das Buch auf eine andere Weise, wie Britt gut zusammengefasst hat:
BrittJeder wolle mit jedem
[schlafen] und außer bei einer der Freundinnen störe das auch niemanden, beschwert sie sich. Was sie allerdings im ganzen Buch vermisse, ist ein grundlegendes Thema: Es wurde nicht einmal die Verhütung angesprochen. Die Teenager fahren auf ein Festival und haben nicht einmal Kondome dabei?, fragt sie sich. Eines ist klar: In einem Jugendbuch gehöre Verhütung dazu.
YasminGanz meine Meinung. Und, wenn sie nur beiläufig mal die Pille erwähnt hätten, würde mich das Thema „Geschlechtskrankheiten“ auch noch stutzig machen. Natürlich ist es eine Liebesromanze, da sollte Liebe im Mittelpunkt stehen. Doch am Rande erwähnt, hätten die Autoren diese Thematiken einbringen können. Generell ist die ganze Geschichte eigentlich nichts anderes als eine (übertrieben formulierte) Alltagsgeschichte. Ich musste mich durch das Buch kämpfen und war ehrlich gesagt eher gelangweilt von den Problematiken der Teenies (dabei bin ich selbst noch nicht so alt). Auch, wenn das Buch für die Zielgruppe 14-17 Jahre angekündigt ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass sich eine breite Leserschaft findet. Das Buch behandelt im überzogenen Maße die Alltagsprobleme Jugendlicher – wenn ich ein Buch lese, will ich meine Probleme nicht vor die Nase gehalten bekommen, die kenne ich selbst. Ich will mich in einer Welt verlieren, die besser und schöner ist. Mich ablenken lassen und von Problemen abschweifen – aber nicht damit konfrontiert werden. Meiner Meinung nach, hat das Buch einfach das Thema verfehlt, denn außer Lügen, Intrigen, Sex und Selbstzweifel gibt das Buch nicht viel her. Mir fehlt der Tiefgang, der jeweils nur angerissen worden ist. Schade!
BrittAuch Britt scheint mit dem Buch zu hadern: Für sie habe das Buch nur eine Botschaft (hierfür nimmt sie den Tonfall des Buches auf) – „Fickt, wann immer ihr könnt egal mit wem“. Sie kommt auf die Rückseite des Buches zu sprechen, denn es wird mit „romantisch, komisch, wunderbar“ beworben. Romantik habe sie vermisst, gelacht habe sie gar nicht und wunderbar sei auch Nichts gewesen (Anmerk. Yasmin: höchstens das Ende, als man es zuklappen konnte 🙂 ). Im Gegenteil: Ihr kämen schon fast die Tränen, bei so viel Abgebrühtheit. Sie stellt eine wichtige Frage in den Raum: Sollte Sex nicht auch unseren Kindern als das Wertvollste und intimste vermittelt werden, was zwei Menschen miteinander teilen können?
YasminSie hat es auf den Punkt getroffen. Das Buch hat nur einen Tiefgang und dieser befindet sich zwischen Hannas Beinen. Emotional abgekühlt, rettet auch nicht der relativ gute Schreibstil (lässt man Ausdrücke wie „Ficken“, “Titten“ oder „Wichse“ außen vor). Für mich ist das Buch leider ein Totalverlust meiner Zeit. Für schöne Cover, die Grundidee und den Stil gibt es daher zwei Funkelchen.

 

2 Funkelsteine