Mahmoud Al-Zein wuchs in Beirut auf, welches vom Bürgerkrieg zerissen war und ständige Unruhen Normalität waren. Zu Beginn der 1980 Jahre kam er als Kriegsflüchtling nach Deutschland, jedoch kam er nie über eine Duldung hinaus. Al-Zein wurde unter anderem im Jahr 2003 wegen Drogenhandels zu einer Haftstrafe verurteilt, kehrte der Kriminalität den Rücken und setzt sich heute im Kreis seiner Familie dafür ein, dass die jüngere Generation aus seinen Fehlern lernt.

Klappentext:

„Mein Wort zählt. Nicht nur innerhalb der eigenen Familie, auch bei anderen Clans. Jugoslawen, Türken, Kurden, Russen – wir kennen uns alle, respektieren uns gegenseitig. Wenn mal jemand daneben tritt, wird auch mal ein Auge zugedrückt. Aber wenn die Grenze des Respekts überschritten wird, fließt Blut.“

Wichtige Informationen zum Buch:

Der Pate von Berlin

Autor: Mahmoud Al-Zein
Erscheinungsdatum: 01.Oktober 2020
ISBN: 978-3426278376
Verlag: Droemer Verlag

Meine Meinung:
Das Cover ist eine Art Selbstinszenierung, wie ich finde. Vor einem komplett schwarzen Hintergrund sitzt Mahmoud Al-Zein auf einem Ledersessel. Der Bezug zum Inhalt ist deutlich gegeben.

Ich muss vorab sagen, dass ich wenig bis gar kein Hintergrundwissen habe und hier völlig neutral an die Geschichte von Mahmoud Al-Zein gegangen bin. Interessant finde ich die Fakten, die ihn nach Deutschland gebracht habe und es ihm dann nicht mehr möglich machten, wieder nach Beirut zu kommen. Auch die Tatsache, dass es ihm immer wieder das Aufenthaltsrecht verweigert wurde, es nur eine Verlängerung der Duldung gab und es der Familie so erschwert wurde, sich auf „legalen“ Weg zu integrieren, hat wahrscheinlich zu seinem Werdegang beigetragen. Dennoch kommt es mir so vor, als sei das Buch recht einseitig beleuchtet, ich hätte es mir gewünscht, vllt auch offizielle Aussagen der anderen Seite(Amt etc) zu bekommen. So kann man miterleben, wie ein Mann mit Prinzipien versucht auf eigene Art Konflikte zu lösen, sich durchs Leben zu schlagen. Mich persönlich wundert nur, wie wenig Einfluss ganz offensichtlich Polizei oder Justiz auf die ganzen Machenschaften hatten? Ist es tatsächlich möglich, dass Angriffe auf Menschen, die im Krankenhaus enden, keinerlei Konsequenzen mit sich tragen? Ich bin mir nicht sicher, wie ich solche Aussagen einschätzen kann und soll. Und wenn die Polizei bzw. Justiz dann irgendwann Mahmoud Al-Zein beschattete etc, warum bekam er letztendlich relativ wenige rechtliche Konsequenzen zu spüren? Für mich wirft dieses Buch sehr viele Fragen auf, denn die Einblicke, die man bekommt, sind doch relativ vage gehalten.

Die Handlung wird aus Sicht von Mahmoud Al-Zein, in der Ich-Perspektive, geschildert. Dennoch fiel es mir stellenweise sehr schwer, mich in ihn und seine Gedanken hineinzuversetzen. Das Buch in verschiedene Lebensabschnitte von Al-Zein gegliedert. Der Schreibstil ist angenehm und man kann den Ereignissen problemlos folgen, aber ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass diese Dinge tatsächlich so geschehen sind.

Fazit:
„Der Pate von Berlin“ konnte mich durchaus fesseln, aber ich habe die Schilderungen als sehr einseitig empfunden, sodass ich den „Wahrgeheitsgehalt“ ein wenig anzweifele. Wenn man nur den Unterhaltungswert bewertet, kann ich das Buch aber empfehlen !!

Ich gebe drei von fünf Funkelchen.