Die Pubertät unserer Großen schreitet in einem bemerkenswerten Tempo voran. Mittlerweile ist die wachsende Oberweite nicht mehr zu verbergen, was oft genug ein Grund dafür ist, dass das Oberteil „flattern muss“, sonst zieht sie es nicht an. Das Argument, dass die Jungs das vielleicht ganz dufte finden, ist einfach nur „eklig“. Haare unter den Armen hat sie schon länger. Vor kurzem kommt die Tochter aus dem Badezimmer gesprungen:
„Hey, die ersten 5 Schamhaare, in 3 Reihen, ganz wie bei dir auf dem Kopf, Paps“.
War natürlich ein Riesenbrüller. Wenn man bedenkt, dass mein Resthaar mittlerweile grau ist, ergibt es wenig Sinn, aber wer fragt da schon. Der Sexualkunde Unterricht in der Schule wurde zwischenzeitlich intensiviert. Irgendwie immer noch übelst verklemmt, aber immerhin.
Der krönende Abschluss
Ich neige ja zu direkter Sprache, meine Kinder wissen also längst alles, und ich meine ALLES. Warum auch nicht? Meine Eltern waren damals, als der erste Duden erschien, sicher Pate für das Wort „Verklemmt“. Meine Aufklärung fand im Grunde durch die Bravo statt. Und durch die Jungs in der Schule, wobei da sicher vieles in den Bereich von Mythen und Legenden abzuheften war.
Es kam, wie es kommen musste. Das Thema neigte sich dem Ende entgegen, die Bio-Arbeit wurde geschrieben, der Abschluß sollte ein Highlight sein. „Wir fahren nächste Woche zu Pro Familia“. Ich schmunzelte. Meine Frau ebenfalls. Kurzer Blickkontakt. Ja, wir dachten das selbe.
Entsetzten an Tag X
Der Tag nahte. Kurz nach Schulschluß kam eine Messenger Nachricht. „Igitt. Ist ja ekelhaft. Hab fast gekotzt“. Mir fehlte zwar die Zuordnung, worum genau es ging, aber ich hatte eine Ahnung. Die Tochter kam heim. Hochroter Kopf. Immer noch angewidert. Man traute sich ja kaum zu fragen. Meine Frau preschte hervor: „Und? Was war denn?“
„Die hatten dort Holzpenisse. Und Kondome. Muss ich mehr sagen?“ Mir entfleuchte ein spontanes „Ja“.
„Die Dinger sind ja monströs groß und wir sollten ein Kondom aufziehen. Ich meine, ein Kondom. Hallo? Wer bin ich denn, was glauben die denn, was ich in meiner Freizeit mache? Und das Ding ist so ekelhaft glibberig und stinkt“ Tochter hielt einem die Finger hin. Okay, rochen tatsächlich nach Kondom. Nach den Guten. Die billigen riechen ja teils wirklich übel.
Übung macht den Meister
Zur Freude aller bekam sie noch ein Kondom mit nach Hause. Zum Üben. Ja, richtig gelesen. Als eine Art Hausaufgabe. Ich meine, wie absurd ist das denn bei einem Teenager, der den Anfang seiner Pubertät grade erlebt? Woran sollen die denn üben? Muss ich mir jetzt auch einen Holzpenis kaufen?
Unsicher schaute ich bei Amazon und eBay. Gäbe es tatsächlich zu kaufen. Puh, Glück gehabt. Ich erzählte ihr in dem Zusammenhang, dass die Damen des käuflichen Gewerbes solche Dinger mehrfach am Tag in der Hand haben, und wenn der Kunde es wünscht, auch im Mund. Ja, ich tue mich sehr schwer mit dem Lesen von Mimik, aber mir schlug purer Ekel entgegen. Leichtes Würgen.
Weich, wie eine Makkaroni Nudel
Die Frage an meine Frau, ob sie das denn auch mal gemacht habe. Der Tag war noch lang. Und intensiv. Und informativ. Für unsere Tochter vor allem. Zumindest weiß sie jetzt, wie man die Dinger handhabt, wenn auch völlig realitätsfern. Kein Ding ist so hart wie ein Holzpenis. Meine Erfahrung.
Wenn ich da an mein erstes Mal mit Kondom denke. Ungeübt. Nervös. Als wenn man einer weichgekochten Makkaroni einen Gummi überziehen wollen würde. Es endete natürlich im Desaster. Ob ich meiner Tochter dies erzählte? Nein. Manches muss sie selbst herausfinden.
Kritik: Verklemmter Sexualkunde-Unterricht
Ich bin nur immer noch erschrocken, wie verklemmt und fast peinlich anmutend der Sexualkunde Unterricht in 2018 stattfindet. Wenn man bedenkt, dass die Kids alles im Netz frei Haus geliefert bekommen, auch Hardcore (wenn man als Eltern nicht aufpaßt), dann ist das schon absurd. Natürlich reden die Kids auf dem Schulhof über das Thema. Natürlich wurde im Jugendzentrum auch schonmal versucht, solch eine Seite zu finden (was auch gelang zu meinem Entsetzen).
In der Schule wird immer noch versucht, das ganze mit Bienchen und Blümchen zu erklären. Und die Babys bringt dann der Klapperstorch. Blöd nur, wenn dann keiner der Lehrer erklären kann, wer denn den Klapperstorch „gevögelt“ hat, denn wie sonst wurde der schwanger?
Nachtrag: Die Lehrerin wird tatsächlich knallrot im Gesicht während des Unterrichtes. Zumindest sorgt das immer wieder für Brüller, wenn die Große heim kommt. Aufklärung findet in Filmform statt. Anstelle von „Karius und Backtus“ gibt es heute „Schwänzchen und Muschi“. Wenn man dann bedenkt, dass diese Filme vermutlich aus den 1970ern stammen werden, nun ja. Die Lehrerin möchte keine Fragen im Unterricht gestellt bekommen, sondern verwies gleich zu Anfang auf eine kleine Box, in die man Fragen einwerfen könne, die dann in der Folgewoche..richtig..in Filmform behandelt werden. Bevor jemand fragt: Die Frau ist geschätzt Mitte/Ende 40, eigentlich ein flotter Typ. Nur… Read more »
Danke, Mark, für die Ergänzung!!! Ja, wirklich seltsam, dass es das heute noch gibt. Ich habe das glücklicherweise bei meinem Sohn anders erfahren. Ich war natürlich nicht dabei 😉 … aber mein Eindruck ist, dass es für die Kinder interessant war (kenn jetzt 1 x Grundschule und 1 x weiterführende Schule). In einzelnen (Frage-)Stunden wurden die Kinder z.B. nach Geschlecht getrennt. Wie immer hat das natürlich viel mit der Person zu tun, die unterrichtet. Sexualität, und vor allem die eigene, ist nun mal immer noch mit einem Tabu behaftet (aller freizügiger Werbung, offenen Berichten und freiem Zugang zu Pornografie zum… Read more »
Die Tatsache, dass in 2018 einen das Thema Sexualität überall ungefragt anbrüllt, und zeitgleich eine sehr moderne Schule in die 1970er zurückfällt, ist mehr als absurd. Die angesprochene Lehrerin ist dieses Jahr 40 Jahre alt geworden, musste da mal nachsehen. Eigentlich ein flotter Typ. Locker. Die Schule ist eine der fortschrittlichsten, die ich je kennenlernen durfte. Von allen Formen der Medienvielfalt über Theater und Musik Gruppen, alles dabei. Inklusion. Integration. Multikulti. Aber beim Thema Sexualität ist alles vorbei. Dass man Mädchen nicht suggeriert, dass die Zukunft am Herd und im Kreißsaal stattfinden wird, ist schon fast ein wenig erstaunlich. Meine… Read more »
Mir wurde von einer Mama letztens erzählt da die Kinder in der Grundschule ein Condom über einen Besenstiel ziehen musste…. das fand ich extrem komisch und wir reden hier von einer Grundschule… Ich meine wenn keine Kohl zum Anschaffen von irgendwas da ist, dann nehmt doch Bananen oder Gurken. Die sponsere ich auch gerne!
Vielleicht eine Anlehnung an Bibi und Tina? 😉
Meine Kollegin und ich (Grundschule 3./4. Klasse) machen auch gerade sexualkunde. Als Einstieg hatten wir eine Fachfrau/Fachmann von einer Beratungsstelle eingeladen und besprechen jetzt vor allem die Pubertät, liebe und Gefühle, geschlechtsorgane, Hygiene und sprechen natürlich auch über Sex und Die Entwicklung des Babys im Mutterleib. Kondome ziehen wir nicht über in der Grundschule
Das finde ich wirklich toll! Daran sollte sich so manch Grundschule ein Vorbild nehmen… Vor allem eine echte Ansprechperson ist da mega wichtig… Wie oft alles anhand von einem „Film“ gezeigt und totgeschwiegen wird, hatte mich echt erschreckt…