Emmanuelle Pirotte ist eine belgische Schriftstellerin, sie lebt auch heute noch in Belgien. Ihr Debütroman „Heute leben wir“ war beim französischen Publikum sehr beliebt und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Außerdem wird das Werk verfilmt, die Dreharbeiten sollen schon begonnen haben.

Klappentext:

„Renée ist 6 oder 7, ganz genau weiß sie es nicht. Als elternloses jüdisches Mädchen wird sie im letzten Kriegswinter vor den Deutschen versteckt – bei den Nonnen, dem Pfarrer, den Bauern in den Ardennen. Bis sie dem SS-Offizier Matthias in die Hände fällt. Er verschwindet mit ihr im Wald, um sie zu erschießen, aber plötzlich nimmt alles einen ganz anderen Lauf. Dieses Mädchen mit den dunklen Augen wird Matthias Leben für immer verändern.“

Wichtige Informationen zum Buch:

Heute leben wir

Autorin: Emmanuelle Pirotte
Erscheinungsdatum: 23. März 2017
ISBN: 978-3103972115
Verlag: S. Fischer

Cover:
Auf dem Cover sieht man das Gesicht eines kleinen Mädchens, das sich hinter einer Holzwand versteckt. Dennoch sieht man die Neugier in ihren Augen. Die größtenteils düstere Stimmung, die zu der Zeit des Kriegs herrschte, wird durch den schwarzen Hintergrund sehr gut dargestellt. Mir gefällt die Gestaltung gut.

Inhalt:
„Heute leben wir“ ist der Debütroman der Autorin Emmanuelle Pirotte. Mich interessierte die Thematik gleich, es erinnerte mich in groben Zügen an „Der Pianist“. Wichtig zu sagen ist, dass die Autorin von ihren Großeltern, die im Krieg ein jüdisches Kind versteckten, inspiriert wurde. Ich denke, dass jeder von uns viel über die Zeit des zweiten Weltkriegs weiß. Sei es durch Erzählungen von den eigenen Großeltern, aus der Schulzeit oder auch durch Bücher, die man gelesen hat. Es gab eine Zeit, in der ich mehr als gesättigt schien, da wir in der Schule wirklich unheimlich viele verschiedene Aspekte aus der Zeit des Nationalsozialismus besprochen haben. In Erinnerung geblieben sind mir jedoch entweder die grausamsten Fakten, wie die Versuche, die Mengele durchführte oder aber Geschichten, die zeigen, dass nicht jeder seine Menschlichkeit oder auch seinen Verstand abgeschaltet hatte, und versuchte sich zu wehren. In „Heute leben wir“ begleiten wir ein kleines jüdisches Mädchen namens Renée, das weder seinen eigenen Namen kennt noch wer wo ihre Familie ist. Sie ist 7 Jahre alt und hat für ihr Alter schon erschreckend viel miterleben müssen. Sie hat schon viele Verstecke und damit auch Menschen, die ihr ans Herz gewachsen sind, verlassen. Ich habe Renée als unglaublich mutig, aber auch wahnsinnig sensibel wahrgenommen. Durch die vielen traumatischen Ereignisse hat sie wenig von der typischen kindlichen Naivität, die viele Altersgenossen zeigen. Doch gerade zu dem SS-Mann Matthias Straub baut sie eine intensive Beziehung auf. Er rettet sie und danach ist sie mit ihm emotional stark verbunden. Matthias fällt es, nach seiner Zeit in der SS jedoch sehr schwer, überhaupt Nähe zu zulassen. Renée schafft es dennoch, einen Platz in seinem Herzen zu finden. Besonders authentisch habe ich auch Matthias Gedanken empfunden. Kurz vorm Ende des Kriegs, sieht er wie wenig Perspektive es gibt, er irrt mehr oder weniger ziellos durch die Gegend.

Aufbau, Struktur & Stil:
„Heute leben wir“ wird in der dritten Person, sowohl aus Renées als auch aus Matthias Sicht geschildert. Ich hätte eine Sichtweise aus der Ich-Perspektive auch interessant gefunden, dennoch empfinde ich, gerade bei den hochemotionalen Geschehnissen, die hier teils beschrieben werden, eine Art Schutz, um ein wenig Abstand zu den Ereignissen halten zu können. Das soll nicht heißen, dass mich „Heute leben wir“ nicht berühren konnte, sondern viel mehr, dass ich gerade, weil es sehr ergreifend ist, ein solcher Abstand für mich wichtig gewesen ist. Gleich zu Anfang an, hat mich das Buch einfach gefesselt, die sehr liebevoll und authentisch gestalteten Charaktere und die Umstände, die zu vereinen, aber auch ihre Geschichte war wahnsinnig erschütternd. Die Kapitel sind von angenehmer Länge, ich hatte auch nach einer Lesepause, die ich hier aufgrund des Inhalts brauchte, keine Probleme mich wieder in die Handlung einzufinden. Der Schreibstil von Emmanuelle Pirotte ist recht bildlich, ich konnte mich gut in die Situationen hineinversetzen.

Fazit:
„Heute leben wir“ ist eine ergreifende, erschütternde aber auch wahnsinnig authentische Geschichte, die zeigt, wie wichtig menschliche Nähe aber auch Vertrauen in Extremlagen sind !!

Ich gebe fünf von fünf Funkelchen.

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