Renate Ahrens studierte Anglistik und Romanistik in Marburg, Lille und Hamburg. Sie arbeitete einige Jahre als Lehrerin bevor sie 1986 mit ihrem Mann nach Dublin zog, und begann als freie Autorin zu arbeiten. Renate Ahrens schreibt Romane, deutsch-englische Kinderbücher und auch Theaterstücke. Sie hat bereits viele Werke veröffentlicht, dazu gehören: „Fremde Schwestern“, „Der Wintergarten“ und „Die Welt steht Kopf“. Im Laufe der Jahre wurden Renate Ahrens einige Auszeichnungen verliehen.
Klappentext:
„Irma (86) musste einst als jüdisches Kind mit einem Kindertransport aus Nazi-Deutschland über England nach Irland fliehen. Ihre Eltern und Freunde blieben zurück und verschwanden so aus ihrem Leben. Dieses Trauma begleitet sie und ihre irische Familie das ganze Leben – alles Deutsche wurde aus dem Alltag verbannt. Irmas Tochter Leah findet keinen Zugang zu ihrer Mutter und resigniert angesichts ihrer zurückweisenden Art. Als sich Irmas Enkelin Rebecca in den deutschen Studenten Jonas verliebt, rüttelt sie an dem Familien-Tabu. Doch anstatt Rebeccas gewecktes Interesse an Deutschland abzulehnen, beginnt Irma zu erzählen: Von ihrer Kindheit, ihrer damaligen besten Freundin und von einer Schuld, die sie auf sich lud. Und langsam verändern sich die Beziehungen der drei Frauen.“
Wichtige Informationen zum Buch:
Das gerettete Kind
Autorin: Renate Ahrens
Erscheinungsdatum: 01.03.2016
ISBN: 978-3426281147
Verlag: Droemer
Cover:
Das Cover ist sehr gut auf die Stimmung im Buch angepasst. Es ist sehr schlicht und gleichzeitig ruhig, still gestaltet worden. Vor einem mintfarbenen Hintergrund sieht man in einer Ecke lediglich zwei Vögel sitzen, die sich gut davon abheben. Die Schrift des Titels ist sehr geschwungen und erinnert mich an einen Brief oder Tagebucheintrag.
Inhalt:
Bevor ich nun „Das gerettete Kind“ gelesen habe, kannte ich leider kein Werk der Autorin Renate Ahrens. Ein großer Fehler, wie sich herausgestellt hat, den ich sehr schnell ändern werde ;-). Sie spricht vor allem die Bewältigung der Vergangenheit an, denn diese zieht in der Familie, die hier im Fokus steht, immer noch sehr große Kreise. Aber auch die Konflikte, die daraus resultieren, sind ein wichtiges Thema. Wir begleiten als Leser dabei drei Protagonistinnen, verschiedener Generationen durch ihr Leben und bekommen dadurch vielseitige Informationen. Irma, deren Kindheit durch schreckliche Ereignisse im Holocaust jäh endete, ist sowas wie das Oberhaupt der Familie. Sie ist mittlerweile 86 Jahre alt und konnte ihr Trauma niemals verarbeiten, auch weigerte sie sich bisher überhaupt, darüber zu sprechen. Irma hat drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter namens Leah. Das Verhältnis zu ihrer Tochter war schon immer sehr angespannt, sodass die beiden sich nicht oft sehen. Leah fühlt sich oft missverstanden und ist stets gereizt, wenn das Thema Familie aufkommt. Rebecca, Leahs Tochter hingegen, liebt ihre Oma Irma über alles und die beiden haben eine sehr enge Beziehung zueinander, die bei Leah sogar Neid entstehen lässt. Rebecca, so scheint es ihr, kümmert sich mehr um ihre Großmutter als um ihre Mutter und vertraut ihr viel mehr an. Dies lässt natürlich Konflikte entstehen. Dann verliebt sich Rebecca auch noch in einen deutschen Jungen und will für ihn das Land verlassen. Das reißt sehr viele alte Wunden auf, die aber auch neue Aspekte in alte Beziehungen bringen.
Aufbau, Struktur & Stil:
Die Handlung wird in diesem Buch aus der Sicht der drei Protagonistinnen erzählt, jeweils in der Ich-Perspektive. Mir hat es sehr gut gefallen, dass die Sichtweisen und die verschiedenen Geschehnisse sich so regelmäßig abwechseln, man bekommt dadurch einen sehr intensiven Einblick in die Gefühle der drei Frauen und mir fiel es recht leicht, mich in deren Lage zu versetzen. Interessant finde ich auch, dass durch die Rückblenden in die Vergangenheit, ein Zeitenwechsel stattfindet. Weiterhin wird die Handlung durch Tagebucheinträge von Irma aufgelockert, wenn man bei dem Thema davon sprechen kann. Der Schreibstil der Autorin ist schlicht und trotzdem wie ich finde, sehr bildgewaltig. Ich konnte mir alle beschriebenen Situationen sehr gut vorstellen und sie wunderbar vor meinen Augen sehen. Renate Ahrens spricht die doch sensiblen Themen wahnsinnig behutsam an und geht empathisch auf die Probleme ein. Nachdem ich einmal begonnen hatte das Buch zu lesen, fiel es mir schwer es wieder weg zulegen. Das Ende hat mir richtig gut gefallen.
Fazit:
„Das gerettete Kind“ ist eine Geschichte, die mich berührt und sehr zum Nachdenken anregt hat. Es ist ein Buch, das ich Euch sehr ans Herz legen möchte.
Ich gebe fünf von fünf Funkelchen.