Autor: Tom Rob Smith
Erscheinungsdatum: 18.Mai 2015
Verlag: Goldmann
ISBN: 9783442472079
Tom Rob Smith studierte sowohl in Cambridge als auch in Italien. Nach dem Studium arbeitete er als Drehbuchautor. Mit „Kind 44“, seinem Debütroman, gelang ihm direkt ein internationaler Bestseller.
Cover:
Das Cover ist in weiße Farbe gehüllt, weiß steht für Unschuld, Frieden. Die Farbe ist also dem Inhalt ziemlich entgegengesetzt.
In der Mitte steht in grauer Schrift und grauen Ziffern der Titel. Ein schwarzer Mann läuft die Bahnschienen entlang. Ich finde es ist sehr passend gewählt.
Klappentext:
„Moskau 1953. Auf den Bahngleisen wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden, nackt, fürchterlich zugerichtet. Doch in der Sowjetunion der Stalinzeit gibt es offiziell keine Verbrechen. Und so wird der Mord zum Unfall erklärt. Der Geheimdienst-offizier Leo Demidow jedoch kann die Augen vor dem Offenkundigen nicht verschließen. Als der nächste Mord passiert, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln und bringt damit sich und seine Familie in tödliche Gefahr …“
Inhalt:
Ich habe immer gedacht, ich würde mich gut in diesem Bereich der Geschichte auskennen. Vor allem mit dem Zweiten Weltkrieg, der ein großes Thema spielt, habe ich mich viel auseinandergesetzt. Mit der sowjetischen Vergangenheit kenne ich mich detailliert nicht aus. Der Autor spricht hier einen wichtigen Bestandteil aus eben dieser politischen Geschichte um den gelebten Sozialismus in der Sowjetunion an.
Denunzieren war im Sozialismus an der Tagesordnung und gehörte zur Gesellschaftsordnung.
Das packende, das erschütternde, ist die Tatsache, dass Smith die politischen Umstände in der Stalin-Zeit realistisch wiedergibt.
Leo, der Protagonist, um den die Geschichte aufgebaut ist, ist ein regierungstreuer Agent des MDB, der das System zum ersten Mal in seinem Leben infrage zu stellen beginnt und anfängt zu ermitteln. Er beginnt sich während des Buchs zu wandeln, was ich sehr spannend und auch authentisch fand. Man kann sich gut einfühlen in diese Zeit, die Angst der Menschen aufzufallen, denunziert zu werden, Lügen „nur“ um des Überlebens Willen, die Korruption und die Unterdrückung. Leo wird immer weiter in die Geschichte verstrickt, er findet unerwartete Dinge über seine Frau heraus und gerät immer wieder in Lebensgefahr, trotzdem gibt er nicht auf. Ich konnte mich nicht mit Leo identifizieren jedoch war ich wirklich fasziniert von seinem Charakter.
Einfach nur schrecklich, aufwühlend und es lässt den Leser sehr nachdenklich aber auch wach gerüttelt zurück.
Es ist keine Geschichte, die einfach nur konstruiert und weit hergeholt ist, sondern beruht auf wahren Begebenheiten.
Aufbau/Struktur/Stil:
Kind 44 ist das Debüt des britischen Autors Tom Rob Smith. Der Autor hat sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und man merkt, dass er hervorragend recherchiert hat. Smith beschreibt detailliert das Leben in der Sowjetunion während Stalin an der Macht war, ohne das atemberaubende Tempo der Geschichte zu vernachlässigen. Er schafft es dem Leser die allgegenwärtige Angst, vor dem falschen Wort oder auch nur dem falschen Gedanken, und das Schweigen, das jedem Menschen befällt, authentisch nahe zu bringen. Nach dem Lesen hatte ich selbst ein andauerndes Gefühl der Beklommenheit. Es hat mich einfach mitgerissen, der Schreibstil ist sehr spannend. Auch wenn relativ schnell klar wird, wer der Mörder ist, gelingt es dem Autor durch immer wieder neue politische Details und unerwartete Wendungen in der Handlung zu fesseln.
Fazit:
Die erschreckend authentische Handlung hat bei mir Wirkung hinterlassen und mich nachdenklich gestimmt. Ein Buch, das den Leser mitreißt, wenn man sich auf den politischen Hintergrund einlassen kann!! Von mir gibt es eine klare Empfehlung zum Lesen.
Ich gebe fünf von fünf Sternchen.